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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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der Motor des Panzerwagens verstummte. »Könnten Sie von dort herunterkommen? Ich möchte mit Ihnen über das reden, was geschehen ist.«
    Freese schwieg einen Moment lang. Er wandte Fabel immer noch den Rücken zu und betrachtete den Fluss unter sich.
    »Wollen Sie etwas Komisches hören?«, fragte er schließlich. »Früher hatte ich Angst vor dem Wasser. Und vor Höhen. Das ist komisch, nicht?«
    »Herr Freese …« Fabel achtete darauf, dass seine Stimme ruhig und gleichmäßig klang. »Sie müssen die Pistole hinlegen. Solange Sie die Waffe in der Hand haben, bringen Sie sich selbst in Gefahr. Bitte, legen Sie sie hin.«
    »Die hier?« Freese hob die Automatik und schaute sie an, als hätte er noch nie eine Pistole zu Gesicht bekommen. Fabel merkte, dass sich das MEK-Team anschickte zu feuern, und hob beschwichtigend eine Hand. »Ich dachte, ich hätte sie schon weggeworfen. Und das Gleiche dachte ich, als ich Sie letztes Mal weggeworfen habe. Ich weiß nicht, ob dies eine Pistole ist. Vielleicht war die erste eine Pistole … Aber ich brauche sie nicht mehr.« Er öffnete die Finger und ließ die Waffe hinunterfallen. Sie traf klappernd auf die Brüstung und verschwand über den Rand hinweg.
    »Genau das habe ich auch beim letzten Mal gemacht«, sagte er.
    Da Niels Freese nur noch eine Gefahr für sich selbst darstellte, kamen Fabel und die anderen Beamten aus der Deckung hinter dem TM 170 hervor. Bastian Schwager befahl allen Scharfschützen bis auf einen, ihre Gewehre zu senken.
    »In Ordnung, Herr Freese, das war gut«, versicherte Fabel. »Nun sollten Sie von der Brüstung heruntersteigen, bevor Sie stürzen.«
    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich bleibe hier. Aus dieser Höhe kann man viel mehr erkennen. Ich meine, in jeder Hinsicht. Finden Sie das nicht komisch? Sie wissen doch, was ich über meine Angst vor Wasser und Höhen gesagt habe. Ist es nicht komisch, dass ich nun so hoch oben bin – und über dem Wasser? Aber ich habe keine Angst. Wie hoch bin ich denn wohl?«
    »Vielleicht fünfzig, fünfundfünfzig Meter. So hoch, dass Sie sterben werden, wenn Sie ausrutschen. Also warum kommen Sie nicht von der Brüstung herunter?«
    Niels Freese löste die Augen vom Wasser und blickte über die Stadt hinweg. »Es ist wirklich eine Schande, dass die Brücke für Fußgänger gesperrt ist. Von hier hat man eine so wunderbare Aussicht. Aber so ist die Welt, in der wir leben. Das Auto ist unser Gott.« Er unterbrach sich verstört. »Oder wenigstens glaube ich, dass es die Welt ist, in der wir leben. Ich bin manchmal verwirrt. Vielleicht ist es der andere Ort. Ich hatte alles auf die Reihe gekriegt, aber nun ist wieder alles durcheinander.«
    »Sie haben eine Menge Dinge durcheinandergebracht, Herr Freese. Sie sind müde und verwirrt. Warum steigen Sie nicht von der Brüstung, damit wir alles besprechen können? Es auf die Reihe kriegen.«
    »Ich gehe nur dorthin, wohin ich will. Sie würden mich wegbringen, sodass ich nicht mehr sehen kann, was ich sehen will, und nicht mehr die Möglichkeit habe, mich frei zu bewegen.«
    »Herr Freese, warum haben Sie Daniel Föttinger getötet?«
    »Wen?«
    »Den Mann, der durch die Brandstiftung gestorben ist.«
    »Ach den. Das ist mir befohlen worden. Er war ein Feind von Gaia.«
    »Aber er hat an technischen Projekten zum Schutz des Planeten gearbeitet.«
    »Das spielt keine Rolle«, erwiderte Niels Freese geistesabwesend und zuckte die Schultern, während er immer noch von seinem Aussichtspunkt die Stadt betrachtete. »Er hat Dinge getan. Böse Dinge. Sie wären schlecht für die Bewegung gewesen.«
    »Was für Dinge?«
    »Ach, wer weiß?« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fluss zu. »Glauben Sie, dass das Wasser Ähnlichkeit mit einem Spiegel hat? Dass darunter in Wirklichkeit eine exakte Nachbildung unserer Welt liegt?«
    »Nein, Herr Freese, das glaube ich nicht. Wer hat Ihnen befohlen, Föttinger zu töten?«
    »Der Kommandeur. Aber der hat den Befehl von den Leuten in den grauen Anzügen bekommen. Ich glaube, dass dies wirklich der Kern der Wahrheit des Ganzen ist.« Plötzlich klang er lebhaft, als hätte er gerade ein großes Rätsel gelöst. »Nein … es leuchtet mir ein. Sämtliche Gefühle, die ich habe, dass alles nicht real ist. Verstehen Sie denn nicht? Es ist tatsächlich nicht real. Die reale Welt ist auf der anderen Seite des Wassers. Wir sind diejenigen unter der Oberfläche.« Er neigte den Kopf zum Fluss hin. »Die reale Welt ist dort

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