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Jax

Jax

Titel: Jax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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egal, denn meine Mom war eine tolle Mutter. Leider starb sie vor drei Jahren an einem Schlaganfall.
    Während der Einäscherungszeremonie habe ich geweint und ein Jahr gebraucht, bis das Loch in meinem Herzen repariert war. Mark hat mir in der schweren Zeit sehr geholfen.
    Vielleicht ist es ganz gut, dass meine Mutter nicht mehr lebt. Wenn sie wüsste, dass aus ihrer Tochter eine Sklavin geworden ist …
    Jax drückt meine Hand. »Ich weiß, dass du wegen Mark sauer auf mich bist, aber ich traue niemandem mehr.«
    »Mir auch nicht?«, frage ich leise. Er soll nicht hören, dass ich schon wieder heule, doch die Erinnerung an meine Mom hat alte Wunden aufgerissen.
    Sanft drückt er meine Finger. »Du bist nicht wirklich eine Gefahr.«
    »Ach, Danke schön«, erwidere ich verschnupft, und als ich über irgendetwas stolpere, macht mich das noch wütender, selbst, als sich sein Griff fester zuzieht. Ich strecke meine freie Hand aus, damit ich nirgendwo dagegenrenne. »Sag mal, siehst du überhaupt, wo wir hingehen?«
    »Ich sehe genügend.«
    »Wie?« Ich sehe rein gar nichts!
    »Mir reicht das Restlicht aus, das durch Schächte oder Kanaldeckel fällt und sich bis hierher verirrt. Ich sehe besser als eine Katze.«
    Mir stockt der Atem. »Wurde bei dir …«
    »Ja, mein Erbgut wurde gentechnisch verändert.«
    Ich wusste zwar, dass nur die besten Gene zur Züchtung der Warrior verwendet werden, aber dass sie auch mit tierischem Erbgut experimentieren, ist mir neu. Es dringen kaum Infos aus dem streng geheimen Genforschungslabor an die Ohren der Ärzte, die in anderen Abteilungen arbeiten.
    »Widere ich dich nun an?«, fragt er nach einer Weile, wobei er beleidigt klingt.
    »W-was? Wieso denkst du das?«
    »Du bist plötzlich so still.«
    Mit dem Daumen streichle ich über seine Finger. »Du widerst mich nicht an, ich bin nur überrascht.« Ich weiß so viele Dinge nicht, die im Hintergrund ablaufen. Der Senat verkauft uns alle für dumm. »Was ist an dir noch anders?«
    »Warrior sind viel stärker als gewöhnliche Menschen, haben bessere Reflexe und sensiblere Sinne. Aber das sind alles menschliche Gene, nur modifiziert, ich bin sonst wirklich ganz normal.«
    Er klingt, als würde er sich verteidigen.
    »Dann hörst du auch besser?«, wispere ich.
    »Hm.« Er bleibt stehen und raunt mir ins Ohr: »Hören, sehen, riechen, schmecken. Du schmeckst übrigens köstlich, ich habe noch nie etwas besseres gekostet.«
    Dieser Mann ist immer so … ehrlich! Alle in seine dunkle Stimme an meinem Hals sendet ein Pulsieren durch meinen Körper. Und irgendwie kann ich ihm nicht länger böse sein.
    »Wo wir gerade von Katzen sprechen …« Er lässt mich los und der schwache Strahl der Lampe flackert auf. Endlich kann ich wieder etwas sehen. Doch was ich beobachte, erschreckt mich. Jax kniet auf dem Boden und streichelt eine grau getigerte Katze!
    Ich versuche, ihn an der Schulter zurückzureißen, doch er hockt da wie ein Fels. »Nicht, du wirst krank!«
    Katzen und Ratten verirren sich ab und zu über die Kanalisation von den Outlands in die Stadt. Dort werden sie von ausgebildeten Jägern aufgespürt oder mittels aufgestellten Fallen und Ködern getötet, da sie gefährliche Krankheiten übertragen. Außerdem sind sie verstrahlt.
    Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, krault er das Tier hinter den Ohren. »Bin noch nie krank geworden.«
    Die Katze dreht sich auf den Rücken, streckt genüsslich ihre pelzigen Beine von sich und schnurrt. Ich kenne dieses Tier nur von Warnplakaten, aus Büchern und alten Aufzeichnungen, die noch aus der Zeit vor der Bombe stammen. Ich habe die Fauna, Flora und Erfindungen der vergangenen Ära studiert, weil mich das Leben, wie es einmal war, brennend interessiert. Leider habe ich kaum Inhalte über politische Ereignisse gefunden. Ich weiß jetzt auch warum: Das Regime hat sie alle vernichtet. Wir sollen wohl nicht wissen, wie sich die Menschen früher organisiert haben.
    »Ich hätte gerne eine Katze als Haustier gehabt«, sagt er. »Das sind verdammt kluge Tiere. Zwar eigensinnig, aber irgendwie mag ich sie.«
    »Wahrscheinlich, weil sie genau so eigensinnig sind wie du«, murmele ich und hocke mich neben ihn. Vorsichtig strecke ich die Hand aus. Was habe ich schon zu verlieren? Wenn ich überleben möchte, werde ich wohl in die Outlands fliehen müssen, wo ich wiederum wegen der Verstrahlung nicht lange am Leben bleiben werde.
    Jax lächelt. »Diese Tiere sind mir wirklich ähnlich, vielleicht

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