Jane True 02 - Meeresblitzen
mich mit seinen Schilden abschirmte. Explosion um Explosion der magischen Kräfte traf uns, doch er hielt uns die Flammen vom Leib. Er bellte Befehle in sein Handy und schien alles unter Kontrolle zu haben. Aber bei jedem erneuten Angriff dieser tödlichen Kombination aus Feuer und roher Kraft wurde er heftig erschüttert.
Ich streckte meine Hand aus – die, die sich nicht um mein Armband klammerte – und berührte ihn durch das Hosenbein hindurch an der Wade. Noch völlig benommen vom Schmerz suchte ich Hautkontakt, also schob ich meine Hand unter den Saum seiner Hose, damit ich meine Finger um seinen Knöchel legen konnte. Nicht um zu fummeln; nicht einmal ich bin so unersättlich. Ich wusste, dass die Schilde auf die Dauer an Ryus Kräften zehrten. Also verband ich meine Kraft mit seiner, visualisierte die Energie, die durch meinen Arm strömte, aus meiner Handfläche und in seinen Körper.
In dem Moment, als meine Kraft auf ihn überging, zuckte er zusammen. Ich war an das Element Wasser gebunden; er als Baobhan Sith an Elixier, das elementlos war. Also konnte er meine Kräfte nicht »absorbieren«, um sich selbst zu stärken, aber er konnte die Energie direkt in sein Schild fließen lassen. Blitzschnell hatte er seine Abwehr verstärkt, bis sie stabiler war als jeder Panzer. Ryu blickte zu mir hinunter und warf mir ein schnelles, dankbares Lächeln zu. Ich nickte und pumpte weiter Kraft durch die Energiebahn, die uns verband.
Mein kleines bisschen beigesteuerte Kraft erlaubte es Ryu, in die Offensive zu gehen. Aus der Deckung durch die Kraftfelder heraus fing er an, eine Reihe von kleinen, blauen Energiekugeln in die Dunkelheit hinauszufeuern, in die Richtung, aus der das Feuer zu kommen schien. Sie waren nicht dazu gedacht, tatsächlichen Schaden anzurichten, sondern eher zu sondieren. Ryu versuchte herauszufinden, wo genau sich unser Angreifer befand.
Er bellte noch immer in sein Handy, aber als ich eine Spur des Triumphes in seiner Stimme hörte, wusste ich, dass er sein Ziel gefunden hatte. Sofort brüllte er Richtungsangaben, und diesmal sandte er stärkere Energiestöße aus, die rot gefärbt waren. Und diesmal waren sie sehr wohl dazu gedacht, Schaden anzurichten.
Plötzlich rannten Füße auf der Brücke an uns vorbei, und ich hörte Geschrei und dumpfe Schläge, die wie aus weiter Ferne zu uns drangen. Rufe gellten zu uns herüber, aber ich blendete sie aus und konzentrierte mich ganz darauf, meine kleinen Kraftranken an Ryu hinaufwachsen zu lassen.
Ich hörte erst damit auf, als er sich bückte und meine
Hand von seinem Knöchel löste. Er beugte sich über mich und ließ seine Hände tastend über meinen Körper wandern.
»Jane, bist du okay? Wo tut es weh?«
Ich war völlig erschöpft, denn ich hatte ihm, magisch gesehen, alles gegeben, was ich in mir hatte. In meiner Verwirrung und meinem Schmerz hatte ich nicht kontrolliert, wie viel Energie ich abgab.
»…Rücken…«, nuschelte ich und versuchte mich aufzurappeln.
Ryu hielt mich zurück und rief nach jemandem mit Namen Julian.
Ein großer, junger Mann mit einer Drahtbügelbrille kniete sich neben mich. Er sah nett und sehr jung aus.
»Sie hat sich total verausgabt. Sie braucht sofort einen Energieschub«, rief Ryu.
»Wasser, oder?«, fragte der Junge.
»Ja. Schnell.«
Julian legte mir seine kühle Hand auf die Stirn, und plötzlich strömte Kraft in mich hinein. Es war nicht nur einfach Energie, sondern genau meine Energie – die Kraft des Meeres toste durch meinen Körper, als würde ich gerade im Old-Sow-Strudel durchgespült werden, anstatt hier auf dem schmutzigen Betonboden eines Fußwegs in einem öffentlichen Park herumzuliegen.
Julians Energieschub hatte meine Erschöpfung verscheucht, und dadurch bemerkte ich erst, wie sehr mir der Rücken tatsächlich wehtat. Ich stöhnte, die Farbe wich mir aus dem Gesicht. Ryu drückte meine Hand fester.
»Caleb!«, bellte er.
Der Junge mit dem freundlichen Gesicht trat zurück und warf mir noch ein nettes, schiefes Lächeln zu. Ich kniff die Augen zusammen, als die Schmerzen sich noch intensivierten, und als ich sie wieder öffnete, erblickte ich ein paar riesige Hufe.
Meine Augen wanderten nach oben über kräftige, zottelige Ziegenbeine, vorbei an etwas, das man nur als »imposantes Gemächt« beschreiben konnte, zu einem kräftigen Rumpf und schließlich einem hübschen, markanten Gesicht voll zerzaustem, blondem Haar und einem Paar Widderhörnern.
Die Ziegenbeine
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