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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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einer Folter ausgesetzt, deren Ende sie nicht absehen konnte. Nun, dachte sie, nun werde ich sterben.
    2.

    Oliver wusste, dass er es nicht hätte tun sollen. Es war viel zu riskant. Doch das Risiko steigerte seine Begierde nur noch. Und wenn er darüber nachdachte, war es vielleicht nicht riskanter, als sich wieder an eine Hostessenagentur zu wenden. Nach dem letzten Zwischenfall bestand die Gefahr, dass sich die Kunde verbreitet hatte. Bei der nächsten Verabredung würde vielleicht schon die Polizei auf ihn warten. Dies war einfacher. Und im Gegensatz zu den Treffen, bei denen er eine Hure bezahlen musste, bestand bei dem Weg über ein Inserat eine reale Chance, eine Frau kennenzulernen, die seine Leidenschaft erwiderte und sich das von ihm wünschte , was er so gern tat.
    Eine andere Bar, eine andere Variante des üblichen Retro-Cool, aber die gleiche gespannte Erwartung, bevor sie eintraf. Ihre Antwort war perfekt gewesen. Von allen, die sein Inserat beantworteten, hatte »Susi22« als Einzige richtig geklungen. Unzweifelhaft war sie echt, und auch das Foto, das sie ihrer Antwort beigefügt hatte, wirkte so. Es war eine schlechte Digitalaufnahme am Strand. Sie trug einen Bikini, und ihr Gesicht war bewusst verdunkelt worden. Sie hatte eine üppige Figur. Nicht so schwer um die Hüften, wie es ihm lieb gewesen wäre, doch da es eine Frontalaufnahme war, konnte er ihr Gesäß nicht sehen, das herrlich fleischig sein mochte. Außerdem hatte sie sehr beredt ausgedrückt, welche Gelüste sie hatte.
    »Hans?« Oliver drehte sich um. Sie war nicht sehr groß und nicht so vollschlank, wie das Foto versprochen hatte. Aber sie besaß eine gewisse Sinnlichkeit, und ihr Hintern war von beachtlicher Größe. Groß genug, um sich darin festzubeißen.
    »Ja. – Susi?«
    »Genau. Oder eigentlich nicht, aber ich nehme an, dass du in Wirklichkeit auch nicht Hans heißt. Schauen wir mal, wie der Abend abläuft, und dann sehen wir weiter.«
    Oliver lächelte. Gewitzt war sie auch, und sie wusste, was sie wollte. Er konnte nur hoffen, dass sie wirklich ganz und gar begriff, was er selbst bevorzugte.
    Susi schlug Olivers Einladung zum Abendessen aus.
    »Wir sollten uns an einen privateren Ort zurückziehen.« Sie lächelte schelmisch mit dunkelroten Lippen. »Wir beide haben Wünsche, die sich nicht mit Pasta befriedigen lassen.«
    Oliver merkte, wie sein Herz schneller schlug und wie sich etwas in seinem Unterleib regte. »Lass uns in mein Hotelzimmer gehen.«
    »Nein, nicht in dein Hotel. In meine Wohnung. Dort fühle ich mich sicherer, und wir brauchen uns keine Sorgen wegen … na ja, wegen des Lärms zu machen.«
    Oliver überlegte. Der Gedanke an eine unbekannte Wohnung gefiel ihm nicht. Er hatte sein Hotel wie immer sorgfältig ausgesucht, und er musste sehr vorsichtig sein. Denn er hatte gemerkt, dass er die Beherrschung verlor, wenn sich die Situation nicht wunschgemäß entwickelte. Dann musste er sich einen Ausweg aus dem Chaos freihalten.
    »Meinst du wirklich?«, fragte er. »Ich dachte, ein Hotelzimmer wäre so etwas wie neutraler Boden.«
    »Sieh mal, Hans .« Sie lächelte immer noch, doch ihr Tonfall war energisch. »Wir beide wissen, was wir möchten. Wir sind anders als die meisten. Durch unsere Bedürfnisse. Aber ich muss meine Sachen um mich haben. Für danach. Um Entzündungen und so weiter zu verhindern. Glaub mir, Hans, dies könnte der Beginn einer wunderschönen Freundschaft sein. Also kommst du nun mit oder nicht?«
    Er blickte sie einen Moment lang an und sagte dann entschlossen: »Einverstanden. Lass uns aufbrechen.«
    3.

    Der letzte Eimer war mit Eiswasser gefüllt gewesen. Der Schock nach dem warmen Wasser hatte Maria den Atem und für mehrere Sekunden auch das Bewusstsein geraubt. Als sie zu sich kam, pochte ihr Herz wild, und ein Stechen durchfuhr ihren linken Arm und ihren Brustkorb. Sie hatte von Menschen gehört, die nach einem zu langen Aufenthalt in der Sauna im Kühlbecken an einem Infarkt gestorben waren. Was sie durchgemacht hatte, war eine ähnliche Erfahrung – nur hundertfach verstärkt. Der Schmerz ließ nach, aber sie wusste, dass ihr Herz wahrscheinlich nicht mehr vielen dieser Temperaturschocks standhalten würde. Auch hatte sie noch mehr Körperwärme eingebüßt, sodass sie nur noch verschwommen denken konnte.
    Witrenko war über sie gebeugt. Sie schaute zu ihm auf und hatte für einen Sekundenbruchteil sein früheres Gesicht und sein goldblondes Haar vor sich. Dann verblasste die

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