Jane Blond 02 - Jane Blond sucht Zoff
ein, dass ich etwas ganz, ganz Schlimmes, Dummes, Egoistisches und noch viel mehr getan habe. Aber du kannst mir nicht meine Erinnerungen an all das hier nehmen. Die Erinnerung an meinen Vater ... an dich ...«
Ihre Patentante schluchzte jetzt heftig. »Janey, Jenny- Penny! Hab ich dir nicht immer gepredigt, dass Vertrauen das Allerwichtigste ist? Du hast mich hintergangen - mich und alle anderen SPIone. Du hast deinen Vater betrogen. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen.«
»Nein!«, schrie Janey. »Das kannst du nicht machen. Das darfst du nicht! Ich bin die Tochter von Boz Brilliance Brown. Vor dir als Zeugin hat er gesagt, dass ich jetzt seine Super-Agentin bin und zu SPIon gehöre. Ich bin die Einzige, der er vertraut.«
Big Rosie stand auf. »Wie kann er dir jetzt noch vertrauen? Du hast als Tochter gehandelt und nicht als SuperAgentin. So etwas funktioniert nie.«
Janey sank auf einen Hocker nieder. »Was hab ich nur angerichtet?«
Big Rosie zuckte mit den Schultern. Selbst Zoff, der hinter dem Schminkspiegel auf dem Tisch saß, musterte Janey von oben bis unten und signalisierte tiefe Enttäuschung.
»Es tut mir so unendlich leid.«
»Janey«, sagte Big Rosie sehr ernst, »das erste Mal in meinem Leben weiß ich nicht, was ich sagen soll. Vielleicht werde ich nie wieder rappen. Lass uns das hier jetzt einfach... beenden.«
Janey stand so langsam wie möglich auf. Sie konnte kaum glauben, dass ihre Zeit als SPIon schon so schnell wieder vorbei sein sollte. Gleich würde es Jane Blond, die Super-Agentin, nicht mehr geben. Dann war sie nur noch Janey Brown, die graue Maus. Big Rosie schwebte hinter ihr her, als sie zum SPIomat ging. Sobald sie dort drin war, würde ihr silberner SPIon-Anzug durch ganz normale Zivilklamotten ersetzt werden. Ihre SPIon-Brille würde verschwinden, ihr Haar wieder blass und straßenköterbraun werden. So wie Janey selbst. Blass und bedeutungslos. Keine Freunde, kein spannendes Leben, keinen Vater.
Doch gerade als Big Rosie ihren Arm ausstreckte, um die Tür des SPIomats zu öffnen, kam Janey ein sehr wichtiger Gedanke. Ihr SPIT hatte unrecht. Big Rosie hatte behauptet, dass sie als Agentin nicht gleichzeitig Tochter sein konnte. Doch hatte nicht ihr Vater selbst als SPIon und Vater zugleich gehandelt? Hatte er nicht deshalb auf ihre SPIon-Ausbildung bestanden, weil die Familienbande stärker waren, als die treuesten und besten Agenten es je sein konnten? Um es genau zu nehmen, war sie schon allein deshalb eine Agentin, weil sie die Tochter von Boz Brilliance Brown und der ehemaligen Super-Agentin Gina Bellarina war. Wer konnte daran rütteln?
Janey atmete schneller. Big Rosie schniefte laut und trocknete ihre verschmierten Augen mit der Ecke eines bunten Schals aus Chiffon. Janey wusste, dass sie etwas tun musste, und zwar jetzt. Zackdiwupp, wie Big Rosie sagen würde.
Während Big Rosie zur Seite trat, um sie in den SPIomat zu lassen, ergriff Janey ihre letzte Chance. »Big Rosie«, begann sie, »ich werde dich nie Wiedersehen. Und selbst wenn, dann werde ich keine Erinnerung an dich haben. Würdest du mir deshalb deinen schönen Schal schenken? Er ist so ... wie du.« Big Rosie nickte undeutlich und gab ihr den Chiffonschal. Janey zögerte. »Und ... noch eine letzte Umarmung?«
Big Rosie heulte laut auf, zog Janey an sich und drückte sie fest gegen ihre bebende Brust. Jetzt oder nie! Janey spürte, wie eine Ladung Energie durch sie hindurchflutete, während sie Big Rosies Hände nahm und küsste. Und dann schubste sie Big Rosie mit einem schuldbewussten »Ich hoffe, du verstehst mich!« rückwärts in den SPIomat.
Mit einem kräftigen Tritt schlug Janey die Tür zu und verknotete mit dem Chiffonschal schnell die beiden Türgriffe miteinander. Big Rosie schimpfte von drinnen, doch nach kurzer Zeit richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Roboterhände, die von allen Seiten nach ihr griffen. »Nehmt eure dreckigen kleinen Metallfinger von mir ... Aua! Was macht ihr da! Das ist ein Designer-Teil! Lasst mich in Ruhe! Ich will nicht verwandelt werden!«
Janey drehte sich zu Zoff um, der sie gelangweilt vom Tisch aus beobachtete. »Bitte denke nicht schlecht von mir, Zoff. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich muss meinen Vater finden.«
Sie suchte schnell die verschiedenen Nachrichten zusammen, die sie in der letzten Zeit von ihrem Vater erhalten hatte, schnappte sich ihren ASPIT und rannte zum Fenster. »Lass Big Rosie in zehn Minuten raus - den Chiffonstoff
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