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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sagte Fabel. »Holger ist ein feiner Kerl.«
    »Mag sein … Aber du musst zugeben, dass er sich ein bisschen seltsam benimmt. Wenn er kein Spurensicherer wäre, würde ich ihn wahrscheinlich auf eine Liste potenzieller Serienmörder setzen.«
    Fabel lachte leise und halbherzig, bevor er zum Himmel aufblickte und gründlich durchatmete. Die Luft war kühl, sauber und frisch, doch der ekelhaft süße Geruch des Todes verharrte in seiner Nase.
    »Schrecklich da drinnen, nicht?«
    Er nickte. »Ich hasse Wasserleichen. Man riecht sie eine ganze Woche lang. Du kannst den Fall mit Henk übernehmen. Zeig mir den Spurensicherungs- und den Autopsiebericht, wenn sie eintreffen. Du hast recht, es ist nicht der Modus operandi des Network-Killers. Das ist genau das, was wir brauchen: noch jemand, der Leichen in die Hamburger Wasserwege wirft. Äußerst förderlich für den Tourismus. Apropos Network-Killer – welche Fortschritte machen deine Ermittlungen in Sachen Kontaktpersonen?«
    Anna zuckte die Achseln. »Wir haben weitere dreißig Identitäten auf Social Networking Sites, die die Opfer besucht hatten, ausfindig gemacht. Da wir eine gerichtliche Anordnung haben, können wir die IP-Adressen von den Site-Administratoren erfahren. Sie sollten bis Mittag vorliegen.«
    »Okay, wir sprechen im Büro darüber. Wo ist Lars Kreysig?«
    Anna deutete auf ein paar Männer an der anderen Seite der Elbstraße, die sich an ein Feuerwehrfahrzeug lehnten. Sogar aus dieser Entfernung konnte Fabel erkennen, wie erschöpft sie wirkten. Während Anna und er auf sie zugingen, richtete einer der Feuerwehrleute sich auf und lächelte schwach.
    »Leitender Hauptkommissar Fabel?« Der Mann war größer als Fabel. Schlank, mit tiefen Furchen in einem langen Gesicht unter widerspenstigem, vorzeitig ergrautem Haar.
    »Ja. Herr Kreysig?«
    »Ich nehme an, Sie wollen mit mir über die Wasserleiche sprechen?«
    »Sie haben Kommissarin Wolff sämtliche Details über den Fundort genannt. Ich möchte Sie fragen, ob Sie mutmaßen können, woher sie kam. Aus welcher Flussrichtung, meine ich.«
    »Da sollten Sie nicht mich fragen.« Kreysig rief über die Schulter hinweg zu der Gruppe Männer am Feuerwehrfahrzeug hinüber: »Sepp … Kommst du mal kurz her?« Er wandte sich wieder an Fabel. »Mein Stellvertreter, Sepp Tramberger, ist einer Ihrer Kollegen. Zumindest gehört er zur Hafenpolizei. Er ist dieser speziellen Flutabwehr-Einheit zugewiesen worden. Ich versichere Ihnen, dass niemand die Elbe besser kennt als Sepp. Wenn er nicht ganz real auf dem Fluss ist, besucht er ihn virtuell.«
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Fabel.
    »Er hat eine ›virtuelle Elbe‹ erschaffen. In seiner Freizeit. Ein Computermodell des Flusses und seiner Strömungen. Zusammen mit irgendeinem Wissenschaftler von der Universität. Sie können es sich im Internet ansehen – oder jedenfalls eine Version davon. Es ist sehr beeindruckend.«
    Nachdem Kreysig seinen Stellvertreter mit den Kriminalbeamten bekannt gemacht hatte, wiederholte er Fabels Frage. Tramberger war ein recht kleiner, stämmiger, wie gescheuert wirkender Mann mit einer blonden Stoppelfrisur und einem Gesicht, das nicht nur vom Wetter gegerbt worden zu sein schien. Fabel wusste, dass die meisten Hafenpolizisten ein Seepatent besaßen. Folglich setzte sich die Hafenpolizei überwiegend aus ehemaligen Seeleuten zusammen, die sich gründlich in der Welt umgeschaut hatten, bevor sie begannen, die Ladeplätze und Kais von Hamburg abzupatrouillieren. Tramberger spähte in die unbestimmte Ferne und verzog sein verwittertes Gesicht zu der nachdenklichen Miene, die Fabel mit Klempnern assoziierte, die zur Erläuterung eines offenen Kostenvoranschlags ansetzten.
    »Schwer zu sagen …« Tramberger rieb sich das Kinn. »Es hängt davon ab, wie lange sie laut dem Befund des Gerichtsmediziners im Wasser war.«
    »Länger als zwei Wochen, kürzer als sechs, meint unser Spurensicherungsexperte«, antwortete Fabel.
    Tramberger rieb sich erneut das Kinn und starrte weiterhin stirnrunzelnd ins Leere.
    »Wichtig an Wasserleichen ist, dass sie anfangs nicht dahintreiben, sondern nach unten sinken. Manchmal bis zum Boden, und manchmal schweben sie rund einen Meter darüber. Wenn die Wassertemperatur niedrig ist, bleiben sie dort. Bisweilen für immer. Aber wenn die Wassertemperatur höher ist und sie nicht aufgerissen worden sind, kehren sie an die Oberfläche zurück und dümpeln dahin. Wenn Ihr Mädchen länger als eine Woche

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