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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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gefüllten Wasserpistolen bei Attentaten. Wenn man jemandem damit ins Gesicht sprühte, zeigte das scheinbar sofortige Wirkung. Es wurde bei Opfern empfohlen, die älter als fünfundzwanzig waren und gerade eine Treppe hochstiegen. Es würde dann wie ein Herzinfarkt aussehen.
    Das schrille Klingeln des roten Telefons erklang so plötzlich, dass sich James Bonds Hand automatisch zu seinem Waffenholster unter seiner linken Achsel bewegte. Als er seinen Reflex bemerkte, zuckten seine Mundwinkel leicht nach oben. Beim zweiten Klingeln hob er ab.
    »Sir?«
    »Sir.«
    Er kam auf die Beine und hob sein Jackett auf. Er streifte es über und sammelte seine Gedanken. Er hatte in seiner Koje gedöst. Nun musste er sich auf der Brücke melden. Er betrat das Vorzimmer und widerstand dem Drang, Mary Goodnights einladende schwarze Locken zu zerzausen.
    »M«, sagte er nur, verließ das Vorzimmer, ging durch das gedämpfte Durcheinander der angrenzenden Kommunikationsabteilung zum Aufzug und fuhr damit in den achten Stock.
    Miss Moneypennys Gesichtsausdruck verriet nichts. Wenn sie etwas wusste, war es ihr für gewöhnlich anzusehen – Aufgeregtheit, Neugier oder, wenn Bond in Schwierigkeiten war, Aufmunterung oder sogar Zorn. Jetzt zeigte ihr Begrüßungslächeln nur Gleichgültigkeit. Bond ging also davon aus, dass es sich um einen Routineauftrag handelte, daher passte er seinen Auftritt durch diese schicksalhafte Tür entsprechend an.
    Im Inneren des Büros war ein Besucher – ein Unbekannter. Er saß links von M. Als Bond seinen üblichen Platz auf der anderen Seite des Schreibtischs mit der roten Lederunterlage einnahm, sah er nur kurz auf.
    »Dr. Fanshawe«, sagte M steif, »ich glaube, Sie kennen Mr Bond aus meiner Rechercheabteilung noch nicht.«
    Bond war an diese Euphemismen gewöhnt.
    Er erhob sich und streckte dem Mann seine Hand entgegen. Dr. Fanshawe stand ebenfalls auf, streifte flüchtig Bonds Hand und setzte sich so schnell wieder hin, als hätte er eine Gila-Krustenechse berührt.
    Dr. Fanshawe war so kühl und analytisch, dass Bond das Gefühl hatte, nicht mehr als eine anatomische Silhouette zu sein. Es handelte sich offensichtlich um eine Art Experten – einen Mann, der sich nicht für menschliche Wesen sondern für Fakten, Dinge und Theorien interessierte. Bond wünschte sich, dass ihn M einfach über seinen Auftrag informieren würde, aber sein Chef hatte diese kindische Neigung, seine Angestellten überraschen zu wollen. Doch dann kam Bond, der sich an seine entsetzliche Langeweile von vor zehn Minuten erinnerte, plötzlich auf den Gedanken, dass M ebenso ein Opfer dieser Junihitze war wie er, die gleiche bedrückende Leere verspürte und sich angesichts der unerwarteten Rettung durch einen Notfall dazu entschlossen hatte, damit die größtmögliche Wirkung zu erzielen, auch wenn der Anlass vielleicht nur klein war. Alles, um sich aus seiner eigenen Langeweile zu retten.
    Der Fremde war mittleren Alters, mit rosigen Wangen, wohlgenährt und ein wenig affig gekleidet – die Ärmel seines dunkelblauen Jacketts mit vier Knöpfen waren umgeschlagen, in seiner Seidenkrawatte steckte eine Perlennadel, und er trug einen makellosen Kläppchenkragen, Manschettenknöpfe, die aus antiken Münzen zu bestehen schienen, sowie einen Zwicker an einem breiten schwarzen Band. Bond nahm an, dass es sich bei ihm um jemanden aus dem Literaturbetrieb handelte, vielleicht einen Kritiker, einen Junggesellen – möglicherweise mit homosexuellen Tendenzen.
    »Dr. Fanshawe ist eine bekannte Autorität auf dem Gebiet antiker Schmuckstücke«, sagte M. »Außerdem berät er die Zollbehörde und das Kriminalamt in diesen Dingen. Er wurde mir von unseren Freunden beim MI5 empfohlen. Es geht um eine Angelegenheit in Verbindung mit unserer Miss Freudenstein.«
    Bond zog die Augenbrauen hoch. Maria Freudenstein war eine Agentin, die im Herzen des Geheimdienstes für den sowjetischen KGB arbeitete. Sie war in der Kommunikationsabteilung beschäftigt, aber in einem wasserdichten, extra für sie eingerichteten Bereich, und ihre Aufgabe bestand darin, den Chiffriercode Lila zu betreuen – einen Code, der ebenfalls speziell für sie geschaffen worden war. Sechs Mal am Tag musste sie ausführliche Lageberichte verschlüsseln und zur CIA in Washington weiterschicken. Diese Nachrichten wurden von Sektion 100 produziert, der Abteilung, die für Doppelagenten zuständig war, und stellten eine ausgeklügelte Mischung aus Tatsachen, harmlosen

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