Jane True 02 - Meeresblitzen
Beine mich tragen würden, wenn Ryu mich absetzte. Ich zitterte, obwohl mir nicht kalt war.
»Hi«, sagte ich und biss die Zähne zusammen, um sie am Klappern zu hindern. »Ich bin Jane.«
Einer nach dem anderen stellten sie sich vor. Der große Junge war Julian, dessen schiefes Lächeln sich nun von nett zu absolut bezaubernd wandelte. Neben ihm stand der dunkle Schöne, der sich mir als Daoud präsentierte und mir ein Lächeln schenkte, das einem Mädchen aus fünf Meter Entfernung das Höschen hätte ausziehen können. Der Nächste war Caleb, der Satyr, imposantes Gemächt und so. Ich war ihm sehr dankbar dafür, dass er mich geheilt hatte, aber seine … Körperlichkeit … war mir im Moment zu viel. Ich nehme an, die Ziegenbeine machten es ihm praktisch unmöglich, Hosen zu tragen, aber genau deshalb hatte Gott doch so etwas wie Ponchos erfunden. Dann stellte sich die elegante Dame vor, die Camille hieß. Sie betrachtete mich aufmerksam, als hätte ich eine Antwort, auf die sie schon lange wartete. Ryu erklärte mir, dass dies seine persönlichen Mitarbeiter seien. Schließlich war da noch ein großer, korpulenter Mann mit einem kurzen, blonden Bürstenschnitt,
der ein ziemlich militärisches Gebaren an den Tag legte. Sein Name war Stefan, und Ryu meinte, er sei so etwas wie ihr Polizeichef. Es liefen auch noch andere Wesen herum, aber die schienen nur die übernatürlichen Versionen von kleinen Streifenpolizisten zu sein. Von Zeit zu Zeit richtete einer eine Frage an Stefan.
Apropos Fragen, ich hatte bestimmt eine Million Fragen. Aber bei der ganzen Unruhe konnte ich Ryus Aufmerksamkeit nicht auf mich lenken.
»Caleb, Daoud, ihr bringt uns nach Hause«, sagte er. »Camille, mein Auto steht beim Prudential Tower. Kannst du es bitte für mich holen? Und der Rest – schließt den Einsatz hier ab, und wir sprechen uns dann morgen. Ich möchte Berichte sehen und zwar pronto. Stefan, der Tatort gehört dir.« Der blonde Mann wandte sich seinen Leuten zu, deutete vorher aber noch eine Verbeugung an.
Camille und Julian neigten zum Abschied leicht ihre Köpfe. Julian winkte mir freundlich zu, und ich erwiderte seinen Gruß mit einem erschöpften Lächeln. Camille machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich zielstrebig. Julian folgte ihr lässigen Schrittes.
Wir gingen mit Daoud und Caleb zu einem Geländewagen, der direkt vor dem Park stand. Ryu verfrachtete mich auf den Rücksitz, Caleb setzte sich auf den Fahrersitz. Er passte kaum hinein, und ich bemerkte, dass seine Hörner die Deckenverkleidung schon etwas ramponiert hatten. Plötzlich lehnte sich Daoud vom Beifahrersitz aus zu mir nach hinten. Mit einem Augenzwinkern reichte er mir einen Lolli, den er, das hätte ich schwören können, direkt aus seinem Hosenstall gezogen hatte.
»Ich hoffe, dir geht’s bald wieder gut.« Er grinste und zwinkerte mir noch einmal zu, als Ryu ihm einen stechenden Blick zuwarf. Ich schnallte mich an, während Ryu die Tür auf meiner Seite schloss und dann auf der anderen zu mir einstieg. Als ich mich zurücklehnte, spürte ich, dass mein unterer Rücken noch immer wehtat.
Wenn wir erst zu Hause wären und ich noch die Energie aufbrächte, zu reden, würde Ryu mir eine Menge zu erklären haben.
Ich wachte erst auf, als die Stimmen sich vor Ryus Haustür verabschiedeten und er mich wieder auf dem Arm hineintrug. Ich musste schon wieder eingeschlafen sein.
»Ich mache eigentlich nie ein Nickerchen«, informierte ich Caleb und Daoud müde. Daoud schaute verwirrt, und Caleb lächelte mich verständnisvoll an, bevor die beiden davongingen.
»Zwei Nickerchen an einem Tag«, murmelte ich verwundert, als Ryu mich nach oben ins Schlafzimmer trug. Sein Gesicht war grimmig, und ich bekam einen flüchtigen Eindruck von dem Ryu, den die anderen Leute »Chef« nannten.
»Tut mir leid, dass unser romantisches Wochenende geplatzt ist«, sagte ich, als wir in Ryus Schlafzimmer angekommen waren. Aus irgendeinem Grund war ich wegen der Feuerattacke gar nicht völlig durchgedreht. Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich wusste, dass es mich irgendwann noch packen würde. Aber im Moment, nach dem Schock und dem Nickerchen, war ich seltsam gefasst.
Ryu schüttelte nur schweigend den Kopf.
Er setzte mich auf dem Bett ab, bevor er sich die Stiefel auszog. Dann kniete er sich hin, um auch mir meine schwarzen Piraten-Overknee-Sex-Stiefel – natürlich ein Geschenk von Iris – abzunehmen. Ich mochte diese Stiefel fast noch lieber
Weitere Kostenlose Bücher