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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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Nähtisch und ihr Schreibpult durchstöbern und ihre Schubladen umkramen und das Unterste zuoberst kehren. Sie war immer gutmütig, sie gab uns alles, was wir verlangten.«
    »Ich vermute«, sagte Miss Ingram, indem sie die Lippen sarkastisch verzog, »dass wir jetzt einen Auszug aus den Memoiren aller lebenden und gewesenen Gouvernanten zu hören bekommen. Um einer solchen Heimsuchung zu entgehen, möchte ich noch einmal ein neues Thema anregen. Mr. Rochester, stimmen Sie meinem Vorschlag bei?«
    »Madam, ich unterstütze Sie in dieser Hinsicht wie in jeder anderen.«
    »Dann möge mir also gestattet sein, damit zu beginnen. Signor Eduardo, sind Sie heute Abend bei Stimme?«
    »Donna Bianca, wenn Sie befehlen, werde ich es sein.«
    »Dann Signor, hören Sie also meinen herrschaftlichen Befehl, Ihre Lungen und die anderen Gesangsorgane herauszuputzen, da sie in meinem königlichen Dienste gebraucht werden.«
    »Wer möchte nicht der Rizzio einer solch göttlichen Maria sein?«
    »Was soll mir Rizzio!«, rief sie, den Kopf in den Nacken werfend, sodass alle Locken flatterten, als sie ans Klavier ging. »Meine Meinung ist, dass der Fiedler David ein alberner Geselle gewesen sein muss. Mir gefällt Bothwell besser. Ich liebe keinen Mann, der nicht ein wenig vom Teufel in sich hat; und die Geschichte mag von James Hepburn sagen, was sie will – ich bilde mir ein, dass er gerade der wilde, trotzige Banditenheld war, den ich zu heiraten eingewilligt haben würde.«
    »Meine Herren, hören Sie! Wer von Ihnen hat am meisten Ähnlichkeit mit Bothwell?«, rief Mr. Rochester.
    »Ich möchte fast glauben, dass Sie diesen Vorzug genießen«, antwortete Colonel Dent.
    »Bei meiner Ehre, ich bin Ihnen sehr verbunden«, lautete die Antwort.
    Miss Ingram, die mit stolzer Grazie am Klavier Platz genommen hatte und ihre schneeweiße Robe in königlichem Faltenwurf um sich ordnete, begann, während sie weitersprach, ein brillantes Präludium. Sie saß an diesem Abend offensichtlich auf dem hohen Rosse; sowohl ihre Worte wie ihre Miene schienen nicht allein die Bewunderung, sondern auch das Erstaunen ihrer Zuhörer herausfordern zu wollen. Ganz augenscheinlich wollte sie einen blendenden, verblüffenden Eindruck auf sie machen.
    »Ach, ich bin der jungen Männer von heute so müde!«, rief sie aus, während sie weiter vor sich hin klimperte. »Arme, kranke, verzärtelte Dinger, die nicht imstande sind, einen Schritt über die Pforten von Papas Park hinaus zu tun; die ohne Mamas Erlaubnis und Schutz nicht einmal so weit zu gehen wagen! Kreaturen, die vollständig von der Sorge um ihre hübschen Gesichter, weißen Hände und kleinen Füße in Anspruch genommen werden! Als ob Männer überhaupt etwas mit Schönheit zu tun hätten! Als wenn die Schönheit nicht das besondere Vorrecht der Frauen wäre – ihre rechtmäßige Apanage und ihr Erbteil! Ich gebe zu, dass ein hässliches Weib ein Flecken auf dem schönen Gesicht der Schöpfung ist.
Gentlemen
aber sollten nur sorgen, dass sie Tapferkeit, Mut und Kraft besitzen! Ihr Motto sei: Jagen, Schießen, Kämpfen, alles andere ist ganz und gar unbedeutend. Das wäre meine Devise, wenn ich ein Mann wäre!«
    »Wenn ich mich jemals verheirate«, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort, die niemand unterbrochen hatte, »so bin ich entschlossen, dass mein Gemahl nicht mein Rivale, sondern meine Folie sein soll. Ich werde keinen Mitbewerber um die Herrschaft dulden; ich werde ungeteilte Huldigung verlangen. Seine Anbetung darf nicht zwischen mir und der Gestalt, welche er im Spiegel sieht, geteilt werden. Mr. Rochester, singen Sie jetzt, ich werde Sie begleiten!«
    »Ich gehorche in allem«, lautete die Antwort.
    »Hier ist also ein Korsarenlied. Sie müssen wissen, dass ich Korsaren vergöttere, und deshalb müssen Sie das Lied
con spirito
singen.«
    »Befehle von Miss Ingrams Lippen würden selbst einem Glas mit Wasser verdünnter Milch eine Seele einflößen.«
    »Nehmen Sie sich in Acht! Wenn Sie nicht nach meinem Geschmack singen, so werde ich Sie beschämen, indem ich Ihnen zeige, wie solche Dinge gesungen werden müssen.«
    »Das hieße ja, dem Nichtkönnen eine Prämie aussetzen! Jetzt werde ich mich bemühen, es schlecht zu machen.«
    »Gardez-vous en bien! Wenn Sie absichtlich Fehler machen, so werde ich Ihnen eine passende Strafe diktieren.«
    »Miss Ingram sollte barmherzig sein, denn es liegt in ihrer Macht, eine Strafe zu verhängen, welche über menschliche Kraft hinausgeht.«
    »Ha,

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