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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Oberfläche bringen. Aber wenn nicht, musst du rasch handeln. Sonst fällst du wie ein Stein nach unten. Ist das klar, Dominik?«
    »Völlig. Hol mich hier raus, Peter.«
    »Wir schalten die gesamte Energie ab, außer für die Motoren und die Verbindung. Warte, bis wir die Gerätebeleuchtung wieder einschalten.«
    Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die schwärzer war als jede Nacht. Zuerst konnte er nichts sehen, dann trieb etwas an dem Quarzbullauge vorbei. Etwas glühte in der Ferne. Ein einzelner heller Punkt. Biolumineszenz: ein Seeteufel oder Zigarrenhai, der im Abgrund seinen eigenen Lichtflecken erzeugte. Wie ein Leuchtfeuer. Eine Sekunde lang widmete Korn seine ganze Aufmerksamkeit dem schwachen Schimmer, der eine tiefere, nicht ganz zu begreifende Bedeutung zu haben schien.
    Das Armaturenbrett vor ihm leuchtete wieder auf. Die blinkenden Knöpfe und das LED-Display des Tiefenmessers waren nach der Pechschwärze des Abgrunds plötzlich blendend hell. Dreitausend Meter. Am Anzug war eine Ortungssignallampe befestigt. Er schaltete sie an. Ein neues Knarren. Das Meer wollte ihn immer noch zermalmen.
    »Dominik …«, ließ sich Wiegand vernehmen.
    »Nur zu.«
    »Wir müssen dich auf mindestens hundertachtzig Meter hochholen. Der Evak-Anzug ist bis zu dieser Tiefe getestet worden. Entspann dich und lass dich von uns hochbefördern. Der Anzug steigt nicht mehr als drei Meter pro Sekunde auf. Du brauchst dir also keine Sorgen wegen der Dekompression zu machen. Aber du musst aussteigen, sobald es das geringste Anzeichen gibt, dass die Kapsel es nicht bis zur Oberfläche schafft.«
    Eintausendfünfhundert Meter.
    »Ich sollte nicht hier sein«, sagte Korn vor sich hin. »Wir sollten nicht hier sein.«
    »Wiederholen, Dominik …«
    »Wir sollten nicht hier sein. Dazu haben wir kein Recht. Wir sollten nicht die Frechheit, die Arroganz haben …«
    »Ich möchte, dass du dich nicht ablenken lässt.« Wiegands Stimme übertönte ihn. »Konzentriere dich. In Ordnung?«
    Neunhundert Meter. Achthundert.
    »Ich bin konzentriert, Peter. Konzentrierter, als du denkst …«
    Das Wasser draußen wurde weniger dunkel. Nicht heller, nur weniger dunkel.
    »Lass den Tiefenmesser nicht aus den Augen, Dominik …«
    Das ständige, beruhigende Surren der Motoren verstummte.
    »Peter …«
    »Halt dich fest, Dominik!« Wiegands Stimme war eindringlich. »Ich muss die Tanks leeren. Halt dich fest!«
    Etwas donnerte neben Korn. Betäubend. Nicht komprimierbarer Petroleumballast wurde aus den Auftriebtanks entleert, Eisenschrotballast dem elektromagnetischen Griff der Pharos One entzogen. Nun spürte er Bewegung. Durch den Schub wurde er an seinen Stuhl gepresst. Er klammerte sich an die Armlehnen und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu halten. Sein Puls pochte in seinen Ohren.
    »Peter?«
    Die Sprechverbindung war erneut zusammengebrochen. Er war wieder allein, doch er schoss zu der Umgebung hinauf, in die er gehörte. Zu seinem wahren Platz auf der Welt. Aus den Tiefen. De profundis .
    Fünfhundert Meter. Vierhundert. Dreihundert. Er ließ den roten Deckel über dem Auslöser des Notsprengbolzens zurückschnappen und und legte seinen Finger auf den Abzugsbügel. Er musste den richtigen Zeitpunkt finden. Genau den richtigen. Zweihundertachtzig Meter. Nur noch ein bisschen mehr.
    Korn begriff, was er sah, aber er wollte es nicht sehen. Sein Aufstieg verlangsamte sich. Zweihundertvierzig … zweihundertzwanzig … zweihundert. Zu tief. Immer noch zu tief. Die Anzeige blieb eine Ewigkeit lang bei hundertsiebzig stehen.
    Jetzt. Tu es jetzt. Seine Vernunft schrie geradezu auf. Er wusste, dass die schlagartige Entleerung der Tanks keine Kraft mehr lieferte. Nun konnte nur noch eines geschehen: die Rückkehr in den Abgrund. Doch irgendetwas ließ ihn erstarren – die irrationale Hoffnung, dass das Tauchboot die allgemeinen Gesetze der Physik besiegen würde.
    Hundertachtzig.
    Korn hatte zehn wichtige Meter verloren und eine Atmosphäre zusätzlichen Drucks gewonnen. Er vergewisserte sich, dass seine Sicherheitsgurte geschlossen waren, und legte den Schalter um, sodass der Sprengbolzen abgefeuert wurde und die Luke öffnete.
    Es war wie der Aufprall eines Autos. Das Wasser wälzte sich nicht in die Kabine, sondern es rammte sich wie eine feste Masse in die Rückenlehne des Kommandostuhls. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seinen Arm und seine Schulter. Er wusste, dass sein Unterarm gebrochen war, doch er betastete seinen Ärmel nicht, um

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