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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Mittelmeers hinunterstarrte, verschloss Bond seinen Geist vor der Vergangenheit und konzentrierte sich auf die unmittelbare Zukunft – auf seine Aufgabe, die er in Gedanken bissig als »Kuppelei für England« bezeichnet hatte.
    Denn genau das, wie auch immer man es sonst bezeichnen wollte, war es, was er an dem Ort, zu dem er unterwegs war, tun würde – ein Mädchen verführen, und zwar so schnell wie möglich. Ein Mädchen, das er noch nie zuvor gesehen und dessen Namen er gestern zum ersten Mal gehört hatte. Und egal wie attraktiv sie war – und der Leiter von T hatte sie als »sehr hübsch« beschrieben –, Bond würde sich die ganze Zeit über nicht auf sie, sondern auf das, was sie bei sich hatte, konzentrieren müssen – die Mitgift, die sie mit in die Ehe brachte. Es würde so sein, als würde man versuchen, eine reiche Frau ihres Vermögens wegen zu heiraten. Würde er in der Lage sein, diese Rolle zu spielen? Vielleicht konnte er die richtigen Mienen aufsetzen und das Richtige sagen, aber würde sich sein Körper von seinen geheimen Gedanken trennen können und der Liebe gerecht werden, die er ihr verkündete? Wie verhielt man sich als Mann glaubwürdig im Bett, wenn man mit den Gedanken voll und ganz auf das Bankkonto einer Frau konzentriert war? Vielleicht lag in der Vorstellung, dass man einen Sack voller Gold plünderte, ein gewisser erotischer Reiz. Aber eine Chiffriermaschine?
    Elba zog unter ihnen vorbei, und das Flugzeug glitt in seinen achtzig Kilometer langen Anflug auf Rom. Eine halbe Stunde zwischen den plappernden Lautsprechern des Ciampino-Flughafens, Zeit für zwei ausgezeichnete Americanos, und dann waren sie wieder unterwegs und flogen geradewegs zur Stiefelspitze Italiens hinunter. Bonds Geist widmete sich wieder den winzigen Details des Rendezvous, das mit einer Geschwindigkeit von fast fünfhundert Stundenkilometern immer näher kam.
    War das Ganze womöglich ein komplizierter Plan des MGBs, den er einfach nicht durchschauen konnte? Lief er geradewegs in eine Falle, die nicht einmal Ms genialer Verstand erkennen konnte? Der Himmel wusste, dass M sich wegen der Möglichkeit einer solchen Falle sorgte. Jeder vorstellbare Blickwinkel auf den Beweis, für oder gegen einen Hinterhalt, war gründlich untersucht worden – nicht nur von M, sondern auch von der versammelten Truppe der einzelnen Abteilungsleiter, die sich den ganzen gestrigen Nachmittag und Abend damit beschäftigt hatten. Doch wie sie den Fall auch betrachtet hatten, niemand war in der Lage gewesen, herauszufinden, was den Russen eine solche Aktion bringen könnte. Möglicherweise wollten sie Bond entführen und befragen. Aber warum Bond? Er war ein Agent im Einsatz und hatte nicht viel mit den allgemeinen Geschäften des Secret Service zu tun. Er wusste nichts, was für die Russen von Interesse sein könnte, abgesehen von den Details seines aktuellen Auftrags und einer gewissen Menge Hintergrundinformationen, die jedoch keinesfalls entscheidend sein konnten. Vielleicht wollten sie Bond auch töten, als eine Art Racheakt. Allerdings hatte er seit zwei Jahren nichts mehr mit ihnen zu tun gehabt. Wenn sie ihn töten wollten, hätten sie ihn einfach auf Londons Straßen oder in seiner Wohnung erschießen oder eine Bombe in seinem Auto platzieren können.
    Bonds Gedanken wurden von der Stewardess unterbrochen. »Bitte schnallen Sie sich an.« Während sie sprach, sackte das Flugzeug auf Übelkeit erregende Weise abrupt nach unten und wurde dann mit einem hässlichen, angestrengten Dröhnen der Jetturbinen wieder nach oben gehoben. Der Himmel draußen war plötzlich schwarz. Regen trommelte gegen die Fenster. Ein blendender blauweißer Blitz flackerte auf, und gleich darauf folgte ein Krachen, als ob sie von einer Flugabwehrrakete getroffen worden wären. Das Flugzeug erzitterte und bäumte sich inmitten des elektrischen Sturms auf, der kurz hinter der Mündung des Adriatischen Meers über sie hergefallen war.
    Bond vernahm den Geruch der Gefahr. Es war ein echter Geruch, so etwas wie die Mischung aus Schweiß und Elektrizität, die man in einem Vergnügungspark riechen konnte. Wieder zuckten Blitze am Fenster vorbei. Es krachte. Es fühlte sich an, als befänden sie sich in der Mitte des Donnerschlags. Plötzlich erschien ihm das Flugzeug unglaublich klein und zerbrechlich. Dreizehn Passagiere! Freitag der Dreizehnte! Bond dachte an Loelia Ponsonbys Worte, und seine Hände fühlten sich auf den Armlehnen des Sitzes ganz

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