James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
schlüpfen, sich nah an sie zu schmiegen, die Vorderseite seiner Oberschenkel gegen die Rückseite der ihren zu pressen und seinen Kopf in den ausgebreiteten Vorhang ihrer Haare auf dem Kissen zu betten.
Bond kniff seine Augen fest zusammen und zwang sie dann wieder auf. Vorsichtig hob er sein linkes Handgelenk. Vier Uhr. Nur noch eine Stunde bis zur türkischen Grenze. Vielleicht würde er tagsüber ein wenig schlafen können. Er würde ihr die Waffe geben, die Keile unter die Türen schieben, und sie könnte Wache halten.
Er schaute auf das wunderschöne schlafende Gesicht hinab. Wie unschuldig es aussah, dieses Mädchen vom russischen Geheimdienst – die Wimpern lagen auf den sanft geschwungenen Wangen, die Lippen waren im Schlaf leicht geöffnet, eine lange Haarsträhne hatte sich wirr über ihre Stirn gelegt. Er wollte sie vorsichtig zurückstreichen und wieder mit den übrigen Haaren vereinen. Ihr Puls schlug langsam und gleichmäßig an ihrem entblößten Hals. Er verspürte einen Anflug von Zärtlichkeit und den Impuls, sie in die Arme zu nehmen und ganz fest an sich zu drücken. Er wollte, dass sie aufwachte, vielleicht aus einem Traum, damit er sie küssen und ihr sagen konnte, dass alles in Ordnung war. Dann konnte er zusehen, wie sie beruhigt wieder einschlief.
Das Mädchen hatte auf diese Position bestanden. »Ich werde nicht schlafen können, wenn du mich nicht festhältst«, hatte sie gesagt. »Ich muss dich die ganze Zeit über in meiner Nähe wissen. Es wäre schrecklich, aufzuwachen und dich nicht zu berühren. Bitte, James. Bitte,
duschka
.«
Bond hatte sein Jackett ausgezogen und seine Füße auf den Koffer gestellt. Die Beretta befand sich in Reichweite unter einem Kissen in einer Ecke. Tatjana hatte die Waffe nicht weiter kommentiert. Sie hatte sich komplett ausgezogen, nur das schwarze Band um ihren Hals anbehalten und so getan, als wäre sie nicht durch und durch aufreizend, während sie zu ihm ins Bett gestiegen war und es sich gemütlich gemacht hatte. Sie hatte ihre Arme zu ihm ausgestreckt. Bond hatte ihren Kopf an den Haaren zurückgerissen und ihr einen langen und harten Kuss gegeben. Dann hatte er ihr gesagt, sie solle jetzt schlafen, sich zurückgelehnt, und eisern darauf gewartet, dass sein Körper sich beruhigte. Sie hatte sich mit einem schläfrigen Murmeln und einem Arm auf seinem Oberschenkel hingelegt. Zuerst hatte sie ihn festgehalten, doch nach und nach hatte sich ihr Arm entspannt, und dann war sie schließlich eingeschlafen.
Bond hatte jeden Gedanken an sie rigoros aus seinem Kopf verbannt und sich auf die vor ihnen liegende Reise konzentriert.
Schon bald würden sie die Türkei hinter sich lassen. Aber würde es in Griechenland einfacher werden? Das Verhältnis zwischen Griechenland und England war nicht gerade freundschaftlich. Und Jugoslawien? Auf wessen Seite stand Tito? Vermutlich auf beiden. Wie immer die Befehle der drei MGB-Männer auch aussehen mochten, entweder wussten sie bereits, dass sich Bond und Tatjana im Zug befanden, oder sie würden es bald herausfinden. Er und das Mädchen konnten nicht vier Tage lang mit heruntergezogener Jalousie in diesem Abteil herumsitzen. Die Information über ihre Anwesenheit würde per Telefon von irgendeinem Bahnhof nach Istanbul weitergeleitet werden, und spätestens am nächsten Morgen würde man den Verlust der Spektor-Maschine bemerken. Und was dann? Eine eilige Demarche durch die russische Botschaft in Athen oder Belgrad? Würde das Mädchen als Diebin aus dem Zug geholt werden? Oder war das alles zu einfach? Und wenn es komplizierter war – wenn das alles Teil eines geheimnisvollen Plans, einer komplexen russischen Verschwörung war –, sollte er sich dann besser aus dem Staub machen? Sollten er und das Mädchen den Zug an irgendeinem abgelegenen Bahnhof verlassen, einen Wagen mieten und irgendwie versuchen, ein Flugzeug nach London zu erreichen?
Draußen tauchte die leuchtende Morgendämmerung die Ränder der vorbeirasenden Bäume und Felsen in blaues Licht. Bond schaute auf seine Uhr. Fünf Uhr. Bald würden sie Uzunköprü erreichen. Was ging weiter hinten im Zug vor? Was hatte Kerim erreicht?
Bond lehnte sich zurück und entspannte sich ein wenig. Immerhin gab es eine einfache, vernünftige Antwort auf sein Problem. Wenn sie die drei MGB-Agenten schnell loswerden konnten, würden sie im Zug bleiben und sich an ihren ursprünglichen Plan halten. Falls nicht, würden Bond und das Mädchen den Zug irgendwo in
Weitere Kostenlose Bücher