James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
natürlich konnte er nicht
garantieren
, dass er das Geschäft mit ihr machen würde.«
Bond sagte nichts. Er glaubte, zu wissen, was nun kommen würde.
»Dieses Mädchen wird das alles nur unter einer Bedingung tun.« Ms Augen verengten sich zu scharfen, bedeutungsvollen Schlitzen. »Dass Sie nach Istanbul reisen und sie und die Maschine sicher nach England bringen.«
Bond zuckte mit den Schultern. Das stellte für ihn keine Schwierigkeit dar. Aber … Er schaute M aufrichtig an. »Sollte ein Kinderspiel sein, Sir. Soweit ich das sehen kann, gibt es nur einen Haken. Sie hat bisher nur Fotos von mir gesehen und eine Menge aufregender Geschichten gelesen. Wenn ich ihr wahrhaftig gegenüberstehe, entspreche ich vielleicht nicht ihren Erwartungen.«
»An dieser Stelle kommt die Arbeit ins Spiel«, sagte M eisern. »Aus diesem Grund habe ich Ihnen diese Fragen über Miss Case gestellt. Es ist nun Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Sie ihren Erwartungen
auf jeden Fall
entsprechen.«
»BEA BRINGT SIE ANS ZIEL …«
Die vier kleinen Propeller mit den eckigen Spitzen drehten sich einer nach dem anderen langsam und wurden zu vier wirbelnden Flecken. Das leise Summen der Turbojettriebwerke schwoll zu einem schrillen, gleichmäßigen Jaulen an. Die relativ geringe Lautstärke des Lärms und das vollkommene Fehlen jeglicher Vibration stellten einen kompletten Gegensatz zu dem stotternden Dröhnen und den angestrengten Pferdestärken des anderen Flugzeugs dar, mit dem Bond hergeflogen war. Als die Viscount elegant auf die schimmernde Ost-West-Startbahn hinausrollte, hatte Bond das Gefühl, in einem teuren mechanischen Spielzeug zu sitzen. Der Chefpilot brachte die vier Turbojettriebwerke auf volle Kraft, bis sie laut kreischten, und löste dann mit einem Ruck die Bremsen. Die zehn Uhr dreißig BEA-Maschine mit der Flugnummer 130 nach Rom, Athen und Istanbul nahm Geschwindigkeit auf, raste die Startbahn entlang und erhob sich ohne Probleme in die Luft.
Innerhalb von zehn Minuten hatten sie eine Höhe von sechstausend Metern erreicht und folgten dem breiten Luftkanal zwischen dem Mittelmeer und England in Richtung Süden. Das Kreischen der Jettriebwerke erstarb zu einem leisen, säuselnden Pfeifen. Bond löste seinen Sicherheitsgurt und zündete sich eine Zigarette an. Er griff nach dem dünnen, teuer aussehenden Aktenkoffer auf dem Boden neben sich, nahm eine Ausgabe von
Die Maske des Dimitrios
von Eric Ambler heraus und stellte den Koffer, der trotz seiner geringen Größe sehr schwer war, auf den Sitz neben sich. Er dachte darüber nach, wie überrascht der Mann am Eincheckschalter am Londoner Flughafen gewesen wäre, wenn er den Koffer gewogen hätte, anstatt ihn einfach als Handgepäck durchgehen zu lassen. Und wie interessiert die Zollmitarbeiter daran gewesen wären, sobald sie den Koffer mit dem Inspektoskop untersucht hätten.
Die Q-Abteilung hatte diesen schicken kleinen Koffer zusammengebastelt und die sorgfältige Handarbeit der Herstellerfirma Swaine und Adeney herausgerissen, um fünfzig Kugeln .25-Minution hineinzupacken, die sich nun in zwei flachen Reihen zwischen dem Leder und dem Innenfutter an der Rückwand des Koffers befanden. Außerdem steckten in beiden unschuldig aussehenden Seiten des Koffers Wurfmesser von Wilkinson, deren Griffe gekonnt durch die Nähte an den Ecken verborgen wurden. Trotz Bonds Bemühungen, sie davon abzubringen, hatten die Mitarbeiter der Q-Abteilung darauf bestanden, ein verstecktes Aufbewahrungsfach in den Griff des Koffers einzubauen, aus dem bei der entsprechenden Druckanwendung eine Zyankalikapsel in seine Hand fallen würde. (Gleich nachdem Bond den Koffer erhalten hatte, hatte er die Kapsel in der Toilette heruntergespült.) Sehr viel wichtiger war die dicke Tube mit Palmolive-Rasierschaum in dem ansonsten unauffälligen Kulturbeutel. Wenn man den Deckel abschraubte, kam darin der Schalldämpfer für seine Beretta zum Vorschein, der sicher in Watte eingepackt war. Falls er Bargeld benötigen sollte, befanden sich im Deckel des Aktenkoffers fünfzig Goldmünzen. Diese konnten herausgeholt werden, indem man ein Stück der Randverstärkung zur Seite schob.
Dieser komplizierte Koffer voller Tricks amüsierte Bond, doch er musste auch zugeben, dass das Gepäckstück trotz seiner gut dreieinhalb Kilo Gewicht eine praktische Möglichkeit darstellte, seine Arbeitswerkzeuge mit sich herumzutragen, die er ansonsten an seinem Körper hätte verstecken müssen.
An Bord des
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