James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Mann an der Front zu haben. Zu uns würden auch eine Menge Leute kommen, wenn sie wüssten, wo sie hingehen und mit wem sie reden müssen.«
»Ein öffentlicher Agent kommt oftmals besser zurecht als ein Mann, der sehr viel Zeit und Energie aufwenden muss, um undercover zu bleiben«, kommentierte Bond.
»Also schickte sie Kerim die Botschaft. Nun will sie wissen, ob er ihr helfen kann.« M hielt inne und zog nachdenklich an seiner Pfeife. »Natürlich reagierte Kerim anfangs genau wie Sie. Er forschte ein wenig nach und suchte nach einer Falle. Doch er konnte einfach nicht verstehen, was die Russen davon haben sollten, ein Mädchen zu uns rüberzuschicken. Unterdessen fuhr der Dampfer immer weiter durch den Bosporus und würde schon bald umdrehen, um nach Istanbul zurückzukehren. Und das Mädchen wurde immer verzweifelter, während Kerim versuchte, den Haken an ihrer Geschichte zu finden. Und dann«, sagte M und seine Augen funkelten sanft, »kam der entscheidende Umstand.«
Dieses Funkeln in Ms Augen, dachte Bond. Wie gut er diese Momente kannte, in denen Ms kalte graue Augen seine Aufregung und Gier verrieten.
»Sie hatte noch eine letzte Karte, die sie ausspielen konnte. Und sie wusste, dass es die Trumpfkarte war. Wenn sie zu uns nach England kommen durfte, würde sie ihre Chiffriermaschine mitbringen. Es handelt sich um die nagelneue Spektor-Maschine. Wir würden fast alles geben, um so ein Ding in die Finger zu bekommen.«
»Gott«, murmelte Bond leise, während sein Verstand versuchte, die Bedeutung eines solchen Preises zu begreifen. Die Spektor-Maschine! Das Gerät, das es ihnen ermöglichen würde, sämtliche streng geheimen Kommunikationen zu entschlüsseln. Diese Maschine zu haben, selbst wenn ihr Verlust sofort bemerkt und die Einstellungen verändert werden würden oder sie die Maschine in sämtlichen russischen Botschaften und Spionagezentren überall auf der Welt außer Betrieb nehmen würden, wäre ein unbezahlbarer Sieg. Bond wusste nicht viel über Kryptografie und wollte aus Sicherheitsgründen – falls er jemals gefangen genommen werden sollte – auch so wenig wie möglich über ihre Geheimnisse wissen, aber ihm war zumindest klar, dass der Verlust der Spektor-Maschine beim russischen Geheimdienst als gewaltige Katastrophe angesehen werden würde.
Damit hatte sich die Sache für Bond erledigt. Er übernahm sofort Ms Glauben an die Geschichte des Mädchens, so verrückt sie auch klingen mochte. Dass ihnen eine Russin dieses Geschenk brachte und dafür auch noch ein so enormes Risiko auf sich nahm, konnte nur bedeuten, dass es sich um eine Verzweiflungstat handelte – verzweifelte Verliebtheit, wenn man so wollte. Ob die Geschichte des Mädchens nun der Wahrheit entsprach oder nicht, die Einsätze waren zu hoch, um zu passen.
»Verstehen Sie, 007?«, fragte M leise. Die Aufregung in Bonds Augen machte es leicht, seine Gedanken zu erraten. »Verstehen Sie, was ich meine?«
Bond wollte sich absichern. »Aber hat sie denn gesagt, wie sie es anstellen könnte?«
»Nicht genau. Aber Kerim meint, sie war sich absolut sicher. Sie hat etwas von einer Nachtschicht erwähnt. Offenbar hat sie in manchen Nächten allein Dienst und schläft dann auf einem Feldbett im Büro. Sie schien keine Zweifel zu haben, obwohl ihr klar war, dass sie sofort erschossen werden würde, wenn irgendjemand bezüglich ihres Plans auch nur den leisesten Verdacht schöpfte. Sie war sogar besorgt, dass etwas passieren könnte, wenn Kerim mir über die ganze Angelegenheit Bericht erstatten würde. Er musste ihr versprechen, das Telegramm persönlich zu codieren, es mittels Einmalverschlüsselung zu senden und keine Durchschläge aufzubewahren. Selbstverständlich kam er ihrer Bitte nach. Sobald sie die Spektor-Maschine erwähnt hatte, wusste Kerim, dass es sich für uns um den wichtigsten Coup seit dem Krieg handeln könnte.«
»Was ist dann passiert, Sir?«
»Der Dampfer näherte sich einem Ort namens Ortaköy. Sie sagte, sie werde dort von Bord gehen. Kerim versprach, das Telegramm noch in dieser Nacht loszuschicken. Sie weigerte sich, Vorkehrungen zu treffen, um mit ihm in Kontakt zu bleiben. Sie sagte nur, sie würde ihren Teil der Abmachung einhalten, wenn wir das Gleiche täten. Dann wünschte sie ihm einen guten Abend und mischte sich unter die Leute, die die Gangway hinuntergingen, und das war das letzte Mal, dass Kerim sie sah.«
M lehnte sich plötzlich vor und starrte Bond mit harten Augen an. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher