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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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pinkeln.«
    Buslenko nickte und drehte sich wieder zu Belozerkowski um. »Es kann keiner von uns gewesen sein. Ich hab’s mir überlegt. Wir vier hatten keine Gelegenheit. Hauptmann Sarapenko war nicht mal zehn Minuten draußen. So lange hätte sie gebraucht, um Worobjow zu erreichen. Stojan, du und ich – wir waren alle in der Hütte.«
    »Wir wissen nicht genau, wann Worobjow getötet wurde«, wandte Belozerkowski ein. Eine Eule schrie im Wald und glitt plötzlich mit lauten Flügelschlägen über sie hinweg. Beide rissen ihre Waffen herum und richteten sie auf den Vogel. Kurz darauf entspannten sie sich.
    »Wir werden schreckhaft«, meinte Buslenko. »Und ich kann mir ungefähr vorstellen, wann Worobjow getötet wurde. Sein Körper war noch warm. Das bedeutet bei diesen Temperaturen, dass er ungefähr zu dem Zeitpunkt gestorben ist, zu dem er zurückkehren sollte, um sich ablösen zu lassen. Und es waren keine Gespenster, deshalb müssen wir auf der Hut sein.«
    Oben auf der Böschung blieb Stojan geduckt und blickte den Fluss entlang. In der Ferne sah er die Lichter von Korostyschew. Die Stadt war keine Stunde Fußmarsch mehr entfernt, doch der Himmel hellte sich auf, und ihnen stand der schwierigste Teil des Weges bevor. Er musterte den Beginn des Waldes. Die ersten drei Baumreihen waren sichtbar, dahinter lag Schwärze. Im Wald würde noch stundenlang Nacht sein. Er beschloss, Buslenko vorzuschlagen, dass sie das Ufer verlassen und die Bäume als Deckung benutzen sollten. Es würde länger dauern, doch sicherer sein. Er gestikulierte zu Buslenko hinunter, zeigte mit zwei Fingern der einen Hand auf seine Augen und deutete dann mit einer umfassenden Bewegung auf das nähere Gelände. Buslenko nickte, womit Stojan die Erlaubnis hatte, die Umgebung auszukundschaften.
    Stojan überquerte die schmale offene Fläche zwischen der Böschung und dem Wald. Er presste den Rücken an eine Baumrinde, zog ein kleines Einblick-Fernrohr hervor und betrachtete das Innere des Waldes, so gut er konnte. Nichts. Buchstäblich nichts. Nicht einmal das Nachtsichtgerät konnte die Schwärze des Waldes durchdringen.
    »Stojan!« Er wirbelte herum und zielte in die Richtung, aus der sein Name laut geflüstert worden war. »Stojan! Hierher!«
    Er antwortete nicht, sondern versuchte, den Ausgangspunkt der Stimme zu finden, damit er den Sprecher mit seinem Sturmgewehr erwischen konnte.
    »Stojan! Ich bin’s – Tenischtschew!«
    Er schob sich geduckt voran, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten, und richtete sein Wepr weiterhin auf den Ursprungsort des Geräusches.
    »Hier«, sagte die Stimme. Tenischtschew erschien oberhalb einiger Büsche am Waldrand. Er war abgerissen und schmutzig und hatte keine Waffe. Der dunkle Fleck an der Seite seines Gesichts schien Blut zu sein. »Komm her … aber heb nicht den Kopf. Serdutschka muss in der Nähe sein. Er hat dich beschattet. Serdutschka ist ein Verräter. Er hat Worobjow getötet und versucht, auch mich umzulegen.«
    Stojan rannte zu den Büschen hinüber, und beide ließen sich hinter sie fallen. Tenischtschew wirkte verängstigt. Sein Parka war zerfleddert und fühlte sich feucht an, als Stojan ihn berührte. Er schaute auf seine Fingerspitzen, die vor Blut glänzten.
    »Bist du verletzt?«, fragte Stojan. Tenischtschew nickte. Der Krimtatar legte sein Gewehr nieder und öffnete den blutgetränkten Parka behutsam. »Serdutschka hat Worobjowa getötet?«
    Tenischtschew nickte wieder. Stojan war erschrocken über die Menge des vergossenen Blutes, konnte aber keine Wunde finden.
    »Serdutschka ist einer von Witrenkos Männern?«
    »Ja …«, sagte Tenischtschew. »Schwer zu glauben, stimmt’s? Weißt du, was noch schwerer zu glauben ist …?«
    Stojan schaute Tenischtschew verblüfft in die Augen. Er konnte nicht atmen. Dann blickte er nach unten und sah, dass Tenischtschew ihm ein Jagdmesser unter das Brustbein gerammt hatte.
    »… dass ich auch einer bin«, flüsterte Tenischtschew in Stojans bereits erlöschende Augen.
    11.

    Buslenko und Belozerkowski lagen seit fünfzehn Minuten flach auf dem Boden und beobachteten den Waldrand. Der Himmel war nun gefährlich hell.
    »Wir müssen uns in Marsch setzen …«, sagte Buslenko.
    »Aber wir können Stojan nicht einfach zurücklassen«, protestierte Belozerkowski.
    »Stojan ist tot«, erklärte Olga Sarapenko mit plötzlicher Sicherheit. Sie kauerte unten am Fluss und behielt das andere Ufer im Auge. »Und wir werden es auch sein, wenn wir

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