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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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bildet das Bindeglied zwischen Niels Freese und dem Auftraggeber des Mordes an Daniel Föttinger. Nicola, ich möchte, dass du mit Thomas und Dirk und zwei MEK-Männern ums Haus herumgehst. Die Übrigen benutzen die Haustür. Anna, du bleibst bei den Wachposten.«
    »Ist das ein Witz?«
    »Ich mache keine Witze, Kommissarin Wolff. Du hast deine Aufgabe.«
    »Nein, ich werde nicht wieder getroffen werden. Und hier schon gar nicht. Das Schlimmste, was diese Trottel tun können, ist, dass sie uns mit Linsen bewerfen.«
    »Anna, tu mir den Gefallen.«
    »Okay.« Sie verzog resigniert das Gesicht.
    »Denkt daran, ich möchte, dass alle so schnell wie möglich draußen sind.« Fabel wiederholte das, was er bei der Einsatzbesprechung gesagt hatte. »Ich bin weniger an den Leuten interessiert als an Beweisstücken. Da Freese von der Brücke gesprungen ist, brauchen wir Belege, um eine Verbindung zwischen den Beschützern und dem Pharos-Projekt und Föttingers Ermordung herstellen zu können. Gebt niemandem eine Chance, Daten zu löschen oder Papiere zu vernichten. Und denkt daran, dass Jens Markull Vorrang hat.«
    Laut Menke hielt normalerweise jemand im Haus Wache, weshalb Fabel beschlossen hatte, dass sie sich nicht zu Fuß nähern sollten. Stattdessen rasten die Autos auf sein Funksignal hin um die Ecke und hielten direkt vor dem Gebäude. Der Gefangenentransporter folgte Sekunden später, wonach die Beamten genug Zeit hatten, um aus den Autos zu springen und, angeführt von den MEK-Männern, zur Tür zu laufen. Zwei trugen eine Ramme, und die schwere Holztür gab überraschend leicht nach.
    Fabel folgte den schwarz uniformierten MEK-Beamten mit dem Ruf »Polizei Hamburg« ins Haus. Er hörte ein Splittern von der Rückseite des Gebäudes und wusste, dass auch das andere Team eingedrungen war. Im Erdgeschoss befanden sich vier schmuddelige Zimmer. Niemand hatte Wache gestanden. Drei Männer und eine Frau, die auf verstreuten Matratzen geschlafen hatten, wurden grob geweckt, auf die Füße gezerrt und mit Handschellen gefesselt. Sie waren ungewaschen, unterernährt und durch die plötzliche Gewalt der Razzia überwältigt. Fabel musterte rasch ihre Gesichter: sämtlich zu jung für Jens Markull. »Wo ist Markull?«, schrie er ein Mädchen an, doch sie reagierte nur, indem sie ihn anspuckte.
    Von oben erklang ein Geräusch.
    »Henk, komm mit. Sie auch«, rief er einem der MEK-Männer zu. Sie rannten die Treppe hinauf und nahmen jeweils drei Stufen auf einmal. Vier weitere Zimmer. Fabel nickte Henk zu, der die Tür, die dem Absatz am nächsten war, zusammen mit dem MEK-Kämpfer eintrat. Nichts. Noch ein Geräusch.
    »Hier!«, rief Fabel und öffnete die zweite Tür mit einem Tritt.
    Er brauchte weniger als eine Sekunde, um das Zimmer zu überschauen, doch in jenem winzigen Zeitraum konnte sein Gehirn den Anblick nicht sofort verarbeiten. Dieser Raum schien nicht zum übrigen Haus zu gehören. Er war makellos sauber und enthielt Reihen von Computern, die ein leises Summen von sich gaben. Man hatte die Fenster völlig zugenagelt, doch das Zimmer war dennoch hell erleuchtet.
    Fabel erkannte Jens Markull sofort. Der Kommandeur saß an einem großen Schreibtisch und starrte Fabel an, doch er konnte niemanden sehen. Eine Seite seines Schädels war zertrümmert, und in seinen dunklen Locken klebten dunkelrotes Blut und Hirnmasse. Er schien ermordet und dann in seinem Sessel aufgerichtet worden zu sein.
    In der Mitte des Zimmers stand eine Frau. Fabel erkannte auch sie sofort. Sie trug das gleiche graue Geschäftskostüm wie an jenem Abend, an dem sie im Hafen auf ihn zugekommen war und sich als eine bereits tote Frau ausgegeben hatte.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle!« Fabel zielte mit seiner SIG-Sauer auf die Frau, deren Miene keine Spur von Unruhe oder Aggression oder Furcht aufwies. Sie blieb einfach mitten im Raum stehen und betrachtete Fabel mit Augen, die fast so tot wie die Markulls waren. Sie hatte etwas in der Hand. Keine Waffe. Etwas Kleineres. Wie eine TV-Fernbedienung.
    Plötzlich packte der MEK-Beamte neben Fabel den Kragen seiner Kevlar-Weste und riss ihn aus dem Türrahmen und zurück auf den Treppenabsatz. Fabel wollte protestieren, doch dann hörte er, wie der MEK-Beamte Hermann und allen anderen, die ihn hören konnten, zurief: »Bombe!«
    Die drei Polizisten hatten erst die Hälfte der Treppe hinter sich, als die Bombe explodierte. Fabel schien es, als hätte ihm etwas Heißes und Scharfes ins linke Ohr

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