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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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den Fußboden hin, und Teile davon waren mit Klebeband an den Wänden befestigt. Überall sah man Blutspritzer, doch um den Körper herum und auf dem Boden direkt neben der Arbeitsplatte war das Blut mit einem Mop verschmiert worden. Sie hatte die Flächen während der Ausführung ihrer Tat gesäubert.
    Hinter sich hörte Fabel, wie Anna würgend durch ihre Maske atmete. Werner knurrte einen Fluch. Holger Brauner schob sich an den beiden erstarrten Polizisten vorbei und stellte sich neben Fabel.
    »So etwas habe ich noch nicht gesehen, Jan«, sagte er. »Sie besitzt erstaunliche Kenntnisse der menschlichen Anatomie. Siehst du die Aderpressen um die Oberschenkel? Damit hat sie den Blutfluss eingeschränkt, während sie an den Beinen herum­schnitt. Und an den freigelegten Knochen hat sie das Fleisch, das Muskelgewebe und die Sehnen durchtrennt, ohne die Ober­schenkelarterie zu verletzen. Auf ähnliche Art hat sie eine chi­rurgische Klemme in seiner Leiste eingesetzt, damit er nach der Kastration nicht verblutete.«
    Fabel hörte, wie Anna zu keuchen begann und aus der Kü­che hinausrannte.
    »Es gibt nicht den geringsten Zweifel an der Vorsätzlichkeit, Jan«, fuhr Brauner fort. »Sie hat alles im Voraus bereitgelegt, das Zimmer mit Plastikfolie abgedeckt, das Opfer irgendwie im­mobilisiert ... Sie hat sogar eine Salzlösung in seine Augen ge­träufelt, nachdem sie ihm die Lider entfernt hatte. Offenbar kam es ihr darauf an, dass er sehen konnte, was sie mit ihm an­stellte. Armer Hund.«
    »Wie lange könnte es gedauert haben, bis er starb?«
    »Ich weiß es nicht. Herr Dr. Möller wird dir nach der Au­topsie eine Schätzung geben können. Aber ich vermute, dass er noch eine Stunde nach den Folterungen gelebt haben könnte. Wie lange er davon bei Bewusstsein war, lässt sich nur er­ahnen.« Brauner zeigte auf ein Metalltablett neben der Leiche. »Es ist voll von zerbrochenen Ampullen. Nach dem Geruch zu urteilen, handelt es sich um Ammoniumkarbonat. Sie muss sie unter seiner Nase zerbrochen haben, um ihn wieder zu Be­wusstsein zu bringen, wenn er vor Schmerz ohnmächtig gewor­den war.«
    Anna kam zurück in die Küche, blickte jedoch nicht vom Boden auf. »Dirk und Henk sind wieder da, Chef. Die Dänin ist bei ihnen.«
    »Okay.« Fabel legte ihr einen Arm um die Schulter und drehte sie von der Leiche weg. Er musterte ihr Gesicht. Über dem Mundschutz war ihre Haut, eingerahmt von der elasti­schen Kapuze des Spurensicherungsanzugs, kreidebleich, und ihre Augen schienen rot gerändert zu sein. »Alles in Ordnung, Anna?«
    »Du weißt ja, so was ist nicht meine Stärke. Aber was soll's ... Bald lässt du mich sowieso Knöllchen schreiben.«
    »Das reicht, Anna«, sagte Fabel, doch ohne Zorn. Ihm war klar, dass sie unter Schock stand. »Fahr zurück zur Kommission und lies den Bericht von Thomas durch, bevor er nach Hause verschwindet. Werner, begleite sie. Ich werde mir das Apart­ment des Opfers im Dachgeschoss angucken.«
    An der Wohnungstür ließ Fabel seinen Spurensicherungs­anzug samt Maske zurück, legte die Handschuhe und Über­schuhe jedoch nicht ab. Gerade hatte er den Treppenabsatz er­reicht, als Karin Vestergaard zusammen mit Dirk Hechtner und Henk Hermann die Stufen heraufeilte.
    »Ihre Kollegen haben mich wissen lassen, dass dies etwas mit Jens' Tod zu tun haben könnte«, sagte sie ohne Begrüßung. Fa­bel bemerkte die grimmige Entschlossenheit in ihrem Gesicht und musste daran denken, dass Jespersen mehr als ein Kollege für sie gewesen war.
    »Ich weiß es natürlich noch nicht, Karin. Die Mörderin hat uns selbst angerufen, und sie befindet sich nun im Präsidium. Jedenfalls könnte sie unsere St.-Pauli-Mörderin sein. Aber am interessantesten ist die Geschichte, die sie uns erzählen möchte. Das Opfer ist dreiundsechzig Jahre alt, ein pensionierter Lehrer aus Flensburg namens Robert Gerdes. Die Frau, die ihn gefol­tert und ermordet hat, behauptet jedoch erstaunlicherweise, dass er in Wirklichkeit ein ehemaliger hochrangiger Stasi-Offi­zier war und Georg Drescher hieß.«
    Einen Moment lang wirkte Karin Vestergaard wie benom­men. »Kann ich mir das Opfer ansehen?«
    »Es wäre besser, darauf zu verzichten. Sie hat ihn wirklich übel zugerichtet, und außerdem müssten Sie sich zuerst Schutz­kleidung anziehen. Ich habe nach Ihnen geschickt, weil ich mir das Apartment des Opfers ansehen werde. Er hat über die­ser Etage gewohnt. Ich dachte, Sie würden mir helfen wollen. Vielleicht

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