Jan Fabel 04 - Carneval
klar?«
»Absolut. Und ich nehme an, dass Sie jede Verbindung mit uns leugnen werden, wenn man uns erwischen sollte? Dass wir in einem deutschen Gefängnis verfaulen würden?«
Malarek lächelte. »Wir sind einander nie begegnet. Noch etwas … Ich lege Wert darauf, dass es rasch erledigt wird. Je länger die Aktion dauert, desto größere Chancen hat Witrenko, davon zu erfahren. Leider hat er mehr Milizangehörige in der Tasche, als ich mir vorstellen mag.«
»Wann?«
»Ich möchte, dass Sie in ungefähr einer Woche abreisen. Natürlich, Sie haben wenig Zeit, ein Team auszuwählen und zu instruieren, aber dafür hat Witrenko weniger Zeit, es zu unterwandern. Können Sie das schaffen?«
»Ich kenne jemanden, der mir helfen kann, ein Team zusammenzustellen. Aber nicht bloß aus Skorpionen. Ich brauche eine Mischung aus Erfahrung und Geschicklichkeit.«
Malarek hob die Schultern. »Das ist Ihre Sache. Ich brauche nur zu wissen, ob Sie dazu fähig sind.«
»Ich bin dazu fähig.«
Nachdem der Stellvertretende Innenminister und seine Leibwächter das Bad verlassen hatten, betrachtete Buslenko erneut das Bild des Kosaken Mamai. Dieser blickte ein wenig melancholisch von seiner in Dampf gehüllten Porzellantafel herab und ließ nicht ahnen, wie schwer es war, der große Beschützer des ukrainischen Volkes zu sein.
2.
»Dies ist ein bedeutender Schritt für dich, Jan. Du sollst wissen, dass ich deinen Entschluss zu schätzen weiß.« Roland Bartz kostete einen Schluck von dem zum Probieren eingeschenkten Wein und nickte dem Kellner zu, der daraufhin beide Gläser füllte. »Und ich sehe ein, dass der Rücktritt für den Chef einer Mordkommission viel schwieriger ist als die meisten anderen Berufswechsel …«
»Aber …?«
»Ich warte nun schon sehr lange, Jan. Ich habe mich bereit erklärt, auf die Abwicklung deines letzten Falles zu warten, aber ich brauche wirklich jemanden, der sich um die Auslandsgeschäfte kümmert.«
»Ich weiß. Entschuldige die Verzögerung. Aber nun habe ich einen offiziellen Termin, und ich werde mich an das Datum halten. Du brauchst nicht mehr lange zu warten.« Fabel zwang sich zu einem müden Lächeln.
»Fühlst du dich nicht wohl?« Bartz runzelte die Stirn mit übertriebener Anteilnahme, wie Fabel fand. Die beiden waren gleichaltrig, gemeinsam im ostfriesischen Norddeich aufgewachsen und dort in die Schule gegangen. Damals war Bartz ein schlaksiger, unbeholfener Junge mit schlechtem Teint gewesen. Nun wirkte seine Haut sogar im mittelwinterlichen Hamburg gebräunt, und seine Unbeholfenheit war einer weltmännischen Gewandtheit gewichen.
Zunächst hatte Fabel ihn mit den Augen der Kindheit gesehen und die Ähnlichkeiten mit dem Jungen, der sein Freund gewesen war, wiedererkannt. Aber Fabel war rasch klar geworden, dass der heutige Roland Bartz sich radikal von dem Schuljungen unterschied. Fabel wusste, dass Bartz es zum Multimillionär gebracht hatte, doch erst seit ihrer zufälligen Begegnung und seit dem Stellenangebot des Unternehmers – das Fabel den Rückzug aus der Mordkommission ermöglichte – hatte er entdeckt, wie gewaltig der Reichtum seines Schulfreundes war. Und nun lernte er den Geschäftsmann kennen. Fabel zog den unbeholfenen, pickligen Jungen aus seiner Erinnerung vor.
»Ich fühle mich gut«, sagte er wenig überzeugend. »Es war einfach ein harter Tag.«
»So?«
Fabel ging kurz auf die Episode mit Georg Aichinger ein, ohne Informationen preiszugeben, die die Presse noch nicht besaß.
»Mein Gott …« Bartz schüttelte ungläubig den Kopf. »Nichts für mich, Jan. Die Arbeit könnte ich nie im Leben machen. Ein Glück, dass du sie hinter dir hast. Aber, ehrlich gesagt, manchmal weiß ich nicht, ob du meine Meinung teilst.«
»Ganz bestimmt, Roland. Wirklich. Vor Aichingers Wohnung stand ein junger MEK-Mann neben mir. Es juckte ihn in den Fingern, ein paar Kugeln abzufeuern. Fast konnte man das Testosteron und das Waffenöl in der Luft riechen.« Fabel schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich ihm Vorwürfe mache. Er ist nur ein Produkt der jüngsten Entwicklung und der neuen Polizeiarbeit. Es wird Zeit, mich zu verabschieden.«
Das Restaurant lag in Övelgönne. Sein riesiges Panoramafenster blickte auf die Elbe hinaus. Fabel hielt inne, um ein nächtliches Containerschiff zu beobachten, das mit unerwarteter Anmut lautlos vorbeiglitt. Er war einige Male zu besonderen Anlässen mit Susanne hier gewesen. Durch die Preise blieb das Restaurant solchen
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