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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gemusterten Kacheln unterbrachen, daran erinnert, dass er in der Ukraine war. Die Paneele zeigten einen nach türkischer Art im Schneidersitz unter einem Baum hockenden Mann, dessen Waffen von den Ästen herunterhingen. Er rauchte eine Pfeife und spielte auf einer Bandura. Es war ein Bild des Kosaken Mamai, des Nationalhelden der Ukraine. Mamai war der legendäre, wahrscheinlich mythische Beschützer des ukrainischen Volkes. Der allergrößte Patriot.
    Der dicke Geschäftsmann an der gegenüberliegenden Seite seufzte erschöpft, erhob sich steif und ging hinaus. Ein paar Minuten später traten drei Neuankömmlinge ein: ein vierschrötiger Mann mittleren Alters und zwei jüngere Begleiter, die genauso hart, schlank und muskulös wie Buslenko aussahen. Die beiden Leibwächter nahmen neben der Tür an der anderen Seite des Dampfraumes Platz. Der ältere Mann setzte sich neben Buslenko.
    »Sie haben ihn verpasst«, sagte Olexander Malarek, ohne Buslenko das Gesicht zuzuwenden.
    »Wenn er überhaupt dort war, Herr Stellvertretender Innenminister.«
    »Er war dort. Das wissen Sie.«
    »Ja. Ich weiß es. Jemand muss geschmiert worden sein. Einer von uns. Jemand hat meine Tarnung aufgedeckt und Witrenko die Flucht ermöglicht.«
    »Das stimmt«, erwiderte Malarek, immer noch ohne Buslenko anzuschauen. »Es war Major Samoljuk.«
    »Der Leiter des Sturmtrupps?« Petro Samoljuk war Befehlshaber einer Sokil-Einheit mit fünfzehn Jahren Erfahrung. Buslenko hatte ihn für absolut zuverlässig gehalten. »Scheiße. Haben Sie ihn verhören lassen? Vielleicht bekommen wir aus ihm wichtige Informationen heraus.«
    »Nein. Er ist tot. Mausetot. Wir haben ihn heute Morgen gefunden. Vor seinem Tod ist er gefoltert und kastriert worden. Sie haben ihm seine Genitalien in den Mund gestopft.«
    »Also wollte er reden? Aber dann wäre er im Gefängnis gelandet.«
    »Das werden wir nie erfahren. Aber wenn er wirklich einer von Witrenkos Männern gewesen wäre, hätten sie ihm das nicht angetan. In Witrenkos Organisation gibt es keinen Verrat. Die Mitglieder betrachten sich nicht als Kriminelle, sondern als Militäreinheit, die völlig loyal zu ihm steht. Ich nehme an, dass Samoljuk ein hohes Bestechungsgeld erhalten hat. Vielleicht ist er gierig geworden und hat versucht, sie zu erpressen.«
    »Unwahrscheinlich.« Buslenko sprach immer noch zu Malareks Profil. Ein Schweißtropfen hing nun an der langen Nasenspitze des älteren Mannes. »Niemand wäre dumm genug, Witrenko zu drohen.«
    »Er ist in Deutschland.« Malarek ignorierte Buslenkos Bemerkung. Samoljuks schrecklicher Tod war für ihn offensichtlich nicht mehr von Interesse.
    »Witrenko?«
    »Einer unserer Gewährsmänner hat uns gemeldet, dass er in Köln operiert.«
    »Ich wusste nicht, dass wir Informanten im Umkreis von Witrenko haben.«
    »Wir hatten keine. Und wir haben auch jetzt keine direkten Quellen. Wir haben Informanten, die für Molokow arbeiten; weiter kommen wir nicht heran.« Malarek wischte sich mit der Handfläche den Schweiß von seinem fleischigen Gesicht. »Witrenko verkauft unsere Menschen wie Waren, Major Buslenko. Er ist ein Verräter der schlimmsten Art, denn er setzt die Ukraine herab, indem er unser Volk herabsetzt. Seine Hauptzentren sind Hamburg und Köln. Allerdings reist er regelmäßig zurück in die Heimat. Laut unseren Informationen hat sich Witrenko sein Gesicht umoperieren lassen. Danach sind die Fotos in unseren Akten nun nutzlos.«
    »Haben Sie Auskünfte darüber, wann er wieder hier sein wird? Beim nächsten Mal …«
    Malarek wandte sich Buslenko zu. »Es wird kein nächstes Mal geben. Wassil Witrenko bewegt sich wie ein Gespenst. Er hat hier so viele Kontaktpersonen und Informanten, dass er sich, sollte er wirklich zurückkommen, wieder in Luft auflöst, bevor wir überhaupt davon erfahren. Deshalb müssen Sie sich einschalten, Major Buslenko. Wassil Witrenkos Treiben ist eine Schande für die Ukraine. Wir können nicht erwarten, dass die Welt unsere junge Demokratie ernst nimmt, solange wir als Wiege der neuen Mafia gelten. Es ist unbedingt nötig, dass Witrenko gestoppt wird. Durch seinen Tod. Ist das klar?«
    »Sie wollen, dass ich ohne Wissen und Billigung der dortigen Behörden in Deutschland aktiv werde? Das ist illegal.«
    »Und es soll die geringste Ihrer Sorgen sein. Ich möchte, dass Sie eine Skorpion-Speznas-Einheit mitnehmen. Ich will nicht, dass Sie Witrenko vor Gericht bringen, sondern dass Sie ihn ins Grab befördern. Ist das

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