Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
Böschung gesäumt wurde. Buslenko hörte einen Schrei hinter sich, drehte sich um und sah, wie Olga Sarapenko stürzte. Ihr Gewehr fiel klappernd auf die Steine.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Sie setzte sich auf und bewegte ihren Knöchel hin und her. »Nichts gebrochen.« Sie rappelte sich mühsam hoch. »Eine schlimme Verstauchung, aber mein Stiefel hat Schlimmeres verhindert.«
    »Kannst du gehen?«
    »Vorläufig ja«, sagte sie mit bedauernder Miene. »Ich werde euch aufhalten.«
    »Wir bleiben zusammen«, erklärte Belozerkowski. Der große Ukrainer warf Buslenko sein Gewehr zu und hievte sich Olga über die Schultern, als wäre sie ein zur Strecke gebrachtes Reh. »Wir sind fast da. Du musst uns Deckung geben, Chef.«
    Der Major grinste und schulterte die beiden Gewehre. Auf sein Kommando starteten sie in Richtung der Häuser zu beiden Seiten des Flusses, die zu den Außenbezirken von Korostyschew gehörten. Aber Buslenko dachte nicht nur daran, seinen Geburtsort lebend zu erreichen. Vielmehr konzentrierte er sich mit wilder Entschlossenheit auf ein fernes Ziel im Westen: auf eine unbekannte Stadt in einem fremden Land. Dort musste er eine Aufgabe erledigen.

ZWEITER TEIL
Karneval

CLOWNSTAGEBUCH, FÜNFZEHNTER EINTRAG

    Ohne Datum

    ich bin so hungrig so hungrig als ich die andere person war ich klein war und schwach und die andere person konnte nichts tun um meine die welt der anderen person meine welt zu beherrschen ich die andere person musste immer immer alles auf dem teller essen und still sein und am tisch den mund halten mein papa war dauernd so wütend wütend und ich musste alles essen wir lebten auf dem lande auf dem bauernhof und wir aßen rheinische soorbroode aus pferdefleisch eingeweicht in essig und wein und gewürzen und dazu blutwurst und ich sah ihn sah ihn wie er es tat wie er das schwein schlachtete es war noch winzig und ich sah wie er es zwischen den knien festhielt und ihm die kehle durchschnitt es ZAPPELTE UND QUIETSCHTE UND ÜBERALL WAR BLUT DAS IM DRECK SCHWARZ AUSSAH und das schwein lief ein bisschen herum und stürzte dann und das ganze blut sickerte in den dreck und es war schwarz ich konnte es riechen ich weinte deshalb und wegen des schweines und mein papa gab mir einen klaps und sagte weißt du nicht woher dein essen kommt weißt du nicht was du isst weißt du nicht dass es sterben muss bevor du es isst damals dachte ich nicht darüber nach und dann zwang er mich das schwein zu essen nachdem mammi es gekocht hatte und es war gut aber ich dachte daran wie es herumgelaufen war und wie das blut strömte und es zuckte und zuckte als es starb aber ich mochte das fleisch ich weinte aber ich aß es gern doch das machte mich nicht zu dem was ich bin es war die andere Sache das was mir später zustieß dann wusste ich dass er ich war und ich er und dass ich im karneval zum leben erwachen würde ich kann riechen dass er kommt *KARNEVAL* dann werden sie sehen dann werden sie wissen was chaos ist sie nahmen mich mit zur kirche als ich klein war ich hatte dauernd angst sie nahmen mich mit zur kirche und sagten ich sei böse und erklärten mir all die dinge, die bösen menschen zustoßen für immer ewig ich werde mich nicht einsperren lassen ich werde mich nicht fernhalten lassen ich werde DIE ANDERE PERSON TÖTEN und ich werde jeden zeitpunkt das ganze jahr hindurch zum KARNEVAL machen Ich werde ihnen ihre tollen tage geben ich bin der CLOWN und ich bin wach WENN SIE CHAOS WOLLEN WERDE ICH IHNEN CHAOS BRINGEN ich bin ihr urteil und ich werde ihre augen mit meinem lächeln ausbrennen und ich werde SIE ESSEN ich werde sie alle essen

SECHSTES KAPITEL

    1.–3. Februar

    1.

    Fabel legte den Telefonhörer nieder. Nun ergab alles einen Sinn.
    Seit Tagen hatte etwas in seinem Hinterkopf gebohrt, und er hatte nicht herausfinden können, was es war. Es hatte ihn aus der Fassung gebracht, vielleicht weil ein solches Gefühl bisher immer einen guten Grund gehabt hatte. Er wusste, was in seinem Kopf ablief: Kleine Fetzen scheinbar separater Informationen fügten sich zusammen und ließen in seinem Unterbewusstsein eine Alarmglocke schrillen.
    Sein Telefonat mit Maria hatte nichts Ungewöhnliches an sich gehabt, doch ihre Behauptung, dass sie sich auf den Rat ihres Psychologen hin eine Zeit lang von ihren Kollegen fernhalten wolle, hatte unglaubwürdig geklungen. Und nun, zwei Wochen später, hatte Minks ihn im Präsidium angerufen, und es war ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.
    Fabel war

Weitere Kostenlose Bücher