Jane Blond 02 - Jane Blond sucht Zoff
daran fest.
Sie rieben sich ihre schmerzenden Knöchel, lösten ihre ASPITs und rannten sofort zurück zu dem unterirdischen Wassertank. Wasser und Schaum schwappten Frau Halliday bereits über das Gesicht, doch sie kaute unablässig auf ihrem SPIder, der ihr das Leben rettete. Und mit dem weggesprengten Gitter war endlich der Rettungsweg frei. Sie lächelte erschöpft. »Ich danke euch beiden!«
Alex streckte seine Hand aus und half seiner Mutter aus dem Schacht zu klettern. »Ich glaube, du musst mir ein oder zwei Dinge erklären, hab ich recht?«, sagte er schroff.
Claire Halliday nickte langsam und wuschelte ihrem Sohn durch die Haare. »Ja, du hast recht, Al.«
Janey trat einen Schritt zurück. Dies war ein privater Moment für die beiden. Sie konnte sich gut erinnern, als sie damals plötzlich mit der überraschenden Vergangenheit ihres Vaters konfrontiert wurde. Janey wüsste nur zu gern, wo ihr Vater jetzt war. Sie streichelte einmal leicht über ihre Drachenanstecknadel. »Ich lebe auch ... Pa. Komm und finde mich bald!« In Gedanken sah sie das mittlerweile vertraute Gesicht vor sich, das sie jeden Abend heimlich anschaute, wenn sie die kleine Filmsequenz von dem übrig gebliebenen Krümelchen der zerstörten LippenSPIfoda herunterlud. Vor jedem Zubettgehen schaute sie sich an, wie er sich über Zoff lehnte, seinen Kopf streichelte und sagte: »... was ich geschaffen habe ... was ich geschaffen habe ...«.
Und exakt in diesem Moment begriff Janey, was sie getan hatte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte die Katze tatsächlich aus dem Sack gelassen, genau wie der Sonnenkönig es verlangt hatte. Deshalb war er auch so überzeugt, dass Zoff früher ein Frosch war. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Er hatte Zoff gesehen und Solomon. Er hatte die LippenSPIfoda-Aufzeichnungen gesehen.
Janey fühlte sich elend. Sie hatte ihren Vater betrogen. Nein, schlimmer noch. Sie hatte sich die Bilder heimlich angesehen, obwohl sie wusste, dass es verboten war, und dadurch alle ihre Agentenfreunde betrogen.
Janey ist verzweifelt
Big Rosie konnte ihrer Schülerin nicht in die Augen sehen. Ihr Gesicht war mit Wimperntusche und Rouge verschmiert, das die Tränen überall verteilt hatten. Sie zitterte von Kopf bis Fuß. Ob aus Verzweiflung oder aus Wut, das konnte Janey nicht sagen.
Sie versuchte es noch einmal. »Big Rosie, bitte versteh mich doch. Ich habe ihn nie vorher kennengelernt. Ich wusste nicht einmal, dass mein Vater überhaupt lebt. Ich hatte wirklich nicht vor, diesen LippenSPIfoda-Krümel aufzuheben. Ich will damit sagen, dass ich nicht geplant hatte, etwas zu stehlen. Doch dann klebte es da ganz überraschend an meinem Finger, und eigentlich war es doch nur ein Foto. Ich wusste wirklich nicht, dass ich damit so viel Schaden anrichten würde ...«
»Aber es war nicht nur ein Foto! Es war Beweismaterial « , seufzte Big Rosie. »Und der Schaden, den du angerichtet hast ... ich mag gar nicht darüber nachdenken.«
Janey auch nicht. Sie hatte Chaos verursacht. Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Geheimhaltung hatte sie die Identität des Anführers von Solomons Polywissenschaftlicher Institution verraten - und das auch noch direkt gegenüber dem Sonnenkönig. Der Feind wusste jetzt also, dass Boz nicht tot war. Janey war verantwortlich, falls ihr Vater - und vielleicht auch alle anderen Agenten von SPI - jetzt in große Schwierigkeiten kämen. Und damit nicht genug, sie hatte jetzt den machthungrigen Verrückten dieser Welt Zugang zu dem gefährlichen Geheimnis gewährt, denn niemand - keine SPI- Organisation, kein Boz Brown - würde sie mehr stoppen können. Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
»Geh jetzt lieber in den SPIomat und normalisiere dich«, sagte Big Rosie leise. »Und dann kannst du dein SPI-Abzeichen abgeben.«
»Aber ...« Janey hielt die kleine Anstecknadel von Abe Rownigan ganz fest in ihrer Hand. »Was meinst du mit abgeben?«
Big Rosie dachte einen Moment lang nach. »Na gut. Die Anstecknadel kannst du behalten. Ich schätze, es war zu gleichen Teilen auch ein Geschenk, genau wie die anderen Agentenwerkzeuge. Sie werden dir sowieso nichts mehr bedeuten, sobald deine Erinnerung gelöscht wurde. Also, mach dir keine Gedanken«, fügte sie in einem bebenden Flüstern hinzu, »du wirst keine schmerzlichen Erinnerungen behalten. Überhaupt keine Erinnerungen.«
»Aber ... das kannst du mir nicht antun!« Janey konnte kaum atmen vor Aufregung. »Big Rosie, bitte. Ich sehe ja
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