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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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Stirn und seine Nase, welche nach meinem Dafürhalten auf ruhelose, ungestüme, harte und heftige Elemente schließen ließen. Er sprach kein Wort mit mir, er warf nicht einmal einen Blick auf mich, bis seine Schwestern wieder eintraten. Als Diana bei den Vorbereitungen zum Tee aus- und einging, brachte sie mir einen kleinen Kuchen, der auf der Platte des Backofens gebacken war.
    »Essen Sie das jetzt«, sagte sie, »Sie müssen ja hungrig sein. Hannah sagt, dass Sie seit dem Frühstück nur ein wenig Haferschleim gegessen haben.«
    Ich weigerte mich nicht, denn mein Appetit war voll und ganz zurückgekehrt. Mr. Rivers schloss jetzt sein Buch, näherte sich dem Tisch und heftete, indem er Platz nahm, seine blauen, malerischen Augen auf mich. Es lag eine unzeremonielle Direktheit, eine prüfende, bestimmte Festigkeitin seinem Blick, welche mir zeigte, dass Absicht und nicht Gleichgültigkeit ihn bis jetzt von der Fremden ferngehalten hatten.
    »Sie sind sehr hungrig«, sagte er.
    »Das bin ich, Sir.« Es ist meine Art, ja es war schon stets instinktiv meine Art, Knappheit mit Kürze und Direktheit mit Offenheit zu begegnen.
    »Es war ein Glück für Sie, dass ein leichtes Fieber Sie drei Tage zum Fasten gezwungen hat; es wäre sehr gefährlich gewesen, wenn Sie gleich dem Verlangen Ihres Appetits nachgegeben hätten. Jetzt dürfen Sie essen, aber immer doch nur mäßig.«
    »Ich hoffe, dass ich nicht lange auf Ihre Kosten essen werde«, war meine unbeholfene und ungeschliffene Antwort.
    »Nein«, sagte er kalt. »Wenn Sie uns den Wohnort Ihrer Angehörigen mitgeteilt haben werden, so können wir ihnen schreiben, und Sie werden Ihrer Familie wiedergegeben.«
    »Ich muss Ihnen rundweg erklären, dass es nicht in meiner Macht liegt, das zu tun, da ich weder ein Heim noch Anverwandte habe.«
    Die drei blickten mich an, aber nicht misstrauisch. Ich fühlte, dass kein Mangel an Vertrauen in ihren Blicken lag, mehr eine Regung der Neugier – besonders bei den jungen Damen. Die Augen St. Johns, obgleich außerordentlich klar im buchstäblichen Sinne, waren im bildlichen Sinne schwer zu ergründen. Er schien sie mehr als Werkzeuge zu betrachten, um anderer Leute Gedanken zu erraten, denn als Mittel, seine eigenen preiszugeben. Und diese Kombination von Zurückhaltung und Scharfsinn war bedeutend mehr geeignet, jemanden in Verlegenheit zu bringen, als ihn zu ermuntern.
    »Wollen Sie damit sagen«, fragte er, »dass Sie vollständig allein im Leben dastehen?«
    »Ja. Kein Band fesselt mich an irgendein lebendes Wesen;ich habe kein Recht, die Aufnahme unter irgendein Dach in ganz England zu beanspruchen.«
    »Eine seltsame Lage in Ihrem Alter!«
    Hier sah ich, wie er einen Blick auf meine Hände warf, die ich gefaltet vor mir auf den Tisch gelegt hatte. Ich wunderte mich über den prüfenden Blick. Aber seine Worte erklärten bald, was er suchte.
    »Sind Sie niemals verheiratet gewesen? Sie sind Jungfer?«
    Diana lachte. »Aber sie kann ja kaum älter als siebzehn oder achtzehn Jahre sein, St. John«, sagte sie.
    »Ich zähle beinahe neunzehn, aber ich bin nicht verheiratet, nein.«
    Ich fühlte, wie eine dunkle Glut mein Gesicht überzog, denn durch die Frage nach einer Heirat wurden die bitteren und aufwühlenden Erinnerungen wieder in mir wach. Alle sahen meine Verlegenheit und meine Bewegung. Mary und Diana kamen mir zu Hilfe, indem sie ihre Blicke von meinem glutübergossenen Gesicht abwandten, aber der kalte, harte Bruder fuhr fort mich anzustarren, bis der Kummer, den er mir dadurch bereitete, mir schließlich Tränen entlockte.
    »Wo haben Sie zuletzt gelebt?«, fragte er dann.
    »Du bist zu neugierig und fragst zu viel, St. John«, murmelte Mary leise. Er lehnte sich aber über den Tisch und verlangte mit durchdringendem Blick eine Antwort.
    »Der Ort, wo, und der Name der Person, mit welcher ich lebte, sind mein Geheimnis«, entgegnete ich bestimmt.
    »Welches zu wahren Sie nach meiner Ansicht ein Recht haben, sowohl vor St. John wie vor jeder anderen Person«, bemerkte Diana ruhig.
    »Und doch vermag ich Ihnen nicht zu helfen, wenn ich nichts von Ihnen oder von Ihrer Lebensgeschichte weiß«, sagte er. »Sie bedürfen doch der Hilfe, nicht wahr?«
    »Ja, ich bedarf ihrer und ich suche sie, insoweit Sir, dass ich einen wahren Menschenfreund suche, der mir Arbeitverschafft, welche ich verrichten kann, und deren Ertrag mir die Mittel zum Leben gibt, wenn auch nur die allernotwendigsten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich ein

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