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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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Vorbereitungen zu Ende?«
    »Mit allen, Sir.«
    »Ich bin es ebenfalls«, entgegnete er. »Ich habe alles geordnet, und wir werden Thornfield morgen innerhalb einer Stunde nach unserer Rückkehr aus der Kirche verlassen.«
    »Ich bin damit einverstanden, Sir.«
    »Mit welch außerordentlich seltsamem Lächeln begleitest du die Worte: ›Ich bin damit einverstanden, Sir!‹ Welch glühendes Rot bedeckt deine Wangen! Und wie deine Augen blitzen! Du befindest dich doch hoffentlich wohl?«
    »Ich glaube schon.«
    »Du glaubst! Was ist denn geschehen? Sag mir doch, wie dir ums Herz ist.«
    »Das könnte ich nicht, Sir. Worte vermögen nicht auszudrücken, was ich fühle. Ich wollte, dass die gegenwärtige Stunde nie ein Ende nähme! Wer weiß, welch furchtbares Schicksal die nächste schon bringen mag.«
    »Dies ist die reine Hypochondrie, Jane. Du bist überreizt oder übermüdet.«
    »Sind Sie denn ruhig und glücklich, Sir?«
    »Ruhig? – Nein. Aber glücklich bis in das Innerste meines Herzens.«
    Ich blickte zu ihm auf, um die Zeichen des Glücks in seinen Zügen zu lesen; sie waren erregt und gerötet.
    »Schenk mir dein Vertrauen, Jane«, sagte er, »entlaste dein Gemüt von jeder Bürde, die es bedrückt, indem du mir alles mitteilst. Was fürchtest du? Dass ich kein guter Gatte sein werde?«
    »Der Gedanke liegt mir ferner als alle anderen.«
    »Fürchtest du dich etwa vor der neuen Sphäre, in welche einzutreten du jetzt im Begriff bist? Vor dem neuen Leben, das vor dir liegt?«
    »Nein.«
    »Du beunruhigst mich, Jane. Dieser Blick und dieser Ton traurigen Mutes quälen und ärgern mich. Ich will eine Erklärung!«
    »So hören Sie denn, Sir. – Gestern Abend waren Sie vom Haus abwesend.«
    »Das war ich, ich weiß, und vor einer Weile deutetest du an, dass sich während meiner Abwesenheit etwas zugetragen habe. Wahrscheinlich nichts von Bedeutung, aber es hat dich beunruhigt. Lass es mich hören! Vielleicht hat Mrs. Fairfax etwas gesagt? Oder hast du irgendwelches Geklatsche der Dienstboten gehört, ist deine so empfindliche Selbstachtung irgendwie verletzt worden?«
    »Nein, Sir.«
    Jetzt schlug es zwölf. Ich wartete, bis die silbernen Töne der Pendeluhr und die vibrierenden Schläge der alten Standuhr verklungen waren, dann fuhr ich fort:
    »Während des ganzen gestrigen Tages war ich sehr beschäftigt gewesen, und in meiner unaufhörlichen Emsigkeit hatte ich mich unendlich glücklich gefühlt, denn ich fürchtemich durchaus nicht vor der neuen Sphäre und dem neuen Leben, wie Sie zu glauben scheinen. Ich denke, es muss etwas unendlich Glückseliges sein, mit Ihnen zu leben, weil ich Sie grenzenlos liebe. Nein, Sir, liebkosen Sie mich jetzt nicht – lassen Sie mich ungestört weiterreden. Gestern glaubte ich wohl an die Vorsehung und meinte, dass alle Begebenheiten zu Ihrem und meinem Besten zusammenwirkten. Es war ein schöner Tag, wie Sie sich wohl entsinnen können. Die Ruhe in der Luft und am Himmel verbot jede Befürchtung in Bezug auf Ihren Komfort oder Ihre Sicherheit auf der Reise. Nach dem Tee ging ich ein wenig auf der Terrasse auf und nieder und dachte an Sie. Im Geiste sah ich Sie mir so nahe, dass ich Ihre wirkliche Gegenwart gar nicht vermisste. Ich dachte an das Leben, das vor mir lag – an Ihr Leben, Sir, ein ausgedehnteres, bewegteres Dasein als das meine, um so viel bewegter, als das Meer es ist gegenüber dem Bach, der sich ins Meer ergießt. Ich fragte mich verwundert, weshalb Moralisten diese Welt eine traurige Wildnis nennen – für mich war sie blühend und strahlend wie eine Rose. Gerade zum Sonnenuntergang wurde die Luft kalt und der Himmel wolkig. Ich ging ins Haus. Sophie rief mich nach oben, um mein Hochzeitskleid anzusehen, das gerade gebracht worden war. Und darunter fand ich in der Kiste Ihr Geschenk – den Schleier, welchen Sie in Ihrer fürstlichen Freigebigkeit und Extravaganz aus London hatten kommen lassen, fest entschlossen, wie es mir schien, mich dazu zu bringen, dass ich etwas Kostbares tragen solle, wenn ich schon Ihre Juwelen ausgeschlagen hatte. Ich lächelte, als ich die Spitzen auseinanderfaltete, und machte schon einen Plan, wie ich Sie mit Ihrem aristokratischen Geschmack necken wollte und mit Ihren Bemühungen, Ihre plebejische Braut mit den Attributen einer Pairstochter zu maskieren. Ich dachte, wie ich Ihnen das Stück einfachen Tülls herunterbringen wollte, den ich selbst als eine Bedeckung für meinen niedrig geborenen Kopf gekaufthatte. Und dann

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