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Jax

Jax

Titel: Jax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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allerdings überreden, dass Jax zumindest angehört wird und eine richtige Verhandlung bekommt. Immerhin hat Sonja während der letzten Monate an Juls Seite vieles mitbekommen. Und sie ist eine Bürgerin von Resur. Doch sie hätte Bürgermeister Forster gar nicht überzeugen müssen, Jax hätte ohnehin eine Verhandlung bekommen, das sei bei ihnen üblich. Wieso hat mich erst jeder in dem Glauben gelassen, alles hänge von Juls Aussage ab? Ich bin so erleichtert, ich kann es nicht in Worte fassen, dennoch ist es nur ein Lichtblick.
    Eine Woche hockt Jax bereits in dem Loch und wird fast verrückt da drin. Und ich werde verrückt, weil ich ihn bald verlieren könnte, sollte das Gericht ihn schuldig sprechen. Wenigstens darf ich jeden Tag kurz zu ihm.
    Im Theater, das den Bürgern auch als Gemeindesaal dient, soll die Verhandlung stattfinden. Ich sitze neben Sonja und dem Bürgermeister auf der Bühne; mir ist schlecht, ich schwitze und zittere. Außerdem blenden mich die Scheinwerfer, die auf uns gerichtet sind.
    Hinter uns sitzen auf einer erhöhten Bank acht Geschworene – vier Frauen und vier Männer. Alles unbeteiligte Bürger, die nach der Anhörung ein Urteil fällen werden. Zwar hat niemand von ihnen ein Familienmitglied durch einen Warrior verloren, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass sie diese Soldaten hassen und sämtlichen Kuppelmenschen mit Skepsis begegnen. Die Eingliederung der Rebellen war nicht leicht, wie ich erfahren habe, und nicht jeder von außerhalb wird so herzlich aufgenommen wie ich. Wobei ich in den letzten Tagen mitbekommen habe, wie einige hinter meinem Rücken über mich tuscheln. Natürlich hat es sich herumgesprochen, dass ich die Gespielin des Kriegers bin.
    Ankläger und Publikum befinden sich auf den Stühlen im Zuschauerbereich; ein Murmeln erfüllt den Saal. Wieso bloß habe ich gerade ein Déjà-vu …
    Als der Richter in der schwarzen Robe die Bühne betritt, wird es still und alle stehen auf. Richter Morris ist ein kleiner Mann mit einem runden Bauch und erstaunlich dunkler Hautfarbe. Das habe ich in White City nie gesehen. Er begibt sich hinter sein Rednerpult, begrüßt alle Anwesenden und liest den Fall vor. Ich höre nur die Wörter »Jackson Carter«, »Warrior« und »Kuppelmenschen« heraus, so aufgeregt bin ich.
    Als Sonja an meinem Ärmel zupft, setze ich mich wie ferngesteuert. Wie werden die Geschworenen entscheiden? Sollte unentschieden abgestimmt werden, wird Jax nach dem Grundsatz »Im Zweifel für den Angeklagten« freigesprochen. Wir brauchen also nur vier, die für ihn sind.
    Als er von zwei Stadtwachen in Hand- und Fußfesseln auf die Bühne gebracht wird, geht ein Raunen durch die Menge und ich halte die Luft an. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, das ich noch im Ruc ksack hatte und ihm geben durfte, sowie seine Stiefel und die Einsatzhose. Er hat sich frisch rasiert und sieht atemberaubend gut aus. Dadurch, dass seine Arme vor dem Körper fixiert sind, drücken sich die Brustmuskeln heraus. Seine große Gestalt überragt sogar noch den Richter hinter dem erhöhten Pult. Jax ist schon ein imposanter Mann.
    Als er mich sieht, wirft er mir ein kurzes Lächeln zu. Am liebsten möchte ich aufspringen, um ihn zu umarmen, stattdessen zerquetsche ich Sonjas Hand. Ich bin so froh, dass sie bei mir ist. In den letzten Tagen ist sie mir eine gute Freundin geworden. Gemeinsam haben wir sogar an einem Ladegerät für den Wundlaser gebastelt. Der Stift erleichtert meine Arbeit ungemein.
    Jax wird zu einem Stuhl geführt, der mitten auf der Bühne steht, sodass ihn alle gut sehen und hören können. Er sitzt uns als Einziger gegenüber, die Wachen positionieren sich hinter ihm.
    Einer gegen alle, wie ungerecht , denke ich, während sich mein Herz verkrampft.
    »Ihnen wird gezielte Tötung zur Last gelegt, Mr. Carter«, sagt Richter Morris. »Wir sprechen also von Mord. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Es war mein Auftrag, jeden zu töten, der die Sperrzone betritt. Ich hatte den Befehl, White City zu schützen.« Jax’ Stimme hallt durch den Saal. Er spricht laut und deutlich, sieht der Wahrheit furchtlos ins Gesicht. Wie kann er nur so ruhig bleiben? Ich sterbe fast vor Angst um ihn.
    »Und diesem Befehl sind Sie stets nachgekommen?«, fragt der Richter.
    Jax nickt. »Bis vor drei Monaten schon.«
    Morris hebt die buschigen Brauen. »Und dann nicht mehr?«
    »Es passierte etwas, das mich mein Handeln überdenken ließ.«
    Im Publikum wird aufgeregt getuschelt,

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