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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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mit der Geschwulst im Nacken, hat, wie sich herausgestellt hat, auch im Gesicht Beulen. Ein dummer, hässlicher Schläger. Seinen Ausweis habe ich nicht zu sehen bekommen. Er reist sitzend in der ersten Klasse, wie ich. Er muss seinen Pass erst an der Grenze vorzeigen. Aber er hat seine Fahrkarte übergeben.« Wie ein Zauberer zog Kerim eine gelbe Fahrkarte für die erste Klasse aus seiner Jacketttasche. Dann steckte er sie wieder weg und grinste Bond stolz an.
    »Wie ist Ihnen das gelungen?«
    Kerim schmunzelte. »Bevor er sich für die Nacht eingerichtet hat, ist dieser dumme Ochse auf die Toilette gegangen. Ich stand im Gang und erinnerte mich plötzlich, wie wir als Kinder immer im Zug schwarz gefahren sind. Ich gab ihm eine Minute Zeit. Dann ging ich zur Toilettentür und klopfte energisch dagegen. ‚Fahrkartenkontrolle‘, sagte ich mit lauter Stimme ‚Die Fahrkarten bitte.‘ Ich sagte es auf Französisch und Deutsch. Von innen hörte ich ein Murmeln. Ich spürte, wie er die Tür öffnen wollte. Doch ich stemmte mich dagegen, damit er glaubte, die Tür hätte sich verklemmt. ‚Keine Sorge, Monsieur‘, habe ich höflich zu ihm gesagt. ‚Schieben Sie die Fahrkarte einfach unter der Tür durch.‘ Nachdem er noch einmal versucht hat, die Tür aufzubekommen, hörte ich schweres Atmen und Rascheln. Dann tauchte das Ticket auf. Ich sagte sehr höflich: ‚
Merci, Monsieur
.‘ Ich hob den Fahrschein auf und ging schnell in den nächsten Waggon.« Kerim vollführte eine elegante Handbewegung. »Der dämliche Idiot wird jetzt schon friedlich schlafen. Er denkt bestimmt, dass er seinen Fahrschein an der Grenze zurückbekommen wird. Aber da irrt er sich. Das Ticket wird dann schon Asche und in alle Himmelsrichtungen zerstreut sein.« Kerim deutete in die Dunkelheit draußen. »Ich werde dafür sorgen, dass der Mann aus dem Zug geworfen wird, ganz egal, wie viel Geld er hat. Man wird ihm sagen, dass die Umstände genauer untersucht und seine Aussagen mit dem Reisebüro abgeglichen werden müssen. Man wird ihm gestatten, mit einem späteren Zug weiterzureisen.«
    Bond lächelte über Kerims Taschenspielertricks. »Sie sind schon eine Nummer, Darko. Was ist mit den anderen beiden?«
    Darko Kerim zuckte mit den breiten Schultern. »Da wird mir schon noch etwas einfallen«, sagte er zuversichtlich. »Der Trick, Russen zu fangen, besteht darin, sie lächerlich aussehen zu lassen. Sie zu beschämen. Sie auszulachen. Das können sie nicht ausstehen. Irgendwie werden wir diese Männer ins Schwitzen bringen. Dann überlassen wir es dem MGB, sie für die Nichterfüllung ihrer Pflicht zu betrafen. Zweifellos werden ihre eigenen Leute sie erschießen.«
    Während sie sich unterhalten hatten, war der Schaffner aus Abteil Nummer sieben gekommen. Kerim drehte sich zu Bond um und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Haben Sie keine Angst, James«, sagte er fröhlich. »Wir werden diese Leute schlagen. Gehen Sie zu Ihrem Mädchen. Wir treffen uns morgen früh wieder. Wir werden heute Nacht nicht viel schlafen, aber dagegen kann man nichts machen. Jeder Tag ist anders. Vielleicht werden wir morgen schlafen.«
    Bond sah dem großen Mann hinterher, der den schwankenden Gang mühelos entlangmarschierte. Da fiel ihm auf, dass Kerims Schultern trotz der heftigen Zugbewegungen niemals die Wände berührten. Bond spürte eine Welle der Zuneigung für diesen harten, aber heiteren Agenten.
    Kerim verschwand in der Kabine des Schaffners. Bond drehte sich um und klopfte leise an die Tür von Abteil Nummer sieben.

RAUS AUS DER TÜRKEI
    Der Zug raste heulend durch die Nacht. Bond saß da, beobachtete die vorbeiziehende mondbeschienene Landschaft und konzentrierte sich darauf, wach zu bleiben.
    Alles um ihn herum schien dafür sorgen zu wollen, dass er einschlief – das eilige metallische Galoppieren der Räder, das hypnotische Schwingen der silbernen Telegraphenkabel, das gelegentliche melancholische und beruhigende Stöhnen der Dampfpfeife, das ihnen den Weg frei machte, das träge, metallische Klappern der Kopplungen am Ende jedes Gangs, das einschläfernde Knarren des Holzes in dem kleinen Raum. Selbst das lilafarbene Glimmen des Nachtlichts über der Tür schien zu sagen: »Ich werde auf dich aufpassen. Solange ich brenne, kann nichts passieren. Schließ die Augen und schlafe, schlafe.«
    Der Kopf des Mädchens lag warm und schwer auf seinem Schoß. Es wäre gerade noch genug Platz für ihn gewesen, um neben ihr unter das Laken zu

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