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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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Reed, die Gattin meines Onkels. Mein Onkel ist tot, und er ließ mich in ihrer Obhut zurück.«
    »Sie nahm dich also nicht aus eigenem Antrieb an Kindes Statt an?«
    »Nein, Madam, sie hat es sehr ungern getan, aber wie ich die Dienstboten oft erzählen hörte, nahm er ihr kurz vor seinem Tod das Versprechen ab, stets für mich zu sorgen.«
    »Nun also, Jane, du weißt ja, oder ich will es dir sagen, dass, wenn ein Verbrecher angeklagt wird, man ihm stets gestattet, seine eigene Verteidigung zu führen. Man hat dich der Falschheit, der Lügenhaftigkeit angeklagt, verteidige dich vor mir, so gut du kannst. Sag alles, was dein Gedächtnis als wahr rechtfertigen kann, aber füge nichts hinzu, verschweige nichts und übertreibe nichts.«
    In der Tiefe meines Herzens beschloss ich, mich zu mäßigen, so korrekt wie möglich zu sein; und nachdem ich einige Augenblicke nachgedacht hatte, um das, was ich zu sagen hatte, zusammenhängend zu ordnen, erzählte ich ihr die ganze Geschichte meiner traurigen Kindheit. Durch die Erregung sehr erschöpft, sprach ich in gemäßigteren Ausdrücken, als ich es sonst zu tun pflegte, wenn ich auf dieses qualvolle Thema kam. Helens Warnung gedenkend, mich dem Rachegefühl nicht rückhaltlos hinzugeben, ließ ich viel weniger Galle und Wermut in die Erzählung einfließen, alses sonst wohl geschah. So vereinfacht und beschränkt, klang sie sehr überzeugend: Während ich sprach, empfand ich, dass Miss Temple mir vollen Glauben schenkte.
    Im Laufe der Erzählung erwähnte ich auch, wie Mr. Lloyd gekommen war, um mich nach jenem Krampfanfall zu besuchen, denn niemals vergaß ich die für mich so entsetzliche Episode im Roten Zimmer. Wenn ich diese Details erzählte, konnte ich gewiss sein, dass meine Erregung in einem gewissen Grade die Grenzen überschritt, denn selbst in meiner Erinnerung noch hatte die Todesangst sich frisch erhalten, welche sich meiner bemächtigte, als Mrs. Reed mein wildes Flehen um Verzeihung verlachte und mich zum zweiten Mal in das düstere, gespenstische Zimmer sperrte.
    Ich kam zum Ende. Schweigend betrachtete Miss Temple mich eine Weile, dann sagte sie:
    »Ich kenne Mr. Lloyd ein wenig, ich werde an ihn schreiben. Wenn seine Antwort mit deinen Angaben übereinstimmt, so sollst du öffentlich von jeder Anklage freigesprochen werden. Für mich, Jane, stehst du schon jetzt unschuldig da.«
    Sie küsste mich und behielt mich noch an ihrer Seite. Das Betrachten ihres Gesichts, ihres Kleides, ihrer wenigen, prunklosen Schmuckgegenstände, ihrer weißen Stirn, ihrer dicken, glänzenden Locken und ihrer strahlenden schwarzen Augen gewährte mir ein kindliches Vergnügen.
    Zu Helen Burns gewandt, fuhr sie fort:
    »Wie geht es dir heute Abend, Helen? Hast du während des Tages viel gehustet?«
    »Nicht ganz so viel wie sonst, glaube ich.«
    »Und der Schmerz in deiner Brust?«
    »Er ist nicht mehr so heftig.«
    Miss Temple erhob sich, nahm ihre Hand und prüfte den Puls. Dann kehrte sie auf ihren Sitz zurück. Ich hörte, wie sie leise seufzte. Eine Zeitlang verharrte sie im Nachdenken, dann erwachte sie gleichsam und sagte fröhlich:
    »Aber heute Abend seid ihr beide meine Gäste; ich will euch als solche bewirten.« Sie zog die Glocke.
    »Barbara«, sagte sie zu dem hereintretenden Dienstmädchen, »ich habe noch keinen Tee getrunken, bringe mir bitte das Tablett. Und bringe auch Tassen für diese beiden jungen Damen.«
    Bald wurde das Tablett gebracht. Wie hübsch erschienen der glänzende Teetopf und die Porzellantassen meinen Augen, als sie auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin standen, und wie köstlich war das Aroma des heißen Getränks. Und nun erst der Duft der gerösteten Weißbrotschnitten! Zu meinem Bedauern – denn der Hunger machte sich jetzt bei mir bemerkbar – sah ich nur eine kleine Portion davon auf dem Teller. Auch Miss Temple fiel das auf.
    »Barbara«, sagte sie, »könntest du mir nicht noch etwas Brot und Butter bringen? Es ist nicht genug für drei.«
    Barbara ging hinaus und kurz darauf kam sie wieder zurück.
    »Madam, Mrs. Harden sagt, sie hätte die übliche Portion heraufgeschickt.«
    Ich muss bemerken, dass Mrs. Harden die Haushälterin war, eine Frau nach Mr. Brocklehursts Herzen, die aus gleichen Teilen von Fischbein und Eisen zusammengesetzt schien.
    »Schon gut, schon gut!«, entgegnete Miss Temple, »dann muss es wohl für uns genug sein, Barbara.« Als das Mädchen fort war, fügte sie lächelnd hinzu: »Glücklicherweise liegt es

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