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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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ich. Du vertraust mir ja wirklich überhaupt nicht. Und da ich davon überzeugt bin, dass du dich mehr für meine Mitgift interessierst als für mich – da oben ist sie.«
    Bond sah beiläufig nach oben. Im Gepäckfach waren neben ihrem Koffer noch zwei kleinere Behälter. Er nahm ihre Hand und sagte: »Gott sei Dank bist du in Sicherheit.«
    Etwas in seinen Augen, vielleicht ein Aufblitzen von Schuld, als er sich selbst eingestand, dass er sich mehr um das Mädchen als um die Maschine gesorgt hatte, beschwichtigte sie. Sie hielt seine Hand weiter in ihrer und sank zufrieden in ihre Ecke zurück.
    Der Zug kreischte langsam an der Serail-Landspitze vorbei. Der Leuchtturm erhellte die Dächer der schäbigen Baracken entlang der Schienen. Mit seiner freien Hand zog Bond eine Zigarette hervor und zündete sie an. Er dachte darüber nach, dass sie schon bald an der Rückseite der großen Reklametafel vorbeifahren würden, hinter der Krilencu bis vor weniger als vierundzwanzig Stunden gelebt hatte. Bond sah die Szene vor seinem inneren Auge in allen Einzelheiten. Die helle Kreuzung, die beiden Männer im Schatten, der dem Untergang geweihte Mann, der zwischen den dunklen Lippen herausschlüpfte.
    Das Mädchen betrachtete voller Zärtlichkeit sein Gesicht. Was er jetzt wohl gerade dachte? Was ging hinter diesen kalten graublauen Augen vor, die manchmal sanft blickten, und manchmal, wie letzte Nacht, bevor seine Leidenschaft in ihren Armen verbrannt war, wie Diamanten strahlten? Jetzt gerade war der Blick nachdenklich und nach innen gekehrt. Sorgte er sich um sie beide? Um ihre Sicherheit? Wenn sie ihm nur sagen könnte, dass es nichts zu befürchten gab, dass er nicht mehr als ihre Fahrkarte nach England war – für sie und den schweren Koffer, den der Stationsleiter ihr am Abend im Büro gegeben hatte. Dieser hatte genau das Gleiche gesagt: »Dies ist Ihre Fahrkarte nach England, Korporal«, hatte er gutgelaunt erklärt. »Sehen Sie.« Er hatte den Reißverschluss aufgezogen. »Eine brandneue Spektor-Maschine. Öffnen Sie keinesfalls noch einmal den Reißverschluss und achten Sie darauf, dass die Maschine während der Fahrt Ihr Abteil nicht verlässt. Sonst wird sie Ihnen dieser Engländer wegnehmen und Sie aufs Abstellgleis befördern. Sie wollen nur die Maschine. Lassen Sie nicht zu, dass man sie Ihnen wegnimmt, sonst haben Sie bei Ihrem Auftrag versagt. Verstanden?«
    Draußen wurde ein Stellwerk sichtbar. Tatjana sah zu, wie Bond aufstand, das Fenster öffnete und in die Dunkelheit starrte. Sein Körper war ihrem ganz nahe. Sie bewegte ihr Knie so, dass es ihn berührte. Wie außergewöhnlich, diese leidenschaftliche Zärtlichkeit, die sie erfüllte, seit sie ihn in der Nacht zuvor nackt am Fenster hatte stehen sehen. Mit seinen Armen hatte er den Vorhang zur Seite gehalten und sein Profil unter dem zerzausten schwarzen Haar war im Mondlicht entschlossen und blass gewesen. Und dann war diese außerordentliche Verschmelzung ihrer Augen und ihrer Körper gefolgt. Die Flamme, die sich zwischen ihnen plötzlich entzündet hatte – zwischen den beiden Agenten, zusammengeworfen durch feindliche Lager, zwischen denen eine ganze Welt lag. Jeder von ihnen folgte seinem eigenen Plan gegen das Land des anderen, sie waren von Berufs wegen Gegner und doch durch die Befehle ihrer Regierungen zu Liebenden geworden.
    Tatjana streckte eine Hand aus und zupfte an seinem Mantel. Bond schloss das Fenster und drehte sich um. Er lächelte sie an. Er las in ihren Augen. Dann beugte er sich vor, legte seine Hände auf den Pelz über ihren Brüsten und küsste sie stürmisch. Tatjana lehnte sich zurück und zog ihn mit sich.
    Jemand klopfte zaghaft an der Tür. Bond stand auf. Er zog sein Taschentuch heraus und wischte sich schnell die Farbe von den Lippen »Das wird mein Freund Kerim sein«, sagte er. »Ich muss mit ihm sprechen. Ich werde den Schaffner anweisen, die Betten zu machen. Bleib solange hier. Ich werde nicht lange weg sein. Ich bin gleich vor der Tür.« Er lehnte sich vor, berührte ihre Hand und betrachtete ihre großen Augen und ihre sehnsüchtigen halb geöffneten Lippen. »Wir haben die ganze Nacht für uns. Aber zuerst muss ich mich darum kümmern, dass du sicher bist.«
    Darko Kerims große breite Gestalt blockierte den Gang. Er lehnte am Geländer, rauchte und blickte auf das Marmarameer hinaus, das sich immer weiter zurückzog, während sich der lange Zug von der Küste entfernte und sich nach Norden ins Land

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