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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Octopussys Behausung zu schauen. Ja! Die braune Masse war noch immer da. Sie bewegte sich aufgeregt. Warum? Major Smythe bemerkte den dunklen Faden seines Blutes, der sich träge durch das Wasser schlängelte. Natürlich! Das Schätzchen schmeckte sein Blut. Ein Schmerzstoß durchfuhr Major Smythe und führte dazu, dass er sich wand. Er hörte, wie er völlig außer sich in seine Maske brabbelte. Reiß sich zusammen, Dexter, alter Junge! Du musst Pussy ihr Mittagessen geben! Er sammelte sich, hielt den Speer am unteren Ende des Griffs und bewegte den aufgespießten Fisch in Richtung der Höhle.
    Würde Pussy den Köder annehmen, den giftigen Köder, der Major Smythe tötete, aber gegen den ein Oktopus immun sein mochte? Wenn doch nur Bengry hier wäre, um das Experiment zu beobachten! Drei aufgeregt zuckende Tentakel kamen aus dem Loch und waberten um den Skorpionfisch herum. Nun befand sich ein grauer Nebel vor Major Smythes Augen. Er erkannte, dass die Bewusstlosigkeit drohte, ihn zu übermannen, und schüttelte schwach den Kopf, um wieder klar zu werden. Und dann schnellten die Tentakel vor! Doch sie hielten nicht auf den Fisch zu! Sie schnappten Major Smythes Hand und Arm. Major Smythes Mund verzerrte sich zu einer Grimasse der Freude. Nun hatten er und Pussy sich die Hände geschüttelt! Wie aufregend! Wie wahrhaft wundervoll!
    Doch dann zog ihn der Oktopus ruhig, aber unnachgiebig nach unten, und Major Smythe wurde von Entsetzen ergriffen. Er sammelte die letzten Überreste seiner Kräfte und stieß mit dem Speer zu. Doch damit trieb er den Skorpionfisch lediglich in die Masse des braunen Körpers und bot dem Oktopus noch einen weiteren Arm an. Die Tentakel schlängelten sich nach oben und zogen noch unnachgiebiger. Zu spät riss sich Major Smythe die Maske vom Gesicht. Ein gedämpfter Schrei hallte noch durch die leere Bucht, dann tauchte sein Kopf unter und es gab nur noch eine Explosion aus Luftblasen an der Oberfläche. Major Smythes Bein tauchte auf, und die kleinen Wellen warfen seinen Körper hin und her, während der Oktopus mit seiner Mundöffnung seine rechte Hand untersuchte und mit seinen schnabelähnlichen Kiefern einen ersten zögerlichen Bissen von einem Finger nahm.
    Die Leiche wurde von zwei jungen Jamaikanern entdeckt, die von einem Kanu aus Hornhechte angelten. Sie spießten den Oktopus mit Major Smythes Speer auf, töteten ihn auf traditionelle Weise, indem sie sein Inneres nach außen kehrten und ihm dem Kopf abbissen, und nahmen die drei Leichen mit nach Hause. Major Smythes Leiche übergaben sie der Polizei, den Skorpionfisch und den Oktopus verspeisten sie zum Abendessen. Ein örtlicher Korrespondent des
Daily Gleaner
berichtete, Major Smythe sei von einem Oktopus getötet worden, doch die Zeitung machte daraus »ertrunken aufgefunden«, um die Touristen nicht zu verängstigen.
    James Bond, der insgeheim von einem Selbstmord ausging, schrieb später in London ebenfalls »ertrunken aufgefunden« zusammen mit dem Datum auf die letzte Seite seines Berichts und klappte die dicke Aktenmappe dann zu.
    Allein mithilfe der Aufzeichnungen von Dr. Greaves, der die Autopsie durchführte, war es möglich, eine Art Nachwort für das bizarre und erbärmliche Ende eines einst wertvollen Offiziers des Secret Service zu verfassen.

DER BESITZ EINER DAME

Es war ein außergewöhnlich heißer Tag Anfang Juni. James Bond legte den dunkelgrauen Stift hin, mit dem die Mitarbeiter der Doppelnullabteilung ihre Laufzettel unterschrieben, und zog sein Jackett aus. Er machte sich nicht die Mühe, es über die Stuhllehne zu hängen oder an den Haken, den Mary Goodnight auf eigene Kosten gekauft (diese verdammten Weiber!) und an der grünen Tür zu seinem Büro befestigt hatte. Er ließ das Jackett einfach auf den Boden fallen. Es gab keinen Grund, es knitterfrei zu halten. Es gab absolut nichts zu tun. Überall auf der Welt war es ruhig. Die ein- und ausgehenden Mitteilungen waren seit Wochen nur Routine. Der tägliche geheime Lagebericht, ja, selbst die Zeitungen enthielten nur Nichtigkeiten – Letztere versuchten, ihre Leserschaft mit inländischen Skandalen bei Laune zu halten. Schlechte Nachrichten waren das Einzige, was solche Blätter lesenswert machte, ob sie nun geheim oder für ein paar Pennys zu erwerben waren.
    Bond hasste diese Leerlaufzeiten. Unaufmerksam blätterte er durch die Seiten einer anspruchsvollen Abhandlung der Forschungsabteilung über den russischen Einsatz von billigen, mit Zyanidgas

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