Jan Fabel 04 - Carneval
Sarapenko?«
»Hier«, sagte Olga und knipste eine Tischlampe an. Sie zielte mit ihrer Automatikpistole auf ihn. Dann schob sie den Sicherheitshebel zurück und senkte die Waffe.
»Sehr gut …« Buslenko lächelte. »Aber mach das Licht aus. Wir haben Probleme.«
»Worobjowa?«
Buslenko schüttelte den Kopf. »Nicht nur. Wahrscheinlich auch Tenischtschew und Serdutschka.«
Belozerkowski huschte in die Hütte und schloss die Tür. Stojan trat durch die Hintertür ein. »Hinten ist alles klar. Aber es gibt noch eine schlechte Nachricht: Jemand hat die Fahrzeuge lahmgelegt. Wenn wir hier rauswollen, müssen wir zu Fuß gehen.«
»Das dürfte ihnen die Sache erleichtern«, sagte Belozerkowski grimmig.
»Hört auf damit«, befahl Buslenko. »Ich werde mich von dem Dreckstück Witrenko nicht so abschlachten lassen, wie er es mit Worobjowa gemacht hat.«
»Du glaubst also, dass er da draußen ist?«, fragte Olga.
»O ja. Wenn die Beute wichtig für ihn ist, möchte er bei der Tötung in der Nähe sein.« Buslenko runzelte die Stirn. »Komisch … Erst gestern habe ich jemandem fast das Gleiche gesagt.«
Eine plötzliche Panik breitete sich in seiner Brust aus, als ihm Sascha einfiel. Sascha war kein Soldat, sondern Analytiker. Ein weiches und leichtes Ziel. Der Gedanke schien sich in seinem Gesicht widerzuspiegeln.
»Was ist los?«, wollte Olga wissen.
»Der Mann, der das Team zusammengestellt hat … Er war der Einzige, der unseren Aufenthaltsort kannte. Sie müssen an ihn herangekommen sein.«
»Bestechung?«
Buslenko schüttelte den Kopf. »Niemals. Nicht Sascha. Sie müssen ihn …« Er brach ab.
Belozerkowski legte Buslenko eine Hand auf die Schulter. »Falls er es war, Taras, hat er jetzt keine Schmerzen mehr. Wenn sie durch ihn herausgefunden haben, dass wir hier sind, ist er nicht mehr am Leben.«
7.
Der BMW bremste am Ende der Kurve, als ihm der Weg durch Marias Saxo versperrt wurde, doch die Reifen gerieten auf der nassen Oberfläche ins Rutschen. Der Fahrer beschleunigte und steuerte gegen, um dem Saxo auszuweichen. Maria, die am Straßenrand wartete, richtete ihre illegale Automatik auf die Flanke des schleudernden Autos. Sie feuerte rasch hintereinander sechs Kugeln ab, und die Seitenfenster zersplitterten. Der BMW schaukelte wild, bevor er sich gerade ausrichtete und davonjagte. Maria gab drei weitere Schüsse auf das Heck des Wagens ab, der in der Ferne verschwand. Sie schaute dem BMW eine Sekunde lang hinterher, zog dann ein zweites Magazin aus der Tasche, rammte es in den Griff, zog den Schlitten zurück, um eine Kugel in die Kammer gleiten zu lassen, und wartete mit ausgestreckten Armen auf die Rückkehr des BMW. Er kam nicht. Ihr Herz hämmerte. Der Regen ließ ihr gerade dunkel gefärbtes Haar an der Kopfhaut kleben, und sie fröstelte bis ins Mark.
Aber sie fühlte sich besser als seit Monaten. Der Bastard hatte sie für ein leichtes Opfer gehalten. Sie selbst hatte sich für ein leichtes Opfer gehalten. Aber nun war die Gejagte zur Jägerin geworden. Neun Kugeln in die Karosserie des Autos – sie musste ihn getroffen haben. Maria rannte zurück, wendete den Saxo erneut und fuhr dem BMW hinterher.
8.
Sie waren seit drei Stunden in der Hütte, doch sie hatten sich nicht gestattet, eine Lampe anzuschalten oder sich durch Essen und Trinken zu stärken.
»Ich kapiere das nicht«, sagte Buslenko. »Warum machen sie nicht einfach ein Ende? Wir sind nur zu viert und kilometerweit von der Zivilisation entfernt. Sie könnten uns erledigen, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen würde. Wo sind sie?«
Stojan nickte. »Es ergibt keinen Sinn. Und sie haben ihre Spuren ziemlich gut verwischt.« Er spähte aus dem Fenster ins Mondlicht hinaus. »Oder sie warten darauf, dass wir zu fliehen versuchen.«
Belozerkowski schien plötzlich noch unruhiger zu werden. »Vielleicht ist da draußen gar keiner«, sagte er schließlich. »Vielleicht sollten wir uns über den Feind im Innern Gedanken machen.«
»Wovon redest du?«, fragte Buslenko.
»Es könnte ja sein, dass Witrenko draußen gar keine Leute hat. Weil es einer von uns ist.«
»Das ist dummes Zeug«, widersprach Stojan, aber er wirkte beklommen.
»Taras hat recht, dass nur sein Freund wusste, wo wir uns aufhalten«, fuhr Belozerkowski fort. »Das heißt, außer uns selbst.« Er warf Olga Sarapenko einen Blick zu. »Sie gehört nicht zu unserem Team. Wie können wir sicher sein, dass sie nicht von Witrenko bezahlt
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