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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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gefleckt und er hat einen keilförmigen, fransigen Kopf. Seine fleischigen »Augenbrauen« baumeln über bösartigen roten Augen, und seine Hautfarbe und zackige Silhouette sind perfekt geeignet, um sich im Riff zu tarnen. Obwohl es sich um einen kleinen Fisch handelt, ist sein mit zahlreichen Zähnen bewehrtes Maul so breit, dass er die meisten der kleineren Rifffische verschlingen kann, aber seine wichtigste Waffe sind seine aufrichtbaren Rückenflossen, von denen die ersten paar bei Kontakt wie Spritzennadeln funktionieren. Sie sind mit Giftdrüsen verbunden, in denen sich genug Tetrodotoxin befindet, um einen Mann bereits zu töten, wenn sie ihn nur an einer empfindlichen Stelle streifen – an einer Arterie, zum Beispiel, oder über dem Herzen oder in der Leistengegend. Für einen Riffschwimmer stellen sie die einzig wahre Gefahr dar und sie sind sehr viel gefährlicher als ein Barrakuda oder Hai, da sie aufgrund ihres enormen Selbstvertrauens, das auf ihrer Tarnung und ihrer Bewaffnung beruht, vor nichts fliehen, es sei denn, ein Fuß tritt in ihre unmittelbare Nähe oder es kommt zu direktem Kontakt. Dann huschen sie mithilfe ihrer breiten und bizarr gestreiften Brustflossen nur ein paar Meter weiter und lassen sich entweder wieder wachsam auf dem Sand nieder, wo sie wie ein überwucherter Korallenklumpen aussehen, oder verstecken sich zwischen den Felsen und dem Seetang, wo sie nahezu vollständig verschwinden. Und Major Smythe war fest entschlossen, einen dieser Fische zu finden, ihn mit seinem Speer aufzuspießen und ihn dann an seinen Oktopus zu verfüttern, um zu sehen, ob dieser ihn annehmen oder verschmähen würde. Er wollte wissen, ob einer der großen Räuber des Ozeans die Tödlichkeit eines anderen erkennen und die Wirkung seines Gifts kennen würde. Würde der Oktopus den Bauch fressen und die Stacheln zurücklassen? Würde er den Fisch ganz verschlingen und falls ja, würde er dann an dem Gift sterben? Das waren die Fragen, auf die Bengry vom Institut eine Antwort haben wollte, und da die letzten Tage von Major Smythes Leben auf Wavelets angebrochen waren und obwohl es das Ende seines geliebten Oktopus bedeuten mochte, hatte er heute beschlossen, diese Antworten zu finden und in irgendeiner staubigen Ecke der meeresbiologischen Aufzeichnungen des Instituts ein winziges Andenken an sein mittlerweile sinnloses Leben zu hinterlassen.
    Denn nur wenige Stunden zuvor war Major Dexter Smythes ohnehin schon trostloses Leben noch viel schlimmer geworden. Er konnte von Glück reden, wenn er in ein paar Wochen – die Zeit, die es brauchte, die Telegramme vom Government House ans Kolonialbüro zu schicken, damit sie von dort an den Secret Service und danach an Scotland Yard und die Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden konnten, woraufhin Major Smythes Transport nach England mit einer Polizeieskorte erfolgen würde – mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe davonkam. Und das alles wegen eines Mannes namens Bond, Commander James Bond, der um halb elf an diesem Morgen mit einem Taxi aus Kingston hergekommen war.
    Der Tag hatte normal angefangen. Major Smythe war aus seinem durch Medikamente geförderten Schlaf erwacht, hatte ein paar Panadol geschluckt (wegen seiner Herzkrankheit durfte er kein Aspirin nehmen), geduscht, ein schnelles Frühstück unter den regenschirmförmigen Seemandelbäumen eingenommen und eine Stunde damit verbracht, die Überreste seines Frühstücks an die Vögel zu verfüttern. Dann nahm er seine verschriebene Dosis Gerinnungshemmer und Blutdrucktabletten und vertrieb sich die Zeit mit dem
Daily Gleaner
, bis er sein zweites Frühstück einnehmen konnte, dass er nun schon seit einigen Monaten auf halb elf vorverlegt hatte. Er hatte sich gerade den ersten von zwei steifen Brandys mit Ginger Ale, den »Drink der Trinker«, eingeschenkt, als er hörte, wie das Auto die Einfahrt hinauffuhr.
    Luna, seine farbige Haushälterin, kam in den Garten hinaus und verkündete: »Ein Herr, der Sie sprechen möchte, Major.«
    »Wie heißt er?«
    »Hat er nicht gesagt, Major. Ich soll Ihnen sagen, er kommt vom Government House.«
    Major Smythe trug lediglich ein Paar alte Khakishorts und Sandalen. »In Ordnung, Luna«, sagte er. »Bring ihn ins Wohnzimmer und sag ihm, dass ich in einer Minute bei ihm bin.« Dann ging er durch den Hintereingang in sein Schlafzimmer, zog sich ein weißes Hemd und eine Hose an und kämmte sein Haar. Government House! Was zum Teufel war denn da los?
    Sobald er ins

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