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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Zitrone gebissen hätte. »Sie hat daraufhin alle Ihre Fälle gelesen und kam zu dem Schluss, dass Sie ein ziemlicher Teufelskerl sein müssen.«
    Bond senkte den Blick. Ms Gesichtsausdruck blieb unverbindlich.
    »Sie sagt, Sie hätten ihr besonders gefallen, weil Sie sie an den Helden eines Buches von einem Russen namens Lermontow erinnerten. Offenbar ist das ihr Lieblingsbuch. Dieser Held mag das Glücksspiel und verbringt seine ganze Zeit damit, in Prügeleien zu geraten und sich irgendwie wieder aus ihnen herauszuwinden. Jedenfalls erinnerten Sie sie an ihn. Sie sagt, sie konnte an nichts anderes mehr denken, und eines Tages kam ihr die Idee, dass sie sich in eines ihrer Zentren im Ausland versetzen lassen könnte, um Sie von dort aus zu kontaktieren, und Sie würden dann kommen und sie retten.«
    »Das ist die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe, Sir. Der Leiter von T hat das doch sicherlich nicht geschluckt.«
    »Nun warten Sie doch erst mal ab«, sagte M gereizt. »Urteilen Sie nicht so vorschnell, nur weil etwas geschehen ist, wovon Sie vorher noch nie gehört haben. Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie wären ein Filmstar anstatt in Ihrer jetzigen Branche. Dann würden Sie dämliche Briefe von Mädchen von überall auf der Welt bekommen, in denen weiß der Himmel was für ein Schwachsinn darüber steht, dass sie nicht ohne Sie leben könnten und was weiß ich. Dieses eine dumme Mädchen, um das es hier geht, arbeitet zufällig als Sekretärin in Moskau. Wahrscheinlich ist die gesamte Abteilung mit Frauen besetzt, genau wie unser Archiv. Dort ist weit und breit kein einziger Mann zu sehen, und da sieht sie sich plötzlich Ihren, äh, schneidigen Gesichtszügen in einer Akte gegenüber, mit der sie immer wieder arbeiten muss. Und dann entwickelt sie für diese Bilder das, was man, glaube ich, als ‚Schwärmerei‘ bezeichnet, genauso wie Sekretärinnen überall auf der Welt Schwärmereien für diese scheußlichen Gesichter in den Zeitschriften entwickeln.« M schwenkte seine Pfeife zur Seite, um seine Unkenntnis über diese schreckliche weibliche Angewohnheit zum Ausdruck zu bringen. »Der Himmel weiß, dass ich nicht viel Ahnung von diesen Dingen habe, aber Sie müssen zugeben, dass sie durchaus vorkommen.«
    Bond lächelte angesichts dieser Bitte um Hilfe. »Nun, um ehrlich zu sein, Sir, fange ich langsam an zu erkennen, dass ein gewisser Sinn dahintersteckt. Es gibt keinen Grund, warum ein russisches Mädchen nicht genauso albern sein sollte wie ein englisches. Aber mit dieser ganzen Aktion hat sie ganz schön Mumm bewiesen. Hat der Leiter von T erwähnt, ob ihr die Konsequenzen bewusst sind, falls man sie erwischt?«
    »Er sagte, sie sei außer sich vor Angst gewesen«, erwiderte M. »Sie hat sich auf der Fähre die ganze Zeit umgeschaut, um festzustellen, ob sie jemand beobachtete. Doch außer ihnen schienen nur die üblichen Bauern und Pendler an Bord zu sein, die diese Schiffe normalerweise nutzen, und da es eine späte Fähre war, befanden sich ohnehin nicht allzu viele Passagiere an Bord. Aber warten Sie, Sie haben ja noch nicht einmal die Hälfte der Geschichte gehört.« M nahm einen langen Zug von seiner Pfeife und blies die Rauchwolke nach oben in Richtung des sich langsam drehenden Ventilators über seinem Kopf. Bond beobachtete, wie sich der Rauch darin verfing und sich in der wirbelnden Bewegung in Nichts auflöste. »Sie erzählte Kerim, dass sich diese Leidenschaft für Sie nach und nach in eine Phobie verwandelt hätte. Sie fing an, den Anblick russischer Männer zu hassen. Mit der Zeit wurde daraus eine Abneigung gegen das Regime und besonders gegen die Arbeit, die sie für diese Leute, und damit sozusagen gegen Sie, machte. Also bewarb sie sich für eine Versetzung ins Ausland, und da ihre Fremdsprachenkenntnisse sehr gut waren – sie spricht Englisch und Französisch –, wurde ihr schließlich Istanbul angeboten, vorausgesetzt, sie würde sich der Chiffrierabteilung anschließen, was ein geringeres Einkommen bedeuten würde. Langer Rede kurzer Sinn, nach einer sechsmonatigen Ausbildung traf sie vor drei Wochen in Istanbul ein. Dann hörte sie sich ein wenig um und stieß auf den Namen unseres Mannes Kerim. Er ist schon so lange dort, dass mittlerweile jeder in der Türkei weiß, was er macht. Es stört ihn nicht, und es lenkt die Aufmerksamkeit der Leute von den Spezialisten ab, die wir gelegentlich dorthin schicken. Es kann nicht schaden, an einigen dieser Orte einen

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