Jane True 02 - Meeresblitzen
kauerten sich zu mir herunter, wodurch mir die Lenden des Ziegenmannes bedrohlich nah kamen. Der Satyr – denn es konnte sich nur um einen solchen handeln – schob seine Hand behutsam unter mein Genick. Ich spürte heilende Wärme durch mich hindurchströmen und schloss die Augen. Nicht nur, um Calebs baumelndes Gemächt auszublenden, sondern auch, weil die Heilung schrecklich wehtat. Ich spürte Knochen und Muskeln wieder zusammenwachsen und biss angesichts der Schmerzen fest die Zähne zusammen.
Ich spürte Ryus warme Lippen auf meinen Händen, als er meine Fingerknöchel küsste und mir tröstende Worte zuflüsterte.
Die kräftigen Hände an meinem Hals drehten mich behutsam auf den Bauch. Ryu legte sich neben mich und schob seine Hand wie ein kleines Kissen unter meine Wange, um mein Gesicht vor dem schmutzigen Asphalt zu schützen. Der Satyr kümmerte sich weiter um meinen Rücken und fing an, mein korsagenartiges Oberteil zu öffnen, so dass er
besser an meine Wirbelsäule herankam. Aber diesmal tat die Heilung überhaupt nicht weh. Ich spürte bloß Linderung und pure Entspannung.
»Ein paar Rippen waren angeknackst, ein Wirbel gesplittert und ein paar Muskeln angerissen.« Die sanfte, tiefe Stimme des Satyrs hallte durch die Hände auf meinem Rücken in meinem Körper nach. »Aber jetzt ist alles wieder okay. Allerdings braucht sie noch etwas Nachsorge, damit sie morgen keine Schmerzen mehr hat. Aber nur ein paar ganz einfache Anwendungen, nichts, was du nicht selbst schaffen könntest, Chef.«
Der Satyr richtete meine Kleider, und Ryu half mir, mich umzudrehen und aufzusetzen, bevor er mich in den Arm nahm. Seine Augen suchten mein Gesicht ab, während er mit zitternden Fingern meine Lippen nachfuhr.
Ich wollte ihn fragen, was passiert war, jetzt da ich die Gelegenheit dazu hatte, aber als ich meinen Mund öffnete, legte mich die Erschöpfung lahm. Ryu sah meinen Blick und nickte.
»Ich erkläre dir alles, wenn wir wieder zu Hause sind, versprochen. Ruh dich jetzt aus«, flüsterte er und küsste zärtlich meine Stirn, bevor er sich dem kleinen Grüppchen von Leuten zuwandte, das sich plötzlich neben uns versammelt hatte. Wenn ich ehrlich war, wollte ich jetzt Antworten, nicht später, aber ich fühlte mich noch immer, als würde ich jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Also hatte ich kaum eine andere Wahl, als Ryus Rat anzunehmen und einfach zuzuhören, während ich meinen Kopf an seine Brust lehnte.
»Was zum Teufel war hier los?«, wollte ein schwarzhaariger
Mann von dunkler Schönheit wissen, der sich durch die Menge nach vorne schob.
»Conleth ist zurück«, erwiderte Ryu finster. »Er hat uns überrascht.«
»Verdammt. Woher weißt du, dass es Con war?«
Ryu blickte auf, sein Blick war hart. »Feuer, Daoud. Jede Menge verdammtes Feuer.«
Der gut aussehende Mann nickte kleinlaut. »Ah, klar. Natürlich.«
»Wir hätten wissen müssen, dass es nicht so leicht erledigt sein würde«, sagte der Satyr traurig, als sich unsere Blicke trafen. Seine hellgrünen Augen waren wunderschön. »Noch Schmerzen?«, fragte er mich leise. Ich schüttelte den Kopf und blickte ihm dabei fest in die Augen, damit ich bloß nicht seine Blöße anstarrte.
»Wie hat er dich und deine Bettgenossin denn gefunden? «, erkundigte sich der dunkle Schöne.
Bei dem Wort »Bettgenossin« verzog ich den Mund. Ich war schon einmal so genannt worden, von einem von Ryus Freunden am Hof der Alfar. Ich hasste dieses Wort.
Ryus Mundwinkel zuckten amüsiert, als er meine Reaktion bemerkte, doch das Lächeln erreichte nicht seine Augen. »Ich habe keine Ahnung. Aber jetzt herrscht wieder höchste Alarmstufe. Er scheint noch stärker geworden zu sein als beim letzten Mal.«
In diesem Moment trat eine schlanke, elegante Frau im Zwanziger-Jahre-Look mit hellroten Haaren, die zu einem strengen Bob geschnitten waren, neben den großen, schlaksigen Jungen. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, bevor sie sich an Ryu wandte.
»Geht es deiner Bettgenossin gut?«, erkundigte sich die Frau höflich. Diesmal verzog ich meinen Schmollmund erkennbar angewidert.
»Ihr Name ist Jane und, ja, ich denke, sie ist okay«, sagte Ryu und zog mich dichter an sich, um aufstehen zu können.
Als er sich aufgerichtet hatte, spähte ich in die Runde, die sich um uns herum versammelt hatte und die mich neugierig anstarrte. In dem Moment wünschte ich mir, nicht wie ein Püppchen gestützt zu werden, aber ich war mir nicht sicher, ob meine
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