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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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von Argwohn.
    »Ich bin gebeten worden, mir einen Fall in Köln anzusehen. Nur um meine Meinung beizusteuern.«
    Susannes Gesicht umwölkte sich. »Du kannst dir nicht leisten, dich mit einem weiteren Fall zu beschäftigen, Jan. Roland Bartz ist mehr als geduldig gewesen. Er wird nicht ewig auf dich warten. Aber vielleicht ist es ja gerade das, was du dir erhoffst.«
    »Wovon redest du?«
    »Das weißt du ganz genau. Du zagst und zauderst wie eine ängstliche Jungfrau. Ich glaube nicht, dass du dich wirklich zu dem Schritt durchringen kannst. Darum geht es meiner Meinung nach: Du kannst dich nicht entscheiden, die Polizei zu verlassen.«
    »Unsinn, Susanne. Ich habe mich entschieden und gekündigt. Heute habe ich sogar ein Angebot von van Heiden und dem BKA ausgeschlagen.«
    »Was für ein Angebot?«
    Fabel musterte Susanne einen Moment lang. Ihre dunklen Augen funkelten in dem weichen Licht. Er bedauerte bereits, die Sache erwähnt zu haben.
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Was für ein Angebot?«
    »Sie wollen eine neue Abteilung einrichten. Eine Art Bundesmordkommission. Sie soll ihren Stützpunkt in Hamburg haben und schwierige Fälle überall in Deutschland übernehmen. Van Heiden und Wagner haben mich gebeten, sie aufzubauen und zu leiten.«
    Susanne lachte bitter. »Toll. Wirklich wunderbar. Ich verbringe meine ganze Zeit damit, mir um deinen Geisteszustand wegen der Torturen hier in Hamburg Sorgen zu machen, und du verhandelst darüber, wie du dein Pensum durch Fälle in ganz Deutschland erhöhen kannst.«
    »Ich sagte doch, dass ich abgelehnt habe.« Fabel hatte die Stimme erhoben. Er atmete durch und wurde leiser. »Ich habe nein gesagt.«
    »Was ist denn, Jan? Hättest du fast die Beherrschung verloren? Die Kontrolle?«
    »Susanne …«
    »Begreifst du nicht, dass genau das dein Problem ist? Du bist so zugeknöpft. Verstehst du nicht, dass du niemals hättest Polizist werden dürfen? Wäre die selige Hanna Dorn nicht ermordet worden, hättest du nie den Einfall gehabt, Kriminalbeamter zu werden. Mir leuchtet einfach nicht ein, warum du ihretwegen deine Zukunft wegwerfen und einen Beruf wählen musstest, den du sonst nie ins Auge gefasst hättest. Alle reden darüber, was für ein prächtiger Ermittler du bist. Über all die Fälle, die du aufgeklärt hast. Aber dadurch bist du aus dem Gleichgewicht geraten. Ich höre es, Jan. Jede zweite Nacht. Die Träume. Die Albträume. Weißt du nicht, dass es dir genauso schlecht geht wie Maria Klee? Du erlebst all das Grauen und die Scheußlichkeiten mit, die die Menschen einander antun, du vergräbst es tief in dir. Wenn du nicht aufhörst, wirst du zusammenbrechen. Total.«
    »Du siehst doch dieselben Dinge. Du tauchst in ihren Geist ein, verdammt noch mal.«
    »Aber begreifst du nicht, dass das etwas anderes ist? Ich habe mir meinen Beruf als Kriminalpsychologin ausgesucht und bin dafür ausgebildet worden. Ich habe mich vorbereitet und jeden Schritt in meiner Laufbahn bewusst zurückgelegt. Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil sie meinen Interessen und meinen Fähigkeiten entspricht, nicht weil mich irgendein Kreuzzugseifer dazu getrieben hat.« Sie stockte. »Der Unterschied zwischen uns beiden ist der, dass ich damit fertig werde. Ich kann das alles aus meinem Privatleben heraushalten.«
    »Ich weiß nicht, weshalb wir uns streiten …« Fabels Stimme klang erschöpft. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich die Mordkommission verlassen werde. Die Polizei Hamburg.«
    »Wir streiten uns, weil du dich auf nichts festlegen kannst.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Das weißt du ganz genau, Jan. Es war dein Vorschlag, mit mir zusammenzuziehen, aber wir suchen seit Monaten nach einer Bleibe. Egal, was für eine Wohnung es ist und in welchem Stadtteil, du ziehst dich zurück und zuckst die Achseln. Du kannst dich nicht entscheiden, den Beruf zu wechseln oder mit mir zusammenzuleben. Warum gibst du das nicht zu?«
    »Wie oft muss ich es noch wiederholen, Susanne? Ich habe das Angebot abgelehnt. Eindeutig. Und meine Kündigung ist endgültig. In fünf Wochen bin ich kein Polizist mehr.« Er stand auf und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich kann es nicht ändern, dass wir keine Wohnung gefunden haben, die mir gefällt. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mit dir zusammen sein will. Das weißt du doch.«
    »Wirklich?« Sie schob seine Hände zurück. »Warum bist du dann so reserviert? Seit ein paar Monaten. Ich weiß nicht, was ich gesagt oder getan habe, aber

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