Jax
will, aber Mark hat oft genug bewiesen, dass er zu mir hält. »Er wird uns nicht verraten«, erwidere ich zittrig. »Bestimmt nicht.«
Mark versucht Jax’ Hand wegzureißen, doch der lässt immer noch nicht los.
»Wer garantiert uns, dass er uns nicht verpfeift?«
»Ihr habt mein Wort!« Marks Blick wandert hektisch zwischen mir und Jax hin und her. Schweiß steht auf seiner Stirn. »Außerdem bin ich selbst dran, weil ich euch geholfen habe.«
»Und warum haben Sie das?«, zischt Jax. »Würde mich mal brennend interessieren.«
»Weil ich Samantha sehr schätze und die Machenschaften des Regimes schon lange nicht mehr gutheiße.« Seine angespannte Miene drückt Ekel, Wut und Frustration aus. »Ich bin Arzt, da gefällt es mir nicht, wie sie die Würde der Gefangenen verletzen. Es widert mich an.«
Meine Worte, denke ich und weiß, dass wir ihm wirklich vertrauen können. Seine Aussage baut mich auf. Gibt es vielleicht noch viel mehr Menschen da oben, die so denken wie wir?
Endlich lässt Jax ihn los. »Sollten Sie versuchen, uns reinzulegen, sind Sie der Erste, dem ich den Hals umdrehe.«
»Jax, es reicht!«, sage ich ungehalten und umarme Mark. Es ist vielleicht das letzte Mal, dass wir uns sehen. »Danke, für alles, Mark.«
»Ich wünsche dir alles Gute, Samantha«, flüstert er in mein Ohr. »Lass dir von dem Rohling nichts gefallen.«
»Er will mich nur beschützen. Ich habe seine sanfte Seite kennengelernt.«
Offenbar gefällt es Jax nicht, dass wir miteinander tuscheln, denn er sagt grollend: »Wir müssen los, Sam«, aber Mark und ich beachten ihn nicht. Soll er ruhig merken, dass er sich nicht wie ein Barbar verhalten muss.
»Falls du noch mal meine Hilfe brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen«, sagt Mark, ohne Jax anzusehen. »Falls sich die Outlander tatsächlich gegen die Städter verschwören, wird es bestimmt auch hier bald Krieg geben.«
»Jax wird mich beschützen, das weiß ich.« Ich küsse Mark auf die glatte Wange, hauche ihm ein weiteres »Danke« entgegen und löse mich von ihm.
Mit einem Finger zeigt er auf Jax. »Pass bloß gut auf sie auf, Krieger. Und jetzt bring mich hier raus.«
Jax wendet sich ab und murmelt etwas, das sich wie ein übler Fluch anhört, während ich seufzend hinter ihnen hergehe.
Männer …
Aber Marks Worte machen mir Angst. Krieg? Ich hoffe nicht, dass es jemals wieder dazu kommt …
Kapitel 6 – Im Untergrund
»Was machen wir jetzt?«, frage ich, nachdem wir Mark nach oben gebracht haben und wir wieder durch die Kanäle gehen. Jax hat die Taschenlampe an sich genommen und sie ausgeschaltet. Er hält mich fest, weil ich überhaupt nichts sehen kann. Wenigstens fühle ich mich an seiner großen Hand sicher.
»Wir werden die Rebellen suchen. Vielleicht finden wir sie bei den angegebenen Planquadrat-Parametern. Ced hatte mehr mit ihnen zu tun, als er mir erzählt hat, daher muss ich dort weitersuchen.«
»Sie werden dich töten!« Ich bin immer noch sauer auf ihn, wie er Mark behandelt hat, aber ich will nicht, dass er Hals über Kopf in sein Verderben läuft. »Du bist ein Warrior, das erkennt sogar ein Blinder, und die Rebellen hassen euch.«
»Ich habe keine andere Wahl. Dir werden sie vielleicht nichts tun, immerhin bist du eine Ausgestoßene, aber verlassen möchte ich mich darauf nicht. Bevor wir das Planquadrat erreichen, werde ich dich zu einem Tunnel bringen, der nach oben führt, und dir den Zahlencode zum Entsichern geben.«
Er will mich verlassen? Jetzt, wo er das Bild des Mörders hat, braucht er mich nicht mehr, oder was? Wütend knirsche ich mit den Zähnen. »Ich werde nirgendwo ohne dich hingehen, ich überlebe allein doch keine drei Sekunden. Oder sie sperren mich sofort wieder weg.«
»Kannst du mit irgendwelchen Waffen umgehen?«
»Natürlich nicht.« Außer, ich zähle die Waffen einer Frau hinzu und selbst die habe ich nicht im Griff. Für Jax scheine ich nicht so attraktiv zu sein, wie er vorgegeben hat, sonst würde er mich nicht wegschicken. Aber mein Aussehen ist alles, was ich habe, um ihn zu halten. Ich habe Angst, plötzlich auf mich allein gestellt zu sein, und versuche, die aufsteigende Panik herunterzuschlucken. Ich habe wirklich niemanden mehr, nicht einmal eine Familie. Meine Mutter hat mich allein großgezogen, nachdem sie die Genehmigung für eine Schwangerschaft erhielt. Ich weiß nicht einmal, wer mein Vater ist, die Samenzellen stammten aus einer anderen Stadt. Aber das war mir auch immer
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