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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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an und folgte ihm von der Autobahn hinunter. Auf der ringförmigen Ausfahrt verlor sie den BMW aus dem Blickfeld.
    Der Regen prasselte immer noch gegen die Windschutzscheibe, und der unbeleuchtete Straßenbogen schien von Bäumen eingepfercht zu sein. Die Straße begradigte sich vor einer Kreuzung. Maria spähte so weit in beide Richtungen, wie es die Dunkelheit und der Regen zuließen. Kein BMW. Sie hielt an. Hinter und vor ihr waren keine Autos, und sie fühlte sich allein in dem winzigen Universum ihres Wagens und des silbrig von den Scheinwerfern eingefangenen Platzregens. Sie seufzte. Da sie sich lieber abhängen lassen wollte, als zu dicht hinter dem Ukrainer zu bleiben, würde sie jeden Abend versuchen, seine Spur vor der Kneipe aufzunehmen, wo er sich offenbar regelmäßig mit Viktor traf. Sie legte den ersten Gang ein und setzte sich erneut in Bewegung.
    Maria wusste, dass sie sich verirren würde, wenn sie der Straße blindlings folgte. Also beschloss sie, zu wenden und zur Autobahn zurückzukehren. Der Wendekreis des Saxos war vermutlich so klein, dass sie auf der Fahrbahn kehrtmachen konnte, ohne eine Kreuzung finden zu müssen. Sie schaute in den Rückspiegel. Nichts. Maria vollführte eine fast perfekte Wende mit dem Saxo; nur das rechte Vorderrad rollte ein wenig über den Grünstreifen.
    In jenem Moment erstrahlten die blendenden Fernlichter des BMW vor ihr. Sie begriff, dass der Ukrainer bis zu diesem Augenblick mit hoher Geschwindigkeit und ausgeschalteten Scheinwerfern auf sie zugerast war. Maria riss das Lenkrad herum. Der BMW donnerte vorbei, doch er rammte die linke Heckseite des viel leichteren Citroën, der seitwärts geschleudert wurde. Marias Instinkt wich ihrer Ausbildung, wodurch sie es schaffte, den Saxo zu begradigen. Sie trat das Gaspedal durch, und der Kleinwagen preschte schneller vor, als sie erwartet hatte. Im Rückspiegel sah sie, dass der BMW zu einer Dreipunktwende gezwungen war, was ihr einen kostbaren Vorsprung verschaffte.
    Maria überlegte fieberhaft. Scheißkerl, dachte sie, du hattest dich mit ausgeschalteten Scheinwerfern im Waldeingang versteckt. Seine Absicht lag auf der Hand: den Saxo von der Straße zu stoßen und ihr dann wahrscheinlich den Schädel zu zertrümmern, damit es so aussah, als wäre sie einem Unfall zum Opfer gefallen. Vielleicht war man so mit Turtschenko verfahren, dem ukrainischen Ermittler, der Witrenkos Fährte aufgenommen hatte. Maria war sich ihrer Furcht, doch auch eines Gefühls der Freude bewusst. Und des Trotzes. Auf keinen Fall würde dieser Drecksack sie in den Tod jagen. Sie bemerkte die Scheinwerfer des BMW hinter sich.
    Zwei Autos fuhren in entgegengesetzter Richtung vorbei, dann nichts mehr. Er hatte gewusst, dass dies eine relativ verlassene Strecke war, und sie absichtlich hierher gelockt. Der BMW war noch recht weit entfernt, doch er kam näher. Hätte die Straße mehr Biegungen gehabt, wären ihre Chancen besser gewesen. Der Saxo beschleunigte zwar rasch und hatte ein gutes Kurvenverhalten, aber auf einer geraden Strecke wie dieser war er den Pferdestärken des BMW nicht gewachsen. Maria drückte das Pedal weiterhin bis zum Anschlag durch und versuchte, ihren Denkprozess genauso voranzutreiben. Er war Soldat. Ein Speznas-Mitglied. Wahrscheinlich konnte er jemanden mit einer Büroklammer im Schneesturm umbringen, was ihm in dieser Umgebung jedoch nicht unbedingt nützte. Vor ihr war eine sanfte Kurve; er würde sie für dreißig oder vierzig Sekunden aus den Augen verlieren. Maria raste in die Biegung hinein, wobei der Regen noch heftiger an die Windschutzscheibe klatschte. Gleichzeitig löste sie ihren Sitzgurt und schaltete die Scheinwerfer aus. Dann riss sie den Saxo so schnell herum, wie es ihr möglich war, ohne auf dem vom Regen schlüpfrigen Asphalt die Kontrolle zu verlieren. Als sie gewendet hatte, war der BMW bereits in der Kurve. Sie zog den Wagen nach links, bremste jäh auf der falschen Straßenseite, schaltete die Scheinwerfer an und sprang aus dem Auto.
    6.

    Die drei Speznas-Männer arbeiteten sich am Ufer des Teteriw zur Jagdhütte vor. Buslenko rechnete damit, dass sich jeder, der sich ihnen im Mondlicht näherte, als Silhouette vor dem Himmel abzeichnen würde. Als sie das Gebäude erreichten, lag es immer noch im Dunkeln, und die Tür war weit geöffnet. Buslenko schickte Stojan hinter die Hütte, ließ sich von Belozerkowski Deckung geben und stieß seine Waffe in die Türöffnung.
    »Hauptmann

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