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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Flugzeugs befand sich nur ein Dutzend anderer Passagiere. Bond lächelte, als er an den Schreck dachte, den Loelia Ponsonby bekommen würde, wenn sie wüsste, dass sich mit ihm insgesamt dreizehn Menschen in der Kabine befanden. Als er am Tag zuvor Ms Büro verlassen hatte und in sein eigenes zurückgekehrt war, um sich um die Einzelheiten des Fluges zu kümmern, hatte seine Sekretärin heftig dagegen protestiert, dass er sich an einem Freitag den Dreizehnten in ein Flugzeug setzen wollte.
    »Aber es ist immer gut, am dreizehnten Tag eines Monats zu reisen«, hatte Bond ihr geduldig erklärt. »Dann sind nämlich praktisch keine anderen Passagiere unterwegs, es ist sehr viel bequemer und man wird viel schneller bedient. Ich wähle immer den Dreizehnten aus, wenn es möglich ist.«
    »Tja«, hatte sie resigniert erwidert, »das ist Ihre Sache. Aber ich werde mir den ganzen Tag lang Sorgen um Sie machen. Und laufen Sie an diesem Nachmittag um Himmels willen nicht unter Leitern durch oder so etwas. Sie sollten Ihr Glück nicht überstrapazieren. Ich weiß nicht, warum Sie in die Türkei fliegen, und ich will es auch nicht wissen. Aber ich habe ein ungutes Gefühl deswegen.«
    »Ach, Sie und Ihre Gefühle!«, hatte Bond neckend entgegnet. »Ich führe Sie abends zum Essen aus, sobald ich zurück bin.«
    »Das werden Sie nicht tun«, hatte sie kühl gesagt. Später hatte sie ihn dann mit einem plötzlichen Anflug von Herzlichkeit zum Abschied auf die Wange geküsst, und Bond hatte sich zum hundertsten Mal gefragt, warum er sich mit anderen Frauen abgab, wenn seine eigene Sekretärin doch die liebste von allen war.
    Das Flugzeug sauste gleichmäßig über das endlose Meer aus Wattewolken, die stabil genug aussahen, um darauf zu landen, falls die Maschinen ausfallen sollten. Die Wolken teilten sich, und zu ihrer Linken erschien ein ferner blauer Dunst, bei dem es sich um Paris handelte. Eine Stunde lang flogen sie hoch über die verbrannten Felder Frankreichs, bis sich das Land hinter Dijon von einem blassen zu einem dunkleren Grün veränderte, während sie sich dem Juragebirge näherten.
    Das Mittagessen wurde serviert. Bond legte sein Buch zur Seite, verdrängte die Gedanken, die sich beim Lesen ständig zwischen ihn und den Text drängten, und starrte beim Essen auf den kühlen Spiegel des Genfer Sees hinunter. Als zwischen den Pinienwäldern nach und nach Schneeflecken auftauchten, die die kantigen Spitzen der Alpen bedeckten, erinnerte er sich an frühere Skiurlaube. Das Flugzeug umrundete den großen Eckzahn des Montblanc, der sich in ein paar Hundert Metern Entfernung an Backbord befand, und als Bond auf die schmutziggraue Elefantenhaut der Gletscher hinunterblickte, sah er sich selbst als jungen Mann in seinen Teenangerjahren mit einem Seil um die Taille, wie er sich an die Spitze eines Felsvorsprungs am Aiguilles Rouge d’Arolla klammerte, während seine beiden Begleiter von der Genfer Universität Zentimeter für Zentimeter über den glatten Felsen zu ihm hinaufkletterten.
    Und nun? Bond lächelte sein Spiegelbild im Flugzeugfenster ironisch an, als das Flugzeug die Berge hinter sich ließ und über die knotige
terrazza
der Lombardei flog. Wenn dieser junge James Bond auf der Straße auf ihn zukommen und ihn ansprechen würde, würde er den unschuldigen, eifrigen Jungen, der er mit siebzehn Jahren gewesen war, erkennen? Und was würde dieser Junge von ihm denken, dem Geheimagenten, dem älteren James Bond? Würde er sich unter der Oberfläche dieses Mannes wiedererkennen, der von den Jahren des Verrats und der Skrupellosigkeit und der Angst entstellt war – dieser Mann mit den kalten, arroganten Augen und der Narbe auf der Wange und der flachen Ausbuchtung unter der linken Achselhöhle? Wenn dieser Junge ihn erkannte, wie würde er über ihn urteilen? Was würde er von Bonds aktuellem Auftrag halten? Was würde er von dem schneidigen Geheimagenten denken, der durch die Welt reiste, um eine neue und äußerst romantische Rolle zu erfüllen – als Kuppler für England?
    Bond verdrängte den Gedanken an seine vergangene Jugend. Nicht in der Vergangenheit verharren. Zu überlegen, was hätte sein können, war Zeitverschwendung. Folge deinem Schicksal und gib dich damit zufrieden, und sei froh, dass du kein Gebrauchtwagenhändler oder Boulevardpressejournalist bist, der nach Gin und Nikotin stinkt, oder ein Krüppel – oder tot.
    Während er auf die sonnenverdorrte Ausdehnung Genuas und das sanfte blaue Wasser des

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