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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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unten – ich meine, dort oben .«
    »Niels, Sie müssen sich konzentrieren. Wer sind die Leute in den grauen Anzügen? Wer hat Ihrem Kommandeur befohlen, Föttingers Ermordung anzuordnen?«
    Freese schien keines von Fabels Worten gehört zu haben. Er richtete den Blick weiterhin auf die ferne Wasseroberfläche. »Ich habe es früher nicht begriffen, aber nun leuchtet es ein. Ich habe immer gewusst, dass dies irgendeine Kopie ist. Dass ich irgendeine Kopie bin. Die reale Welt und das reale Ich sind dort drüben …«
    Fabel merkte, dass sich Freese ein wenig vorgebeugt hatte, und ein Stich durchfuhr ihn. »Niels, hören Sie mir zu … Dies ist die reale Welt. Dort unten wartet nur der Tod auf Sie, glauben Sie mir. Würden Sie jetzt bitte mit mir kommen, damit wir alles klären können?«
    Zum ersten Mal drehte Freese den Kopf und blickte Fabel direkt an.
    »Nein, Sie irren sich. Ich mache Ihnen keine Vorwürfe, denn alles ist sehr überzeugend, sehr gut nachgebildet, aber es ist nicht die reale Welt. Sie ist bestimmt auf der anderen Seite des Wassers. Ich werde nachgucken …«
    Niels Freese machte einen Schritt nach vorn und entschwand aus Fabels Blickfeld.
    Die anderen Beamten liefen zur Brüstung und beugten sich hinüber. Fabel blieb wie angewurzelt stehen. Er wollte nicht sehen, wie Freeses zerschmetterter Körper im öligen, dunklen Wasser der Elbe trieb. So konnte er wenigstens teilweise glauben, dass Freeses Wunsch erfüllt worden war und dass er sich nun in einer anderen Realität befand. In einer Realität, die ihm gegenüber freundlicher sein würde. In der er die Dinge so sehen konnte, wie sie wirklich waren.

34.
     
    Fabel schaute um sieben Uhr zum Morgenhimmel hinauf. Es war, als hätten sie auf ein überfälliges Päckchen gewartet, doch nun gab es endlich ein Anzeichen dafür, dass der Frühling begonnen hatte. Es war ein heller, warmer Morgen, und am Himmel stand keine einzige Wolke.
    »Herrlich, nicht wahr?«, sagte Anna.
    »Es wird langsam Zeit.« Fabel zog die Riemen seiner Kevlar-Panzerweste an den Seiten zu. »Sind wir so weit?«
    Die Teammitglieder nickten, jedenfalls Anna, Werner, Henk, Dirk und Thomas. Nicola Brüggemann hingegen mühte sich noch mit der Weste ab.
    »Bin ich die einzige Person bei der Polizei Hamburg mit Titten ?« Sie rief das letzte Wort in Richtung des MEK-Leiters, der ihr die Panzerweste gereicht hatte. Dann, wieder an Fabel gewandt: »Dieser Mist ist offensichtlich von Männern entworfen worden.« Nach einigen weiteren Anstrengungen und mehreren Flüchen gelang es ihr schließlich, ihre Weste ebenfalls festzuzurren.
    Außer Fabels Team waren acht MEK-Männer, Fabian Menke und zwei andere BfV-Vertreter anwesend. Ein großer Häftlingstransporter mit drei Schutzpolizisten parkte hinter den Autos. Sie waren hinter der Ecke des besetzten Hauses abgestellt, aber Fabel wusste, dass er nicht zögern durfte. Sogar zu dieser frühen Stunde würde sich die Nachricht vom Erscheinen der Polizei im Schanzenviertel schnell verbreiten.
    »Irgendeine Bewegung?«, fragte Fabel den MEK-Leiter. Seit Niels Freese am Nachmittag zuvor von der Köhlbrandbrücke gesprungen war, stand ein einzelner ziviler Überwachungswagen vor dem besetzten Haus. Fabel war es gelungen, die Presse – trotz der starken Polizeipräsenz auf der Brücke und ihrer Schließung für den Verkehr – fernzuhalten. Es gab eine inoffizielle Absprache darüber, Selbstmorde auf der Köhlbrandbrücke herunterzuspielen, damit sie nicht noch beliebter für solche Aktionen wurde.
    »Kaum. Eine Frau ist vor einer halben Stunde eingetroffen und hat die Tür geöffnet. Seltsamerweise war sie elegant gekleidet – nicht der Typ, den man mit einem Haufen wie diesem in Verbindung bringen würde.«
    »Ist sie wieder herausgekommen?«, wollte Fabel wissen.
    »Nein, sie ist noch da.«
    »Weiß jeder von uns, was er zu tun hat?«, fragte Fabel. Wiederum nickten alle.
    »Wir dürften keine großen Schwierigkeiten haben«, meinte Menke. »Bis jetzt sind von den Beschützern nur große Worte zu hören. Wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass sie Waffen besitzen, aber da sie in letzter Zeit aggressiver werden, müssen wir trotzdem vorsichtig sein.«
    Fabel nickte und wandte sich an das gesamte Team. »Also gut, wenn wir reingehen, verhaften wir alle, auf die wir stoßen. Auf den Boden, Handschellen an, durchsuchen und dann ab in den Transporter. Ihr alle habt die Fotos von Jens Markull gesehen. Er ist unser Hauptziel, denn er

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