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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Hallerstraße in der Nähe des Fern­sehstudios und der Tennisanlage am Rothenbaum. Die Fahr­bahn war von parkenden Autos gesäumt, doch die meisten wirkten neu und hatten wahrscheinlich komplizierte Wegfahr­sperren und Alarmsysteme. Anke würde zu ihrem eigenen Wa­gen zurückkehren und ihn aus der Gegend entfernen müssen, bevor er als verlassenes Fahrzeug behandelt wurde und der Poli­zei ermöglichte, ihre Identität und Adresse zu ermitteln. Aber da sie das Auto nicht in der Nähe des Alsterparks abgestellt hatte, fühlte sie sich relativ sicher. Schon bald jedoch bedauerte sie ihre Entscheidung mit jedem Schritt. Ihre Wade pochte, und der Schmerz durchzog durch die Dauerbelastung immer heftiger das ganze Bein. Die Strecke bis zu ihrem Auto wäre nicht sonderlich weit gewesen, wenn sie einfach den Mittelweg hätte entlanggehen können. Doch sie wusste, dass die Polizei dort mittlerweile alle einzelnen Frauen überprüfte. Dadurch war sie gezwungen, einen langen Umweg zu machen, was die Strecke mehr als verdreifachte.
    Nachdem sie um die Ecke gebogen war, sah Anke zu ihrer Erleichterung, dass ihre Lexus-Limousine noch auf dem Park­platz stand. Sie ließ sich auf den Ledersitz sinken, streckte ihr verletztes Bein aus und gestattete sich einen Moment der Ruhe. Dann schob sie die Hand hinten in ihren Stiefel und spürte, dass sich das Leder voll Blut gesogen hatte. In ihrer Wohnung würde sie die Wunde vernähen müssen, was wegen deren Lage nicht leicht war.
    Sie lehnte den Kopf an die Nackenstütze und schloss ein paar Sekunden lang die Augen. Plötzlich hörte sie ein Klopfen und wandte sich jäh dem Seitenfenster zu. Blitzschnell erfasste sie die Situation: eine sehr junge Polizistin, allein, Fußpatrouille, unerfahren. Alle anderen jagten die Mörderin aus dem Alster­park. Anke ließ lächelnd die Scheibe heruntergleiten.
    »Ist das Ihr Fahrzeug?«
    »Ja. Gibt es ein Problem?«
    »Sie parken zu lange hier. Ich muss Ihnen einen Strafzettel erteilen. Wie heißen Sie, bitte?«
    Du vergleichst meinen Namen mit der Datenbank, dachte Anke. Mein Kennzeichen hast du schon weitergemeldet. Da­mit waren ihre bisherige Identität und ihre Adresse erfasst und unbrauchbar geworden.
    »Jana Eigen.« Das war der Name, den sie seit zehn Jahren führte. Ein Name, der so real für sie geworden war wie Anke Wollner. Nun hatte sie auch ihn verloren.
    »Zeigen Sie mir bitte Ihren Führerschein und Personalaus­weis.« Die junge Polizistin gab sich alle Mühe, Autorität auszu­strahlen. Anke schätzte, dass sie um die dreiundzwanzig Jahre alt war: hübsch, mit dunklen Haaren unter der Schirmmütze.
    Ihre blaue Polizeijacke war eine Nummer zu groß, was ihr ein fast kindliches Aussehen verlieh.
    »Natürlich«, erwiderte Anke und griff in die Umhänge­tasche, die neben ihr auf dem Beifahrersitz lag. »Hier ...«
    Ihre erste Kugel traf die Polizistin in die Kehle, und die junge Frau brach neben dem Auto zusammen. Anke öffnete die Tür, die an den Körper der Beamtin stieß. Sie musste sich durch die Lücke hindurchzwängen, wodurch sich die Schmerzen in ihrem Bein verstärkten. Die Schutzpolizistin lag mit dem Ge­sicht nach unten da, und ihre übergroße blaue Regenjacke mit dem weißen Wort POLIZEI war aufgebauscht und erinnerte an einen Schildkrötenpanzer. Ein scheußliches feuchtes Gurgeln drang aus ihrem Mund, und sie versuchte davonzukriechen. Anke feuerte eine zweite Kugel in den Hinterkopf der Polizis­tin, die nun still liegen blieb. Anke hörte Schreie von Zeugen - sie musste sich beeilen. Die Leiche blockierte das Auto, und Anke blieb nichts anderes übrig, als sie auf die Fahrbahn zu zer­ren. Dann sprang sie in den Wagen und raste davon.
    Sie würde das Auto schleunigst loswerden und einen Unter­schlupf finden müssen.
     

4.
     
    Es war im Großen und Ganzen so verlaufen, wie Fabel erwar­tet hatte. Van Heiden war nicht ausgerastet und hatte Fabel auch keinen Vortrag gehalten; er hatte eher durch Schweigen als durch Worte deutlich gemacht, dass die Situation nicht schlechter sein konnte und dass die Axt, wenn sie denn fiel, direkt auf Fabels Nacken landen würde.
    Die Aufmerksamkeit der Medien war nicht förderlich gewe­sen. In sämtlichen Nachrichtensendungen und auf jedem Ka­nal - und nicht bloß in Hamburg - wurde über den Schuss­wechsel auf dem Harvestehuder Weg berichtet. Das Präsidium wurde belagert wie eine mittelalterliche Festung. Sendewagen parkten draußen, und Fernsehteams richteten ihre

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