Jan Fabel 04 - Carneval
EINRAG
Ohne Datum
heute bin ich in die kirche gegangen heute die kirche der knochen ich habe sie beobachtet wie ich sie immer beobachte aber sie wussten nicht dass ich es war sie konnten nicht sehen dass ich der clown bin weil sie das clownsgesicht und das clownslächeln nicht erkennen konnten ich habe sie beobachtet sie sind kannibalen sie aßen fleisch und tranken blut sie legten fleisch auf ihre zunge und schluckten blut aus einem kelch hinunter sie aßen ihren gott wer sind sie ein urteil über mich zu fällen obwohl sie ihren gott essen brot wird zu seinem fleisch und wein zu seinem blut in wirklichkeit wollen sie einander essen SIE ALLE SIND WILDE TIERE NICHTS ALS WILDE TIERE sie ernähren sich von fleisch sehen es sich dauernd an bilder schmutziges gerede schmutzige bilder schmutzige filme im internet wilde tiere fleischberge ohne geist ohne verstand ohne liebe und sie schwelgen darin das internet ist ein leichenhaus fleisch ohne geschmack und substanz und sie wagen es mich krank zu nennen sie selbst sind krank sie sind die perversen fetten alten männer die sich junge mädchen sogar kinder angucken sie sind krank und die frauen die das tun was sie sich ansehen sind dreckige huren sie verkaufen sich wie fleisch die dreckigen billigen schlampen ich bin das letzte gericht für sie sie verbrennen sich die augen an meinem clownslächeln wenn sie chaos wollen werde ich ihnen chaos bringen diese heuchler in der kirche der knochen sie alle sind wilde tiere sie alle haben rituale um so zu tun als wären sie es nicht aber sie alle sind tiere sie essen ihren gott ich saß hinten in der kirche der knochen saß und SIE WUSSTEN NICHT DASS ICH DER CLOWN BIN hörte zu wie der priester dumme beschwörungen sprach das heilige abendmahl transsubstantiation fleisch wurde brot blut wurde wein brot wurde fleisch wein wurde blut transsubstantiation heiliges abendmahl alles scheiße alles bedeutungslos sie wollten nichts anderes als übereinander herzufallen um sich zu essen so nahe dass ich es nicht mehr aushalte ich kann es riechen ich kann es schmecken ich kann es im mund fühlen ich kann die kraft in meinem körper spüren bald so bald ist KARNEVAL das fest des fleisches das chaos und die lust alles was die andere person mir verboten hat ich werde es schmecken bald ICH ERINNERE MICH AN DIE LETZTE die verängstigte dumme schlampe die bettelte und bettelte und sich vor furcht nass machte ich erwürgte sie richtig gut mit der krawatte und ihr blödes gesicht wurde schwarz und sie bepisste sich und ich zog ihr das feuchte höschen aus aus und ich drehte sie um und schnitt ihr fleisch ab und ich nahm es mit nach hause und entfernte die haut und kochte die schlampe in öl und aß sie es machte mich glücklich schwindelig vor freude ekstase nichts schmeckt besser es füllt den mund es füllt den magen es füllt die seele ICH BIN SO HUNGRIG als ich die kirche der knochen verließ sah ich dort ein mädchen und sie war geeignet zum schlachten reif dafür aber die zeit ist noch nicht gekommen ich bin wach und ich bin der clown aber die zeit ist noch nicht gekommen ich werde eine im KARNEVAL essen habe dieses tagebuch versteckt wo niemand es finden wird ich werde essen und essen und stärker werden jede die ich esse macht mich stärker ich bin so hungrig aber BALD IST ES SO WEIT
ZWEITES KAPITEL
17.–19. Januar
1.
Taras Buslenko saß in einem Dampfbad im Kiewer Stadtteil Lukjanowka. Nur noch ein einziger weiterer Gast befand sich in dem riesigen, mit Porzellan gekachelten Raum: ein dicker Geschäftsmann, dessen Bauch ihm über das Handtuch hing. Buslenko schaute an seinem eigenen Körper hinunter und fragte sich, ob auch er eines Tages dick und aus der Form geraten sein würde. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals zu altern. Sein Körper war hart und wie gemeißelt. Eine Waffe. Buslenkos Finger glitten über seine Narben. Die jüngste war die an seiner Schulter. Geriffelt durch Wundnähte und um den Muskelball gekrümmt, als hätte jemand versucht, einen Apfel aufzuschneiden. Am auffälligsten war die durch einen chirurgischen Eingriff vergrößerte Schusswunde links neben seinem Magen. Er lachte verhalten. Kein Wunder, dass ihm der Gedanke an einen alternden Körper fremd war. Seine Aussichten, alt zu werden, waren gering.
Das Dampfbad hatte eine gewölbte Decke und war im türkischen Stil gebaut. Kunstvolle Fliesen schmückten die Wände und den Boden. Buslenko wurde nur durch die großen Porzellanpaneele, welche die
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