Jax
nassen Füße, trotzdem riecht es hier unten muffig. Der eklige Verwesungsgeruch hat sich schon in meine Nasenschleimhäute gebrannt und sie verätzt. Wenigstens empfinde ich den Gestank als nicht mehr ganz so schlimm.
Seinen schweren Rucksack hat Jax bei mir gelassen, damit ich darauf aufpasse. Ich kann das Ding nicht mal heben. Bestimmt ist er bis zum Rand voll mit Waffen und Munition.
Ich höre nicht, wie Jax sich entfernt. Er kann schleichen wie ein Raubtier. Zitternd hocke ich in dem Rohr, halte mich an Jax’ Tasche fest und lausche in die Dunkelheit. Falls er nicht zurückkommt, muss ich zwei Mal links und ein Mal rechts abbiegen, um zu einem Aufgang zu gelangen.
Die Minuten vergehen quälend langsam. Da ich keine Uhr habe, weiß ich nicht, wie schnell die Zeit verstreicht. Zehn Minuten sind doch schon lange vorbei, oder? Ich werde trotzdem so lange sitzen bleiben, bis Jax zurückkommt. Ich weiß, dass ihm nichts passiert, er ist doch ein Warrior, verdammt!
Als ich plötzlich Schritte höre, macht mein Herz einen Freudenhüpfer. Er ist zurück! Ich will bereits aus dem Rohr krabbeln, als ich weitere Schritte und leise Stimmen vernehme. Oh Gott, sind das seine Waffenbrüder?
Zitternd kauere ich mich hinter seinen Rucksack und beobachte mit wild pochendem Herzen, wie es am Ende des Rohres heller wird, dann sehe ich mindestens zehn Hosenbeine daran vorbeilaufen.
Nein, das sind keine Warrior, die würden nicht so einen Lärm und schon gar kein Licht machen. Das müssen Rebellen sein! Sie gehen in dieselbe Richtung wie Jax, und ich kann ihn nicht warnen!
Meine Finger krallen sich fester in den Rucksack, während mir das Gewicht meiner eigenen Tasche, die ich auf den Schultern trage, auf die Knie drückt. Aber ich will sie nicht ablegen, denn darin sind Nahrungsmittel und Wasser, die mich ein paar Tage am Leben halten. Wenn ich den Rebellen folge und mich verlaufe, finde ich nie wieder zurück.
Ob ich eine Granate aus Jax’ Tasche holen soll, um sie von hinten auf die Rebellen zu schmeißen?
Allein der Gedanke dreht mir den Magen um. Ich kann niemanden hinterrücks töten! Aber vielleicht sollte ich eine Pistole aus dem Rucksack nehmen, nur zur Sicherheit, falls mich jemand aufspürt. Nein, auch das lasse ich lieber. Ich kann sie ja doch nicht bedienen und außerdem würde ich den anderen erst recht einen Grund bieten, auf mich zu schießen. Daher krieche ich unbewaffnet aus dem Rohr und folge den mutmaßlichen Rebellen in ausreichend Abstand, solange ich das schwache Licht ihrer Lampen noch erkennen kann. Dabei drehe ich mich ständig um, weil ich Angst habe, verfolgt zu werden.
Plötzlich höre ich Rufe. »Waffe fallen lassen, Warrior!«
Oh Gott, sie haben ihn entdeckt!
Ich drücke mich gegen die Wand und halte die Luft an, versuche, durch das Rauschen meines Blutes in den Ohren zu hören, was sich in ein paar Metern Entfernung abspielt.
»Warum trägst du keinen Chip?«, fragt ein anderer. Offensichtlich haben sie Jax allein an seiner Größe und der Bewaffnung als Warrior identifiziert.
»Dachte ich mir doch, dass ihr sie orten könnt«, knurrt er.
»Dreißig Mann haben dich umzingelt. Lass deine Waffe fallen oder du hast ein Loch im Kopf!«
Mach jetzt keinen Fehler! , bete ich. Ergib dich, dann bleibst du vielleicht am Leben!
Er muss direkt in das Rebellenlager spaziert sein, oder woher kommen die alle auf einmal?
Ich höre einen harten Aufschlag wie von Metall – Jax hat wohl tatsächlich seine Pistole fallen gelassen, dann stürmen die Männer auf ihn zu.
»Verfluchte Hurensöhne!«, höre ich ihn brüllen. Oh Gott, sie tun ihm doch nicht weh? Es klingt, als würden sie kämpfen!
Ich schleiche näher und erwarte, ein Lager vorzufinden, doch da ist nichts, der Tunnel sieht aus wie alle anderen. Da stehen nur Männer in schwarzen Overalls, allesamt mit Gewehren, Pistolen oder Schlagstöcken ausgerüstet. Einige tragen Sturmhauben, aus denen nur die Augen schauen. Ein Blitz leuchtet auf und Jax geht zu Boden. Sie haben einen Elektroschocker benutzt! Doch Jax scheint nicht gelähmt zu sein, denn er bewegt sich wie in Zeitlupe und stößt üble Flüche aus. Während er sich auf dem Boden windet, treten die Rebellen auf ihn ein; einer rammt ihm den Lauf seiner Maschinenpistole gegen die Stirn. Jax’ Flüche verstummen, reglos bleibt er liegen.
Was machen sie jetzt mit ihm? Einer der Kerle fesselt ihm mit Kabelbindern die Arme auf den Rücken.
Ich habe so große Angst um Jax, dass es mir die
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