Jan Fabel 04 - Carneval
habe einen Tag lang für das Kölner Amt für Parkanlagen gearbeitet. Jedenfalls sind sie sicher und unauffindbar, aber nicht so nahe dran, wie wir es gern hätten. Am liebsten würde ich natürlich ein Abhörgerät oder eine Kamera im Haus unterbringen, aber das ist unmöglich.«
Olga Sarapenko hatte Buslenko geholfen, drei Monitore aufzubauen. Sie schaltete sie an, und jeder zeigte unterschiedliche Ansichten einer großen, modernen Villa. Olga stellte den Zoom und die Bildschärfe mit einem Joystick ein.
»Selbst wenn wir im Innern ein Gerät unterbringen könnten«, fuhr Buslenko fort, »müssten wir damit rechnen, dass Molokow sein Haus alle zwei Tage elektronisch überprüfen lässt.« Er lachte bitter. »Das ist das Problem auf unserer Seite des Zaunes. Molokows Anschaffungskosten für elektronische Hardware wird durch kein Regierungsbudget eingeschränkt. Ich wette, dass seine Ausrüstung unserer weit überlegen ist.«
»Das Problem besteht darin, dass ich nicht Molokows wegen nach Köln gekommen bin«, sagte Maria.
»Glaub mir, Maria, wir auch nicht.«
»Was kann ich hier beisteuern?«, fragte sie mit einem Seufzen. »Warum habt ihr mir eure Identität verraten? Gott weiß, dass ich keine Chance hatte, an Witrenko heranzukommen. Wahrscheinlich wäre es leichter und weniger gefährlich für euch gewesen, unsichtbar zu operieren. Ich begreife wirklich nicht, welchen Beitrag ich leisten kann.«
»Wir haben drei Tote in der Ukraine zurückgelassen«, erwiderte Olga Sarapenko. »Du bist für uns ein zusätzliches Paar Augen. Und du kannst, wenn nötig, eine zusätzliche Waffe handhaben.«
»Aber dein wirklicher Wert für uns besteht in deinen Beziehungen, Maria«, ergänzte Buslenko. »In dem potenziellen Zugang zu Informationen, die wir uns nicht selbst verschaffen können. Zum Beispiel existiert eine Akte über Witrenko. Genauer gesagt, es sind sogar zwei Akten, aber eine von ihnen, die umfassendere, wird von eurem Bundeskriminalamt auf einem besonders gesicherten Computer gespeichert. Ausdrucke zirkulieren nur in geringer Zahl. Die für den Fall Witrenko aufgestellte BKA-Arbeitsgruppe hat offensichtlich Zugang zu Insider-Informationen. Wir haben nur die ukrainische Fassung, in der entscheidende Details ausgelassen sind, zu Gesicht bekommen.«
»Wassil Witrenko hat ein geradezu zwanghaftes Sicherheitsbedürfnis«, schaltete sich Olga Sarapenko ein. »Der Gedanke, das Dossier nicht einsehen zu können, macht ihn verrückt. Er vermutet, dass der Informant zu Molokows Geschäftsbereich gehört und vielleicht sogar Molokow selbst sein könnte, aber er kann es nicht herausfinden. Wir möchten, dass du uns ein Exemplar der Akte Witrenko besorgst. Der vollständigen. Wenn wir fähig sind, den Informanten zu identifizieren, können wir ihn zwingen, Witrenko eine Falle zu stellen. Dann hätten wir jemanden innerhalb der Organisation, dessen Überleben davon abhängen würde, dass wir Witrenko aus dem Weg schaffen.«
»Aber ich habe keinen Zugang zu der Akte. Im Gegenteil, ich bin wahrscheinlich die Letzte, der man sie zeigen würde.«
»Aber du kennst Zugangscodes und Passwörter für das BKA-Computersystem«, meinte Buslenko. »Das wäre ein Anfang. Realistischerweise können wir eine derart schwierige Aufgabe nicht innerhalb von ein paar Tagen lösen. Vielleicht wäre es am besten für dich, in ein paar Wochen nach Hamburg zurückzukehren und deinen Dienst in der Mordkommission fortzusetzen. Die Informationen, die du dort erhalten kannst, sind viel wertvoller für uns als deine Anwesenheit hier.«
»Ich bin in Köln, um die Sache zu Ende zu bringen. Um dafür zu sorgen, dass Witrenko erhält, was er verdient hat«, widersprach Maria. Sie war zu fast allem bereit, um Witrenko zur Strecke zu bringen, aber Buslenko wollte, dass sie im Auftrag einer ausländischen Militäreinheit, die illegal in der Bundesrepublik operierte, Regierungsunterlagen preisgab. Das wäre Amtsverrat, wahrscheinlich sogar Spionage.
»Ich verstehe deine Rachegelüste«, versicherte Buslenko. »Aber dies ist kein Hollywood-Western. Du kannst uns am besten helfen, wenn du alles an uns weitergibst, was die deutschen Behörden über Witrenkos Unternehmungen wissen. Ich bin sicher, dass du einen Weg finden wirst«, sagte er nicht unfreundlich. »Bis dahin kannst du hier bei uns bleiben und uns bei der Überwachung von Molokow helfen.«
Maria wechselte sich mit den beiden anderen darin ab, die Bildschirme zu beobachten und sämtliche Details
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