Jax
mit ihm vor«, murmelt Jax.
Julius erhebt sich ebenfalls, wobei er die Hände auf der Tischplatte abstützt und sich vorbeugt. »Werdet ihr auf unserer Seite stehen?«
Ich will schon Ja sagen, da es sonst wohl ohnehin eindeutig ist, dass Julius uns nicht wieder laufen lassen wird, als Jax sagt: »Eine Frage: Wieso bist du hier der Chef?«
Julius schmunzelt. »Weil ich die Rebellen unter meiner Führung versammelt habe.«
»Und warum folgen sie einem halben Kind? Wieso vertrauen sie dir?«
»Vor zehn Jahren begann mein Vater, mich in alles einzuweihen, weil er wollte, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen trete. Als ich herausgefunden habe, wie er die Menschen in der Stadt verarscht und die Outsider behandelt, hat mich das unsagbar wütend gemacht. Aber ich habe ihm das nie gezeigt, weil ich wusste, er würde mich genauso verbannen wie meine Mutter. Ich spiele bis zum heutigen Tag mit und lasse ihn in dem Glauben, einmal so zu werden wie er.«
»Du bist Senator Pearsons Sohn Andrew!« Der Senator ließ vor Jahren seine Frau exekutieren, weil sie angeblich mit den Rebellen sympathisierte. Jeder kennt die Geschichte. Andrews Gesicht tauchte allerdings nie vor den Kameras auf. Der Senator hatte wohl Angst, sein Sohn könnte Opfer eines Anschlages werden. Nach der Exekution seiner Frau erhielt er eine Menge Drohungen.
Ein Schatten huscht über Julius’ Gesicht. »Er ließ sie töten, weil seine menschenverachtenden Praktiken sie genauso anwiderten wie mich.«
Jax brummt zustimmend. »Dann bist du auch ein Mann, der nach Rache sinnt.«
»So ist es.« Jul – ich habe beschlossen, ihn so zu nennen – hebt die Brauen. »Und, wie sieht es nun aus?«
Jax wirft mir einen fragenden Blick zu, woraufhin ich nicke.
»Okay, ich helfe euch, wo ich kann«, sagt er. »Ich beteilige mich sogar am Tunnelbau, wenn ich meine Rache an Tony Greer und Senator Freeman bekomme. Ich will ihnen eigenhändig den Hals aufschlitzen.«
Jul nickt. »Die bekommst du, aber du musst noch warten, bis wir alle evakuiert haben. Ich kann dir nachfühlen, wie schwer es für dich ist.«
»Ich warte«, erwidert Jax. »Doch eine Bitte habe ich noch.« Er schenkt mir einen flüchtigen Blick und sagt zu Jul: »Bring Sam in Sich erheit.«
***
Jul führt uns kurz durchs Hauptquartier. Es ist eine große Wäscherei, die er offiziell selbst leitet. In den Hinterzimmern können sich die Rebellen versammeln und von dort in den Untergrund gelangen. Diejenigen, die kein Doppelleben führen, sondern nur im Verborgenen leben, dürfen nicht lange oben bleiben und sich keinesfalls in der Stadt blicken lassen. So wie wir. Daher bringt uns Jul wieder nach unten in die Kanalisation. Vier Wachen begleiten uns, und Jax hat seine Waffe ebenfalls zurückbekommen, ich auch meinen Rucksack mit den Konserven und Medikamenten.
Nach einem längeren Fußmarsch in fast völliger Dunkelheit, bei dem wir mit Angriffen durch Warrior rechnen müssen, erreichen wir ein Planquadrat, in dem es deutlich feuchter wird. Ich höre ein Rauschen.
»Vor uns liegen die Quellen«, erklärt uns Jul. »Da werdet ihr leben, bis der Tunnel fertig ist.«
»Warst du hier schon mal?«, frage ich Jax, während wir Julius hinterhersehen. Er krabbelt durch ein Rohr, vor dem ein Eisengitter angebracht ist, aber es ist nicht verschlossen, sondern lässt sich wie eine Tür öffnen.
»Ich bin schon ein paar Mal hier vorbeigekommen, habe aber nie etwas Verdächtiges bemerkt.« Jax folgt ihm auf allen vieren und ich hänge mich an seine Fersen. Ich glaube, so nah wie in den letzten Stunden habe ich den Boden seit meinem ersten Lebensjahr nicht mehr gesehen.
Der Durchgang ist etwa fünf Meter lang und macht nach der Hälfte einen sanften Knick. Niemand würde hier wohl freiwillig durchklettern oder vermuten, dass sich dahinter ein riesiges Höhlensystem auftut. Jax lässt den Strahl der Taschenlampe kreisen, doch eine Wand ist nicht zu erkennen. Der schwarze Fels schluckt das Licht. Vor uns befindet sich ein unterirdischer See – das Süßwasservorkommen der Stadt. Jetzt höre ich auch das Rauschen viel intensiver, als ob es in der Nähe einen Wasserfall gibt. Jul erklärt, dass das Geräusch von einer Pumpe kommt, die einen halben Kilometer entfernt, auf der anderen Seite des Sees, angebracht ist. Von dort gelangt das Wasser in die Stadt. »Auf dieser Seite sind wir sicher. Da der See wie ein Boomerang geformt ist, sieht uns hinter den Felswänden niemand, falls einmal Techniker
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