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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Papiertaschen­tücher. »Entschuldigung, Chef... Robert Gerdes, dreiundsech­zig, ein pensionierter Lehrer aus Schleswig-Holstein. Er hält sich seit fünfzehn Jahren in Hamburg auf. Ihm gehört das Pent­house, und er wurde in dem Apartment darunter ermordet. Die Mieterin ist die Frau, die behauptet, es getan zu haben.«
    Fabel schaute nach oben. »Das Penthouse? Seine Lehrer­pension muss ja stattlich gewesen sein. Wie heißt die Frau?«
    »Ute Cranz. Anscheinend ist sie gerade eingezogen. Ich habe sie von einem Streifenwagen ins Präsidium bringen lassen.«
    Sirenen näherten sich, und zwei Zivilfahrzeuge hielten an der Schranke hinter Fabels BMW. Fabel fuhr sich heftig mit der Hand über die Kehle, und die Sirenen verstummten. Anna Wolff und Werner Meyer stiegen aus dem einen Wagen. »Herr­gott noch mal«, fluchte Fabel. »Bis jetzt sind hier keine Presse­leute. Lasst uns so unauffällig vorgehen, wie es möglich ist, wenn eine Straße mitten in der Nacht abgesperrt wird.«
    »Tut mir leid, Chef«, sagte Anna, »aber das war einer der größten Anreize des Jobs für mich. Wenn ich meine Sirene nicht anstellen darf, könnte ich genauso gut Taxifahrerin werden.«
    »Keiner würde einsteigen bei all der Furzerei«, murmelte Werner.
    »Schluss jetzt, Dick und Doof«, befahl Fabel mit ernster Miene. »Wenn ihr eure komische Nummer beendet habt, würde ich ganz gern reingehen und mir den Tatort ansehen.«
    »'tschuldigung, Chef«, entgegnete Anna so unbekümmert wie möglich.
    »Da ist noch etwas«, sagte Glasmacher. »Die Täterin stellt wilde Behauptungen über das Opfer auf. Sie muss völlig über­geschnappt sein. Angeblich lebte Gerdes getarnt und unter falschem Namen und war in Wirklichkeit einer der Spitzen­männer der Stasi. Er soll das Leben ihrer Schwester zerstört haben.«
    »Der Stasi?« Fabel hatte ein Gefühl, als würde sein Rückgrat von einem leichten Stromschlag getroffen. »Er soll zur Stasi ge­hört haben? Hat sie seinen wahren Namen genannt?«
    Glasmacher blätterte erneut in seinem Notizbuch. »Ja ... Er soll ein HVA-Major namens Georg Drescher gewesen sein.«
    Ein stärkerer Stromschlag durchfuhr Fabels Rückgrat.
    »Anna, Werner, kommt mit«, befahl er. »Thomas, kehr zu­rück ins Präsidium und schreib deinen Bericht. Dann ruh dich zu Hause aus. Es ist wichtig, dass du in den nächsten Tagen ge­sund bist. Dirk, Henk, ich möchte, dass ihr Politidirektor Karin Vestergaard anruft. Holt sie in ihrem Hotel ab und bringt sie ins Präsidium. Nein, einen Moment ... hierher.«
    Als Fabel auf die Tür zutrat, legte Glasmacher seine behand­schuhten Finger auf den Arm seines Vorgesetzten. »Mach dich auf etwas gefasst, Chef... Ich meine es ernst. Es ist unglaublich, was sie mit dem Mann angestellt hat...«
     
    Holger Brauner forderte Fabel und sein Team auf, noch ein paar Minuten zu warten, bevor sie sich dem Tatort näherten. Auch verlangte er, dass sie nicht nur die üblichen Überschuhe und La­texhandschuhe, sondern komplette Spurensicherungsanzüge und Atemschutzmasken überstreiften.
    »Dort drinnen gibt es eine Menge Körperflüssigkeiten«, er­klärte er. »Wir müssen mehr als sonst auswerten. Ich weiß, ihr alle seid erfahrene Kriminalbeamte, aber ich muss euch bitten, die Wohnung sofort zu verlassen, wenn ihr befürchtet, dass ihr euch übergeben könntet.«
    »So grässlich?«, fragte Fabel.
    »Ja, so grässlich, Jan«, antwortete Brauner.
    Fabel fiel auf, wie elegant und geräumig das Apartment war. Wohn- und Esszimmer gingen ineinander über, und eine große Schiebetür führte auf eine schmale Terrasse hinaus. Ei­ner von Brauners Kollegen im Overall machte Aufnahmen vom Esstisch, der für zwei Personen gedeckt gewesen war. Auf ihm standen immer noch die benutzten Teller und Weinglä­ser. Eine nummerierte Aufstellkarte stand auf dem Boden ne­ben dem Sofa. Dort lag ein zerbrochenes Weinbrandglas, und der Inhalt hatte sich über das polierte Buchenholzparkett er­gossen.
    Nach Glasmachers Warnung machte sich Fabel auf das Schlimmste gefasst, bevor er mit den anderen die Küche betrat.
    Er konnte die Augen nicht abwenden. Sein Gehirn ver­suchte, das sich ihm bietende Bild zu analysieren, oder vielleicht versuchte es zu leugnen, dass das Objekt vor ihm ein Mensch gewesen war. Es lag auf einem dicken blauen Plastiklaken über der Arbeitsplatte. Der Kopf war aufgerichtet worden, und die runden, weißen Kugeln der lidlosen Augen starrten Fabel an. Die Plastikfolie zog sich auch über

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