Jane True 02 - Meeresblitzen
überzeugt von sich selbst, dass es mir manchmal schwerfiel, herauszufiltern, was wirklich er selbst und was nur seine öffentliche Fassade war. Ihn so zu sehen, ließ mein Herz gleichzeitig schwer werden und erfüllte es, und ich wollte
ihm sagen, dass auch ich Angst gehabt hatte. Dass er mir heute Nacht das Leben gerettet hatte und dass ich ihm für so vieles dankbar war. Aber er wusste genau, wie er diese Stelle tief in mir berühren musste, wie er meinen Körper erregen und gleichzeitig mein Gehirn außer Betrieb setzen konnte. Also kam mir nur ein kehliges Wimmern über die Lippen.
Das schnell zu einem Stöhnen anschwoll, als er das Tempo noch erhöhte. Wir waren beide dem Höhepunkt nahe, getrieben von Leidenschaft und Angst und unserem gierigen Verlangen, uns selbst zu beweisen, dass wir noch am Leben waren und uns noch spüren konnten, und als ich fühlte, dass der stetige Rhythmus seiner Hüften unberechenbar wurde, schob ich meine Finger zwischen uns, spannte meine inneren Muskeln an und löste damit meinen eigenen überwältigenden Orgasmus aus.
Ich schrie meine Lust heraus, aber das Crescendo des Blutes, das in meinen Ohren pulsierte, war so laut, dass es beinahe alle anderen Geräusche übertönte.
Doch ich hörte Ryu immer wieder sagen: »Ich will dich nicht verlieren, Jane … niemals«, bis er seine Fänge in meinen Hals grub und ihn sein eigener Orgasmus übermannte.
Danach lagen wir eine Weile schweigend da. Ohne Murren trug ich sein Gewicht. Ich wusste, wir brauchten diese Nähe jetzt beide.
An meinen Hals geschmiegt, stellte er die Frage, die ich kaum beantworten konnte.
»Bist du okay?«
Ich dachte darüber nach. Eigentlich hätte ich vollkommen die Fassung verlieren müssen, aber es war alles so
schnell gegangen. Es kam mir so vor, als hätten wir uns in dem einen Moment noch harmlos auf der Brücke unterhalten und im nächsten heilte mich Caleb auch schon. Die Behandlung hatte wehgetan, genauso wie mein Zusammenstoß mit der Laterne, aber nun fühlte ich mich wieder wie neu. Körperlich und seelisch war ich also okay … Nur mein Gehirn raste mit hundertsechzig Stundenkilometern, als ich versuchte, mir über die Tragweite des Angriffs auf uns klarzuwerden.
»Mir geht’s gut, aber ich muss wissen, was passiert ist. Wer ist dieser Conleth? Er war so stark. Er ist ein Alfar, oder?«
Ich nahm an, dass der Angriff auf uns von Jarl in Auftrag gegeben und von einem seiner Untergebenen ausgeführt worden war. Wer auch immer Conleth war, er war unglaublich stark, also musste es sich um einen Alfar handeln. Und die Alfar hielten zusammen, weshalb, sofern ich mir nicht ohne mein Wissen einen anderen Feind gemacht hatte, unser Angreifer mit Jarl im Bunde sein musste.
Und wenn Jarl dich und Ryu willkürlich attackiert, dann wirst du allein in Rockabill nie mehr sicher sein … Diese schreckliche Warnung meines Gehirns erfüllte mich mit Angst, und ich ballte krampfartig die Hände zu Fäusten, um einen Anflug von Panik zu bekämpfen.
Ryu wälzte sich zur Seite und blieb schweigend neben mir liegen, offensichtlich überdachte er seine Antwort. Als er schließlich zu sprechen anfing, klang seine Stimme tief und ernst.
»Conleth ist kein Alfar, Jane«, sagte Ryu und strich mir das Haar aus dem Gesicht, bevor er fortfuhr.
»Er ist ein Halbling. Wie du.«
KAPITEL 6
I ch starrte Ryu fassunglos an, als hätte er mir soeben eröffnet, dass Boston von einem tollwütigen Meerschweinchen terrorisiert würde, mit sehr spitzen und scharfen Zähnen.
»Ein Halbling?«, fragte ich entgeistert.
Ryu nickte kaum merklich, als er sich aufsetzte, um sich die Hose, die ihm noch zwischen den Knöcheln hing, und seine Socken auszuziehen. Erst jetzt begriff ich, wie bestürzt Ryu über diesen Angriff gewesen sein musste. Er hatte beim Sex noch nie die Socken anbehalten.
»Ein Alfar-Halbling?« Mein Hirn war sofort zu dem Schluss gekommen, dass Jarl, der Rassenpurist, auch ein Heuchler war und womöglich selbst einen Halblingssohn hatte.
»Nein, kein Alfar-Halbling. Conleth ist zur Hälfte Ifrit«, erklärte Ryu, sank wieder zurück aufs Bett und legte den Arm um mich.
»Ifrit?«, fragte ich und musste an das Feuerwesen denken, das ich vor einigen Monaten am Hof der Alfar getroffen hatte. Es hatte über und über aus Flammen bestanden,
und ich wäre beinahe von ihm gegrillt worden, als ich versucht hatte, es anzufassen.
»Wie bitte schön kann ein Mensch mit einem Ifrit vögeln?«
»Wie die Stachelschweine«,
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