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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Anlässen vorbehalten, wenn auch offensichtlich nicht für Bartz. Bei einem seiner Besuche war Fabel zufällig auf Bartz gestoßen, was zu seinem radikalen Entschluss geführt hatte, den Beruf zu wechseln.
    »Es drängt mich, jemand anders zu sein«, fuhr er nach einer Weile fort.
    »Ich muss sagen, Jan«, meinte Bartz, »dass du immer noch nicht hundertprozentig überzeugt zu sein scheinst, den richtigen Schritt zu machen.«
    »Stimmt das? Tut mir leid. Ich bin eben schon so lange Polizist und muss mich an den Gedanken gewöhnen, das alles hinter mir zu lassen. Es ist tatsächlich ein großer Schritt, aber ich bin dazu bereit.«
    »Das hoffe ich, Jan. Was ich dir anbiete, ist kein Ruheposten. Sicher, es lässt sich nicht mit dem Stress oder den Traumata im Leben eines Mordermittlers vergleichen, aber es ist ebenso anstrengend … nur auf eine andere Art. Wir brauchen jemanden mit deiner Intelligenz und Ausbildung. Vor allem jemanden mit deinem Gespür für Menschen. Ich fürchte nur, dass du noch Zweifel hast.«
    »Nicht die geringsten.« Fabel versteckte die Lüge hinter einem Lächeln.
    »Die Position bringt übrigens etwas mit sich – einen Vorteil, über den wir noch nicht gesprochen haben, aber über den du nachdenken solltest.«
    »Welchen meinst du?«
    »Welche Wirkung hat es deiner Meinung nach, wenn jemand hört, dass du Direktor der Auslandsabteilung eines Software-Unternehmens bist? Wenn du zum Beispiel Leuten auf einer Party oder einer Hochzeit oder in einer Bar begegnest und sie sich nach deinem Beruf erkundigen. Weißt du, was es bewirkt?«
    Fabel zuckte die Achseln. Bartz wartete und trank einen Schluck Wein.
    »Es bewirkt nichts. Denn es ist einfach deine Arbeit und sagt nichts über deinen Charakter aus. Niemand hat eine Meinung über solch eine Tätigkeit. Über einen Polizisten dagegen will jeder seine Ansicht loswerden. Sofort tauchen zahlreiche Vorurteile und Erwartungen auf. Man denkt dabei nicht nur an einen Beruf, sondern an eine Lebensweise. Ich biete dir eine Möglichkeit, dich solchen Einschätzungen zu entziehen, Jan. Eine Chance, du selbst zu sein.«
    In diesem Moment trat der Kellner mit den Hauptgerichten an ihren Tisch.
    »Ah …« Bartz lächelte genießerisch. »Da jetzt das Essen gekommen ist, sollten wir über deine Zukunft, nicht über deine Vergangenheit reden. Essen und Geschäft, Jan, die beiden sind nicht voneinander zu trennen. Wir glauben, so viel erreicht zu haben und weit kultivierter zu sein als unsere Vorfahren. Aber es gibt immer noch eine grundlegende Vertrautheit, die eine gemeinsame Mahlzeit erzeugt, findest du nicht?« Fabel nickte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Bartz als Junge so viel geredet hatte. »Denk an all die Bündnisse und Abkommen, die im Laufe der Jahrhunderte bei Festessen diskutiert, ausgehandelt und besiegelt worden sind. Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Jan. Deine wichtigsten Verhandlungen werden an einem gedeckten Tisch stattfinden.«
    Sie verbrachten die restliche Mahlzeit damit, sich über eine Welt zu unterhalten, in der sich Fabel immer noch fehl am Platze fühlte: eine Welt der Reisen und Besprechungen, der Konferenzen und Bewirtungen. Aus irgendeinem Grund konnte er Georg Aichingers verzweifelte Tirade gegen die Sinnlosigkeit des Lebens nicht aus seinen Gedanken verbannen.
    3.

    Lass sie, dachte er. Lass sie liegen.
    Fabel war ziemlich früh heimgekehrt. Bartz hatte nach der Mahlzeit noch eine Bar mit ihm besuchen wollen, doch Fabel hatte sich mit der Erklärung entschuldigt, am folgenden Morgen früh mit der Arbeit beginnen zu müssen, da er einen Bericht über den Aichinger-Vorfall anzufertigen habe. Bartz hatte geseufzt und sich ein »Macht nichts« abgerungen, wobei er seine wachsende Ungeduld mit seinem künftigen Direktor der Auslandsabteilung geschickt durchblicken ließ.
    Nach der Arbeit war Susanne in Fabels Wohnung gekommen. Er hatte sie tagsüber nicht gesehen, da sie nicht im Präsidium gewesen war, sondern in der psychiatrischen Abteilung des Instituts für Rechtsmedizin in Eppendorf gearbeitet hatte. Er schenkte zwei Gläser Wein ein, während er darauf wartete, dass sie aus der Dusche kam. Er schaute aus dem hohen Fenster über den Alsterpark und die dahinterliegende dunkle, glänzende Fläche der Alster.
    Fabel liebte seine Wohnung. Er war nach einer privaten Katastrophe durch eine günstige Fügung in ihren Besitz gelangt: Seine Ehe war gescheitert, gerade als der Hamburger Immobilienmarkt ein nie

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