Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
zu. Die Zündung erzeugte einen dumpfen Knall. Sauber wurden die Gitterstäbe herausgeschnitten und über den Boden geschleudert.
»Was ist das denn für ein explosives Zeug?«, fragte Alex mit neidischer Stimme. »Ich dachte, das war ein Fruchtbonbon!«
»Nicht für Nachwuchsagenten, nur für Super-Agenten.« Big Rosie entfernte das Bonbon und steckte es wieder in die Tasche. »Das ist SPInamit.«
»Wow«, staunte Alex, doch Janey hatte sich bereits durch die Rauchschwaden gekämpft, nachdem sie ein heiseres Husten aus dem Käfig gehört hatte.
»Pa, ist alles in Ordnung mit dir?«
Er konnte noch nicht sprechen, doch immerhin lebte er. Sein Husten war schwach, und seine Augen öffnete er nur ein einziges Mal, doch Janey ergriff seine Hand und konnte spüren, wie sein Puls langsam stärker wurde. »Ich bin es, Pa. Janey. Keine Angst - ich lass dich nicht wieder allein.«
»Was haben sie nur mit ihm gemacht?« Big Rosie fasste Abe unter den Armen und zog ihn aus dem Käfig heraus. Der Gegenstand, den er bis dahin festgehalten hatte, fiel zu Boden.
Janey hob das kleine Gerät auf. »Ich vermute, dieses Ding hier ist auch schuld an seinem schlechten Zustand«, sagte sie finster. »Es ist die Fernbedienung für den SPIollit.«
»Ich hab dir gesagt, dass er noch nicht ausgereift ist«, erwiderte Alex wenig hilfreich.
Er war tatsächlich nicht ausgereift genug - Alex wusste das, Janey wusste das, und natürlich wusste es auch ihr Vater. Der SPIollit war bisher nur auf relativ kurzen Strecken getestet worden, aber niemals auf einer Reise um die halbe Welt. Janey mochte gar nicht darüber nachdenken, wie weit ihr Vater dabei ins All geschossen worden war, bevor er hoch genug war, um in Australien zu landen.
Die Strapaze hatte ihn völlig ausgelaugt, was für Janey noch eine weitere, viel wichtigere Botschaft beinhaltete: Er hatte Angst gehabt. Angst um Janey. Er hatte sein eigenes Leben riskiert, um so schnell wie möglich zu ihr zu kommen. Ein weiteres Mal musste ihr Vater sie retten, weil sie auf einer Mission kläglich versagt hatte. Und wieder bestand die Möglichkeit, dass es ihn das Leben kosten könnte.
Erst als sie Alex laut rufen hörte »Was um Himmels willen ist das?«, bemerkte Janey einen lauten, tosenden Wind, drehte sich um in Richtung Labormitte und erkannte die volle Wahrheit.
Es würde nicht nur ihren Vater das Leben kosten.
Jeder Einzelne von ihnen würde den gleichen schrecklichen und endgültigen Preis bezahlen. Janey hatte sie alle in den Tod geführt.
Angriff der Klone
Auf einmal erstarb der Wind, und es war totenstill. Janey, Alex, Big Rosie und Frau Halliday legten Abe Rownigan sanft hinter sich auf den Boden. Keiner von ihnen war in der Lage, gerade zu stehen. Zum einen, weil sie sich größtenteils immer noch unter dem langen Labortisch befanden, zum anderen lahmte sie der entsetzliche Anblick, der sich ihnen in der Labormitte bot.
Während sie den echten Abe befreit hatten, war der Abe- Klon fleißig gewesen. Das Labor war nicht länger menschenleer. Im Gegenteil, das Labor war so voll, dass Janey in jede beliebige Richtung blicken konnte und nur Köpfe sah - einer neben dem anderen. Viele davon waren ihre eigenen. Daneben sah sie Olivias, Alexe, Big Rosies und Claire Hallidays. Zu Janeys Entsetzen entdeckte sie zusätzlich auch Gina Bellarinas und jede Menge Jane Blonds in silbernen Agentenanzügen mit weißblonden Haaren. Weißblond wahrscheinlich deshalb, weil ihre eigenen Haare eine Mischung aus braun und SPIomat-Blond waren. Das Genmaterial für die Kopie bestand aus letzterem. Pures Blond.
Eine keilförmig angeordnete Gruppe aus geklonten Agenten - ungefähr vierzig bis fünfzig von jedem Einzelnen mit einem leicht größeren Anteil an Blond-Klonen - stand in der Mitte des Labors direkt unter dem SPIklon. Sie warteten reglos auf den Befehl ihres Herrn.
Er stand in ihrer Mitte und grinste sein Filmstar-Lächeln. Janey fragte sich, ob Klone genauso ein Innenleben hatten wie echte Menschen. Eines wusste sie jedoch ganz sicher: Ein Klon mochte ein Herz haben, ein Blut pumpendes Organ. Doch Emotionen, die ihn steuerten und ihn einmalig machten, die gab es nicht.
»Du hast versprochen, meine Mutter freizulassen«, sagte Janey schließlich. Ihre Stimme hallte schrill durch die absolute Stille im Labor. Welche der vielen anwesenden Jeans ihre Ma war, konnte Janey unmöglich erkennen. Vielleicht hatte Abe sie auch irgendwo eingesperrt, wie er es mit den anderen Agenten getan
Weitere Kostenlose Bücher