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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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dem Meertraubenbaum. Dort ließ er den Speer mit seiner zappelnden Beute neben sich auf den Sand fallen und setzte sich, um sich auszuruhen.
    Etwa fünf Minuten später verspürte Major Smythe ein seltsames Taubheitsgefühl in der groben Umgebung seines Solarplexus. Er warf einen beiläufigen Blick nach unten und sein ganzer Körper versteifte sich vor Schreck und Unglaube. Ein Stück seiner Haut von der ungefähren Größe eines Cricketballs war unter der Sonnenbräune weiß geworden, und in der Mitte der Stelle befanden sich drei nach unten verlaufende Einstichwunden, aus denen winzige Blutstropfen quollen. Major Smythe wischte das Blut automatisch weg. Die Löcher waren nur so groß wie Nadelstiche, aber Major Smythe erinnerte sich an die blitzartige Flucht des Skorpionfischs. Laut und mit Erstaunen, aber ohne Feindseligkeit in der Stimme sagte er: »Du hast mich erwischt, du Mistkerl! Bei Gott, du hast mich erwischt!«
    Er saß sehr still, schaute an seinem Körper hinunter und rief sich ins Gedächtnis, was über Skorpionfischstiche in dem Buch stand, das er sich vom Institut ausgeliehen und nie zurückgegeben hatte –
Gefährliche Meerestiere
, eine amerikanische Veröffentlichung. Er berührte den weißen Bereich rund um die Einstichwunden vorsichtig und drückte dann darauf herum. Ja, die Haut war vollkommen taub geworden und nun begann sich darunter langsam ein pochender Schmerz auszubreiten. Schon bald würde daraus ein stechender Schmerz werden. Dieser Schmerz würde sich nach und nach in seinem gesamten Körper ausbreiten und so heftig werden, dass er sich auf den Sand werfen, schreien und um sich treten würde, um sich davon zu befreien. Er würde sich übergeben, Schaum vor dem Mund haben und dann ins Delirium fallen. Zuckungen und Krämpfe würden seinen Körper schütteln, bis er das Bewusstsein verlor. Schließlich – denn in seinem Fall war das unvermeidbar – würde es zum Herzstillstand und dadurch zum Tod kommen. Dem Buch zufolge würde dieser ganze Vorgang etwa eine Viertelstunde in Anspruch nehmen – das war alles, was ihm noch blieb – fünfzehn Minuten voller entsetzlicher Höllenqualen! Es gab natürlich Heilmittel – Procain, Antibiotika und Antihistamine –, sofern sein schwaches Herz sie verkraften würde. Aber sie mussten sofort verabreicht werden, und selbst falls es ihm gelingen sollte, die Stufen zum Haus zu erklimmen und Jimmy Greaves diese modernen Medikamente in seinem Vorrat hatte, konnte der Arzt Wavelets unmöglich in weniger als einer Stunde erreichen.
    Der erste Schmerzschub zuckte durch Major Smythes Körper und sorgte dafür, dass er sich zusammenkrümmte. Dann folgten ein zweiter und ein dritter, die bis in seinen Magen und seine Gliedmaßen ausstrahlten. Er hatte plötzlich einen trockenen, metallischen Geschmack im Mund und seine Lippen kribbelten. Er stöhnte auf und fiel von der Bank auf den Sand. Ein Zappeln neben seinem Kopf erinnerte ihn an den Skorpionfisch. Die krampfhaften Schmerzen ließen für einen Augenblick ein wenig nach. Stattdessen fühlte sich sein Körper nun so an, als stünde er in Flammen, doch trotz der Qualen konnte er auf einmal wieder klar denken. Aber natürlich! Das Experiment! Irgendwie musste er zu Octopussy gelangen und ihr ihr Mittagessen bringen!
    »Oh, Pussy, meine Pussy, dies ist die letzte Mahlzeit, die du bekommen wirst.«
    Major Smythe murmelte diese Worte vor sich hin, während er sich auf alle viere aufrappelte, nach seiner Tauchermaske griff und sie sich irgendwie übers Gesicht zog. Dann packte er den Speer mit dem zappelnden Fisch auf der Spitze, legte seine freie Hand auf seinen Bauch und robbte über den Sand ins Wasser.
    Bis zur Höhle des Oktopus zwischen den Korallen waren es etwa fünfzig Meter flachen Wassers, und Major Smythe, der die ganze Zeit über in seine Maske schrie, schaffte es irgendwie bis an sein Ziel, hauptsächlich indem er auf den Knien vorwärts kroch. Als er die letzte Etappe erreichte und das Wasser tiefer wurde, musste er sich auf die Füße aufrappeln, und der Schmerz ließ ihn vor und zurück schwanken, als ob er eine Marionette an unsichtbaren Fäden wäre. Dann war er da und mit enormer Willensanstrengung gelang es ihm, das Gleichgewicht zu halten, während er sich vorbeugte und ein wenig Wasser in die Maske laufen ließ, um das Glas, das seine Schreie hatten beschlagen lassen, zu reinigen. Während Blut von seiner zerbissenen Unterlippe tropfte, beugte er sich vorsichtig weiter vor, um in

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