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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Brust nachließ und sich in seine Höhle zurückzog. »Hat es etwas mit der offiziellen Chronik zu tun?«
    James Bond schaute auf die Spitze seiner Zigarette. »Eigentlich nicht.«
    »Ich vermute, Sie wissen, dass ich den Großteil des Kapitels über die Truppe für das Kriegsbuch verfasst habe. Das ist jetzt schon ziemlich lange her. Ich bezweifle, dass ich dem heute noch viel hinzuzufügen hätte.«
    »Nichts Zusätzliches über diese Operation in Tirol – ein Ort namens Oberaurach, etwa anderthalb Kilometer östlich von Kitzbühel?«
    Der Name, mit dem er all diese Jahre gelebt hatte, entlockte Major Smythe ein weiteres barsches Lachen.
    »Das war ein Kinderspiel! Man hat noch nie ein solches Durcheinander gesehen. All diese Gestapo-Schläger mit ihren Dirnen. Und alle sturzbetrunken. Sie hatten ihre Aufzeichnungen in bester Ordnung gehalten. Überreichten sie uns ohne Murren. Sie hofften wohl, dass wir dafür Milde walten lassen würden. Wir überflogen das Zeug kurz und schickten die ganzen Kerle dann in das Lager in München. Das ist das Letzte, was ich von ihnen gehört habe. Ich vermute, die meisten von Ihnen wurden als Kriegsverbrecher hingerichtet. Die Aufzeichnungen übergaben wir dem Hauptquartier in Salzburg. Dann machten wir uns ins Tal von Mittersill auf, wo es ein weiteres Versteck gab.« Major Smythe nahm einen großen Schluck von seinem Getränk und zündete sich eine Zigarette an. Er sah auf. »Das war es im Großen und Ganzen.«
    »Ich glaube, Sie waren damals der stellvertretende Kommandant. Der Missionsleiter war ein Amerikaner, ein gewisser Colonel King aus Pattons Armee.«
    »Das stimmt. Netter Bursche. Hatte einen Schnurrbart, was für einen Amerikaner recht untypisch ist. Er kannte sich mit den örtlichen Weinsorten aus. Ein äußerst zivilisierter Kerl.«
    »In seinem Bericht über die Operation schrieb er, dass er Ihnen sämtliche Dokumente für eine vorläufige Überprüfung aushändigte, da Sie der Deutschexperte der Einheit waren. Dann gaben Sie sie ihm alle mit Ihren Kommentaren zurück?«
    Major Smythe ignorierte die Andeutung. »So ist es. Es waren hauptsächlich Namenslisten. Texte über Gegenspionage. Die Kriminalpolizei in Salzburg freute sich sehr über das Zeug. Es verschaffte ihnen jede Menge neue Hinweise. Ich vermute, die Originale liegen noch irgendwo herum. Sie werden sie für die Nürnberger Prozesse benutzt haben. Ja, bei Gott!« Major Smythe war in nostalgischen Erinnerungen versunken. »Das waren ein paar der spaßigsten Monate meines Lebens. Unterwegs mit der Truppe auf einer Jagd quer durchs Land. Wein, Weib und Gesang! Das können Sie sich gar nicht vorstellen!«
    In diesem Moment erzählte Major Smythe die volle Wahrheit. Bis 1945 war der Krieg für ihn gefährlich und ungemütlich gewesen. Als 1941 die Kommandotruppen gebildet wurden, hatte er sich freiwillig gemeldet und war von der Königlichen Marine ins zusammengelegte Operationshauptquartier unter Mountbatten versetzt worden. Dort hatten ihm seine ausgezeichneten Deutschkenntnisse (seine Mutter stammte aus Heidelberg) die wenig beneidenswerte Position des Verhörleiters bei Kommandooperationen auf der anderen Seite des Ärmelkanals eingebracht. Er konnte von Glück reden, dass er nach zwei Jahren dieser Arbeit ungeschoren davongekommen und mit einem O.B.E. (Militär) ausgezeichnet worden war, den man während des letzten Krieges nur selten verliehen hatte. Und dann war in Vorbereitung auf die deutsche Niederlage die Abteilung für sonstige Ziele vom Secret Service und dem zusammengelegten Operationshauptquartier gegründet worden. Major Smythe hatte vorübergehend den Rang eines Lieutenant-Colonels erhalten und den Befehl bekommen, eine Einheit zusammenzustellen, die die Verstecke der Gestapo und der Abwehr ausräuchern sollte, wenn Deutschland zusammenbrach. Das Amt für strategische Dienste bekam Wind von dem Plan und bestand darauf, sofort zu handeln, um mit den amerikanischen Truppen an der Front fertigzuwerden. Das Ergebnis war die Gründung von nicht nur einer, sondern insgesamt sechs Einheiten, die am Tag der deutschen Kapitulation in Deutschland und Österreich ans Werk gegangen waren. Es handelte sich um Einheiten aus je zwanzig Männern, von denen jede mit einem leichten Panzerfahrzeug, sechs Jeeps, einem Funkwagen und drei Lastern ausgestattet war. Sie erhielten ihre Befehle von einem vereinten angloamerikanischen Hauptquartier des SHAEF, das sie außerdem mit Zielen aus den Geheimdiensteinheiten

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