Jane Blond 02 - Jane Blond sucht Zoff
Ehrgefühl, Al. Nicht so wie wir. Du weißt doch, dass ich schon einmal versucht habe, mit dem Sonnenkönig ein Tauschgeschäft zu machen, aber er hat sich an keine Vereinbarung gehalten, erinnerst du dich? Sie wird mich bestimmt auch nicht zu Abe Rownigan führen. Und dich nicht zu deiner Ma. Es ist eine Falle!«
»Könnte sein, Blond. Wir können nicht von allen Agenten erwarten, dass sie so korrekt handeln wie wir, selbst wenn sie zum ...« Er steckte sich andeutungsweise einen Finger in den Hals »... selbst wenn es Verwandtschaft ist. Okay, worauf warten wir? Lass uns meine Ma suchen!«
»Du überprüfst die verschiedenen Schwimmbecken, ich nehme mir das Reisebus-Cafe vor. Los!«
Paulette hatte es mittlerweile bis auf die Verkehrsinsel in der Mitte geschafft und hüpfte dort ungeduldig auf der Stelle herum. Alex sah sich ein letztes Mal nach ihr um und eilte dann in das Freibad hinein zu den zahlreichen Schwimmbecken. Im Vorbeigehen ließ er noch ein Handtuch mitgehen und versuchte halbherzig seinen SPIon-Anzug damit zu bedecken. Janey rannte zu dem großen, in ein Cafe umgebauten Reisebus und öffnete die Tür.
»Das Betreten im Badeanzug ist nicht gestattet!«, rief ihr eine Kellnerin lautstark entgegen. Es war dieselbe Frau, die vor kurzem Abe, Janey und ihre Ma bedient hatte. Janey glättete selbstbewusst ihren Agentenanzug.
»Entschuldigen Sie. Ich brauche nur unbedingt ... etwas Wasser.«
»Ausnahmsweise«, sagte die Kellnerin leicht genervt. »Du siehst einigermaßen trocken aus. Hinten, in der Küchenecke, findest du Wasser.«
»Danke.«
Janey ging an ein paar Gästen vorbei bis zu der kleinen Küchenecke, die neben dem ehemaligen Fahrersitz untergebracht war. Sie blickte in alle Ecken, aber konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Um nicht verdächtig zu wirken, holte sie sich trotzdem ein Glas Wasser und sah durch die Windschutzscheibe nach draußen. Sie sah Alex neben den Duschen stehen. Mit gequältem Blick deutete er auf etwas am Fußboden. Von hinten kam Paulette angerannt, doch er hatte sie noch nicht bemerkt.
Janey wollte gerade aus dem Bus rennen, um ihn zu warnen, als sie flüchtig in einen der alten Rückspiegel blickte und am anderen Ende des Cafes eine Bewegung bemerkte. Durch eine Seitentür trat eine große, dunkle Person ein. Janey sah nach unten. Die Schuhe waren lang, schmal und glänzend schwarz - exakt dieselben Schuhe, die sie damals, als Janey und Alex Stimmen getauscht hatten, aus dem Eingangszylinder im schwarzen Labor kommen sah. Sein Gesicht hatte er hinter einer Maske verborgen, die wie eine Sonne geformt war, allerdings sah die Maske zackig und gefährlich aus, wie ein betrunkener, bösartiger Stern - den gleichen Stern hatte der Unbekannte damals an ihr Klassenfenster gezeichnet. Die anderen Gäste nickten nur freundlich und lächelten in der Annahme, es handele sich um eine lustige Aktion des Schwimmparks. Doch Janey kannte die Wahrheit: Es war der Sonnenkönig.
Alex' Mimik wurde zunehmend verzweifelter. Er deutete auf die Duschkabinen und stellte sich dann auf Zehenspitzen mit weit nach oben gestreckter Nase. Frau Halliday! Er hatte sie gefunden! Janey kam das schäumende Wasser ins Gedächtnis, das in den Tank gelaufen war. Wahrscheinlich war es das Abwasser der Duschen, das unterirdisch in ein Auffangbecken geleitet wurde. Dem Verhalten von Alex nach musste der Tank fast voll und seine Ma kurz vor dem Ertrinken sein. Paulette rannte nun durch den Duschbereich und drehte eine Dusche nach der anderen auf, um das Ende von Frau Halliday zu beschleunigen.
»Du musst etwas tun, Blond. Jetzt!«, sagte Janey laut zu sich selbst. Sie sah noch einmal in den Rückspiegel. Der Sonnenkönig lief langsam, als wenn er Schmerzen hatte. Wenn sie ihn noch dichter kommen ließ, dann würde er sie überwältigen, und für Frau Halliday gäbe es wahrscheinlich keine Hoffnung mehr.
Janey hatte nur eine Möglichkeit. Sie hoffte inständig, dass der Bus im Zuge der Umbaumaßnahmen nur im Innenraum zu einem Cafe umgebaut worden war. Mit einem Satz sprang sie auf den Fahrersitz.
Janey sah, wie Alex sie erstaunt beobachtete. Er brauchte nur ein paar Sekunden, bis er wusste, welche Hilfe Janey jetzt von ihm benötigte. Er drehte ihr seinen Rücken zu, tat so, als würde er sich hinsetzen, und begann mit einer Pantomime.
Janey kopierte jede seiner Bewegungen. »Okay, Schlüssel drehen. Komm schon, komm schon ... ja!« Der alte Motor hustete ein paar Mal und erwachte dann zum Leben.
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