Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
Vom Netzwerk:
fieberndem Puls aufblickte. Doch kleine und geringe Dinge rufen uns wieder auf diese Erde zurück: In der Halle schlug die Uhr, das genügte. Ich wandte meine Augen von Mond und Sternen ab, öffnete eine Seitentür und trat ins Haus.
    Die Halle war nicht dunkel, aber ebenso wenig war sie wirklich erhellt durch die Bronzelampe, welche hoch oben an der Decke hing. Angenehme Wärme herrschte sowohl hier wie auf dem unteren Teil der alten Eichentreppe. Einheller Schein drang aus dem großen Speisezimmer, dessen hohe Flügeltüren geöffnet waren und ein lustig flackerndes Feuer im Kamin sehen ließen. In prächtigem Glanz zeigten sich die dunkelroten Draperien, die polierten Möbel, die Marmorverkleidung des Kamins. Der Schein des Feuers fiel auf eine Gruppe, welche sich davor befand; kaum war ich derselben ansichtig geworden, kaum hatte ich den Ton fröhlicher Stimmen vernommen, unter denen ich jene Adèles zu erkennen glaubte, als die Tür auch schon wieder geschlossen wurde.
    Ich eilte zu Mrs. Fairfax’ Zimmer; auch dort brannte ein Feuer, jedoch kein Licht. Und keine Mrs. Fairfax war sichtbar. Statt ihrer fand ich auf dem Kaminteppich einen großen, langhaarigen, schwarz-weißen Hund, einsam, aufrecht sitzend und ernst, ähnlich dem Gytrash aus dem Heckengässchen. Er war ihm in der Tat so ähnlich, dass ich näher ging und rief:
    »Pilot!« Das Tier erhob sich, kam auf mich zu und beschnüffelte mich. Ich streichelte den Hund, welcher mit seinem großen, schweren Schwanz wedelte. Aber er sah mir doch ein wenig zu unheimlich aus, um mit ihm allein zu bleiben, und ich wusste ja auch nicht einmal, woher er gekommen war. Ich zog die Glocke, denn ich wünschte ein Licht, und überdies hoffte ich auch, Auskunft über diesen Gast zu erhalten. Leah trat ein.
    »Wo kommt dieser Hund her?«
    »Er ist mit dem Herrn gekommen.«
    »Mit wem?«
    »Mit dem Herrn, mit Mr. Rochester, er ist soeben angekommen.«
    »Wirklich? Und ist Mrs. Fairfax bei ihm?«
    »Ja. Und Fräulein Adèle auch. Sie sind im Speisezimmer, und John ist eben gegangen, um einen Wundarzt zu holen, denn unser Herr hat einen Unfall gehabt. Sein Pferd ist gestürzt, und er hat sich den Knöchel verstaucht.«
    »Ist das Pferd auf dem Heckenweg gestürzt, der von Hay herabführt?«
    »Ja, als er bergab ritt, ist es auf dem Glatteis gestürzt.«
    »Ach, Leah, wollen Sie mir nicht eine Kerze bringen, ich bitte Sie.«
    Leah brachte sie; als sie eintrat, folgte Mrs. Fairfax ihr auf dem Fuße und wiederholte die Erzählung. Sie fügte noch hinzu, dass Mr. Carter gekommen und jetzt bei Mr. Rochester sei. Dann eilte sie hinaus, um ihre Vorbereitungen für den Tee zu treffen. Ich ging nach oben, um Hut und Mantel abzulegen.

Dreizehntes Kapitel
     
    Wie es schien, befolgte Mr. Rochester den Befehl des Arztes, indem er an diesem Abend frühzeitig zu Bett ging. Am folgenden Morgen stand er spät auf. Als er dann herunterkam, war es nur, um sich den Geschäften zu widmen; sein Bevollmächtigter und einige seiner Pächter waren gekommen und warteten jetzt, um mit ihm sprechen zu können.
    Adèle und ich mussten das Bibliothekszimmer jetzt räumen; es sollte tagsüber als Empfangsraum für die Besucher dienen. Im oberen Stockwerk wurde ein Zimmer geheizt, dorthin trug ich unsere Bücher und richtete es als Schulzimmer ein. Im Laufe des Morgens verwandelte sich Thornfield Hall in einen gänzlich anderen Ort: Es war nicht mehr still wie in einer Kirche, stündlich hallte ein lautes Klopfen an der Tür oder der Ton der Glocke durch das Haus, oft ertönten Schritte in der Halle und von unten herauf vernahm man den Schall fremder Stimmen. Ein Bächlein aus der Außenwelt rieselte plötzlich durch unser stilles Heim. Thornfield hatte einen Herrn bekommen. Mir gefiel es jetzt besser.
    An diesem Tag war es nicht leicht, Adèle zu unterrichten; sie konnte sich nicht konzentrieren. Jeden Augenblick liefsie zur Tür und blickte über das Treppengeländer hinab, um zu sehen, ob sie nicht einen Schimmer von Mr. Rochester erhaschen könne. Dann erfand sie allerlei Vorwände, um hinuntergehen zu dürfen; ich vermute, dass sie nur in die Bibliothek gehen wollte, wo sie, wie ich sehr wohl wusste, durchaus nicht gebraucht wurde. Als ich dann ein wenig ärgerlich wurde und ihr befahl, stillzusitzen, begann sie unaufhörlich von ihrem »Ami, Monsieur Edouard Fairfax
de
Rochester«, wie sie ihn taufte, zu sprechen – ich hatte seine Vornamen bis jetzt noch nicht gekannt – und Vermutungen über

Weitere Kostenlose Bücher